Sie haben mit der Frage, ob er außer der Blausegnung in dieser weihevollen mittäglichen Fernsehsendung noch etwas hervorbrachte, das lohnend wäre, zu erwähnen, dazu genötigt, doch die gesamte Sendung anzusehen, trotz der Einstellung, eine verpaßte Sendung je eine verpaßte Sendung sein zu lassen, und diese also nicht nachträglich, drei oder vier Tage später aus dem Archiv zu holen …
Es reicht Ihnen nicht, was die Tageszeitung „Kurier“ am Montag darauf …
Frauenfrage
Zurückhaltend gibt sich Schönborn beim Thema Frauen in kirchlichen Weiheämtern. Entgegen der Hoffnung vieler erfolgte dazu bei der jüngsten Weltsynode keine Klärung. „Eine Änderung kann nur ein ökumenisches Konzil beschließen“, betont der Kardinal und stellt die Frage in den Raum: „Sind wir im Jahr 2024 so viel gescheiter als eine 2.000 Jahre alte Tradition? Es kann sein.“ Die Frage sei, ob dies wirklich der Wille Gottes sei. Schönborn bezweifelt, dass es bald zu einer Entscheidung kommen werde. „Das Thema bleibt aber auf dem Tisch.“
diese Verkürzung des Gesamten dazu …
Barbara Tóth: Sie sprechen an den Priestermangel, Sie kennen jetzt sicher das Thema, nämlich die Frauenfrage. Auch das war auf der Weltsynode ein wichtiges Thema. Wir haben auch ein Bild vorbereitet, da sieht man deutsche selbsternannte Bischöfinnen, die stark dafür eintreten, daß auch Frauen ein Amt in der Kirche haben dürfen. Als Minimialziel haben viele gesehen, daß zumindest Ordensfrauen als Diakoninnen geweiht werden dürfen, in Zukunft. Auch das konnte nicht beschlossen werden. Wenn es nach Ihnen persönlich gegangen wäre, hätte man diesen Schritt wagen können?
Christoph Schönborn: Ich kenne persönlich eine ganze Reihe Frauen, auch wirklich befreundet, die von sich sagen, ich habe eine Berufung zur Priesterin, zur Diakonin. Ich kann nur sagen, das akzeptiere ich und ich halte das für etwas Schönes und Starkes. Aber das hat nicht direkt zu tun mit der Frage der Gleichberechtigung. Denn es gibt kein Recht auf ein Amt in der Kirche. Es gibt Berufungen dazu und Zulassungen dazu. Nun gibt es eine zweitausend Jahre alte Tradition, die auf Jesus selber zurückgeht, nämlich daß er zwölf Männer als Apostel gewählt hat und deren Nachfolger durch 2000 Jahre Männer waren. Jetzt kann man darüber diskutieren, ist das patriarchalisch, woher kommt das, warum ist das so. Eines ist für mich klar, eine Änderung dieser Vorgabe, die für die katholische Kirche eine Vorgabe, die auf Jesus zurückgeht, ist, das kann nur ein ökumenisches Konzil entscheiden. Das kann nicht eine Synode, die obendrein keine Entscheidungsvollmacht hat, sondern Vorschläge an den Papst abstimmt, und dieser Vorschlag, Diakoninnen zu weihen, ist nicht formalisiert gewesen, sondern es war eine offene Frage.
Barbara Tóth: Was sind denn die Gründe jetzt, wenn man quasi innerhalb der Kirche diskutiert, daß man sagt, wir sind noch nicht reif dafür, also was ist das schlagende Argument dagegen? Außer der Tradition und der 2000 Jahre, wo man es halt anders gemacht hat. Hat man Angst?
Christoph Schönborn: Nein. Nein. Es ist nicht eine Frage der Angst, sondern, das ist, ich sag das ganz einfach so. Sind wir im Jahr 2024 so viel gescheiter als eine zweitausendjährige Tradition, die auch argumentiert worden ist, die, über die man viel sagen kann, sind wir so viel gescheiter, daß wir sagen können, das war jetzt zweitausend Jahre lang ein Irrtum? Es kann sein, es kann sein, ich glaub vor allem, daß der heilige Geist die Kirche, ich hoffe doch, daß der heilige Geist in der Kirche etwas zu tun hat, ja, vielleicht sogar viel zu tun hat, aber ob das jetzt wirklich der Wille Gottes ist, ob das dem entspricht, was Jesus in seine Stiftung hineingegeben hat, das zu prüfen und das zu entscheiden, das wird, das kann passieren, aber ob das jetzt passieren, daran zweifle ich.
Barbara Tóth: Jetzt, in den nächsten 30 Jahren, in den nächsten 60 Jahren?
Christoph Schönborn: Schauen Sie, ich bin kein Prophet oder eine Prophetin.
Barbara Tóth: Die Kirche denkt in Jahrtausenden.
Christoph Schönborn: Das wird sich zeigen. Das Thema bleibt am Tisch. Aber eines möchte ich auch sagen, nach doch einiger Kenntnis, die ich von der Weltkirche hab, weltweit sind Frauen überall in Leitungspositionen, nämlich, ich nenne Ihnen ein Beispiel. Mein Cousin ist Priester in Equador, er hat dort eine Gemeinde mit fünfzig Dörfern. Ich habe ihn dort besucht, wir haben einige dieser Dörfer besucht, alle diese Recintos, diese Dörflein sind praktisch von Frauen geleitet.
