Hofer, Gudenus, Strache und deren Faschismus-Zitat


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Es wird nicht nur von diesen drei Herren der identitären Gemein-Schaft recht das Zitat von François Bondy bemüht, um gegen den „Antifaschismus“ zu wettern, sondern auch von vielen, deren Gesinnung ihnen recht lieb und treu zu sein scheint.

Es wurde zwar erst vor kurzem deutlich gemacht, daß dieses Zitat die Wiedergabe eines Satzes ist, den Ignazio Silone zu Bondy sagte. Dieser Satz vom Faschismus also nicht von Silone geschrieben wurde, wie in den Kreisen der Herren Hofer, Gudenus und Strache verbreitet wird, die als Verfasser dieses Satzes stets Ignazio Silone anführen.

Es ist aber notwendig, noch einmal auf diesen Satz vom Faschismus einzugehen, vor allem darauf, wann dieser Satz gefallen ist, wann dieser Satz von Bondy aufgeschrieben wurde, wann er an diesen Satz erinnerte, und auch anzuführen, was unmittelbar vor und nach diesem Satz von ihm zu diesem Satz vom Faschismus geschrieben wurde.

In „Pfade der Neugier“ schreibt Bondy:

Ich traf Silone in Genf am Tag, an dem er aus dem Exil nach Italien zurückkehrte, und plötzlich sagte er: „Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus‘. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus.'“

Viele Jahre später, als „Antifaschismus“ in der Tat instrumentalisiert wurde und zu einem Slogan herunterkam, verstand ich, daß dieses kaustische Aperçu prophetisch war.

Aus dem Exil nach Italien kehrte Silone 1944 zurück. Silone sagte also diesen Satz vom Faschismus 1944 zu Bondy, und vierundvierzig Jahre später schreibt Bondy diesen Satz vom Faschismus in sein Portrait von Silone in seine „Pfade der Neugier“, die 1988 veröffentlicht wurden. Das Nachwort von Bondy, in dem er auf seine Portraits, also auch auf Silone, überblicksmäßig eingeht, ist sogar noch genauer: mit „Juni 1988“ datiert.

Es will aber in keiner Weise die Frage gestellt werden, ob die Erinnerung mehr als vier Jahrzehnte später Bondy einen Streich spielte. Das ist belanglos, unwesentlich.

Denn wesentlich ist, wann der Satz vom Faschismus gefallen ist: es war 1944. An einem Tag im Oktober des Jahres 1944, so erinnert sich Bondy 1988, muß also der Satz vom Faschismus von Silone zu Bondy gesagt worden sein, denn im Oktober 1944 kehrte Silone aus dem Exil nach Italien zurück.

Und es entspricht im Rückblick vollkommen der Wahrheit, daß der „Antifaschismus“ bald schon auf die widerwärtigste Art und Weise von Kommunisten und Kommunistinnen in und außerhalb der Sowjetunion instrumentalisiert worden ist.

Satz vom Faschismus - Der von Bondy zitierte instrumentalisierte Ignazio SiloneAber den Herren Hofer, Gudenus und Strache und ihren Gesinnungskreisen ist klar zu entgegnen: Antifaschismus ist nicht gleich Kommunismus. Und Antifaschismus ist nicht gleich Faschismus“, also dem zweieigigen Zwilling“ des Kommunismus. Wie hier schon einmal ausgeführt wurde, als es um die „Zwillinge“ ging: Die Straße nicht dem Kommunismus überlassen und in die Parlamente nicht seinen Zwilling wählen.

Silone sprach diesen Satz vom Faschismus also ganz aus seiner Zeit heraus und für seine Zeit und hatte mit diesem Satz vom Faschismus auch vor dem Hintergrund seiner politischen Biographie recht. Von ihm ist auch die Wendung „roter Faschismus“ bekannt.

Vielleicht wäre es nie zu diesem Satz vom Faschismus gekommen, hätte es nicht die Trennung zwischen Silone