Barbara Tóth: Es könnte doch die Kirche vom Süden lernen.
Christoph Schönborn: Das könnte, ja, ich sage immer als Beispiel, ich nenne jetzt nicht den Namen dieser Pfarre, wir haben eine Gemeinde hier in Wien, die von einer Frau geleitet wird, und das ist auch in unserem Programm so vorgesehen, daß die sogenannten Teilgemeinden auch von Laien geleitet werden können und sollen, da sind wir noch sehr wenig weit in der Entwicklung. Aber ich muß sagen, diese Pfarre ist für mich ein großes Vorbild, wie dort Familienarbeit geschieht, wie dort Lebendigkeit ist, da habe ich überhaupt kein Problem damit, daß Frauen auch Gemeinden leiten können. Das Pfarramt ist für uns an das Priestertum gebunden und Pfarrer ist im Moment nur so möglich.
Die Wahrheit ist ihm ein hohes Mannesgut.

Auf seine weihevolle Erzählung in dieser sonntäglichen weihevollen Stunde braucht nicht mit langen Erklärungen geantwortet zu werden, es genügt hinzuweisen, hinzuweisen nicht nur auf die eine „Apostelin der Apostel“ —
Ob zweitausend Jahren später, wie Christoph Schönborn fragt, die Menschen gescheiter wären, ist mit einer solchen Frage bis zu ihrer Kenntlichkeit hinlänglich beantwortet, wenn jedoch nicht nach dem Gescheitsein gefragt wird, sondern nach dem Erlebten vor rund zweitausend Jahren, kann gesagt werden, sie wußten mehr um das Geschehen rund um den Stifter, lebten sie doch in dieser Zeit, wie Paulus, wenngleich dieser lediglich ein indirekter sogenannter Zeitzeuge war, weil er mit dem Stifter nicht persönlich bekannt war, wie Christoph Schönborn mit ihm nicht persönlich bekannt ist, zu dem er in seinem Aposteljahr vor fünfzehn Jahren im Discotanzwagen pilgerte:
Paulus dagegen versteht den Begriff ganz anders. 24 Mal spricht er in seinen Briefen von Aposteln und Apostelinnen und meint damit nie die Zwölf, sondern vor allem Botinnen und Boten seiner Gemeinden und besonders wichtige Missionarinnen und Missionare. Auch sich selbst bezeichnet er als „Apostel Jesu Christi“, obwohl er nicht zur Gruppe der Zwölf gehörte und Jesus gar nicht persönlich kennengelernt hatte.
Die römische Gemeinde vor 2.000 Jahren wusste es natürlich, denn sie kannte Junia. Doch wie können wir heute herausfinden, wer gemeint ist, zumal uns die Namen Junia und Junias beide nicht geläufig sind?
Der Theologin Bernadette J. Brooten ist es bereits in den 1970er-Jahren gelungen, das Rätsel zu lösen. Zunächst studierte sie alte Bibelauslegungen und stellte fest, dass der Akkusativ „Junian“ erst seit dem 15. Jahrhundert als zu einem Männernamen gehörig gedeutet wurde.
Bis ins Mittelalter hinein gingen Auslegungen und Bibelabschriften von einer Frau aus. Auch gibt es antike Abschriften des Römerbriefs – die Schriften des Neuen Testaments mussten jahrhundertelang durch Abschreiben vervielfältigt werden -, in denen aus dem Namen „Junia“ eine „Julia“ wurde.
Die Abschreiber, die diesen Schreibfehler machten, hielten es also für klar, dass Paulus hier eine Apostelin grüßt. Bernadette Brooten studierte darüber hinaus auch nichtbiblische antike Schriften und Inschriften und fand heraus, dass „Junia“ ein weit verbreiteter Frauenname war, während es keine Belege für den männlichen Namen „Junias“ gibt. Schon allein deshalb war es ausgesprochen unwahrscheinlich, dass Paulus hier einen Mann grüßt, der einen völlig einzigartigen Vornamen trägt.
Nicht zuletzt legt auch der Römerbrief selbst nahe, an eine engagierte Frau und damit an ein gemischtgeschlechtliches Apostelpaar zu denken. In Röm 16 grüßt Paulus zahlreiche Frauen, die Diakonin Phöbe etwa, Maria, die Frauen Tryphäna und Tryphosa, Rufus und seine Mutter, Nereus und seine Schwester sowie die Paare Priska und Aquilla und Philologus und Julia, die sich in der römischen Gemeinde engagierten, was in unterschiedlicher paarweiser Zusammensetzung geschah.
Erfolge der feministischen Bibelforschung
Doch offenbar ließ die Bezeichnung „Apostel“ lange Zeit die Vorstellung nicht zu, dass es sich um eine Frau handeln könnte. Erst die feministische Bibelforschung der letzten Jahrzehnte machte verdrängte und verschwiegene Jüngerinnen und Apostelinnen wieder sichtbar.
Mit Erfolg: Maria aus Magdala wird endlich wieder als Apostelin der Apostel gefeiert. Und Junia hat nach langem Verstecktsein schließlich ihren Weg in unsere Bibelübersetzung gefunden.
Doch immer noch setzt sich das Unsichtbarmachen von Frauen fort: Schon heute schreiben manche Bibelwissenschaftler gelehrte Aufsätze über Junia und andere Apostelinnen, ohne die Forschungen ihrer Kolleginnen wie Bernadette Brooten zu erwähnen.
Sonja Angelika Strube, katholische Theologin, Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands



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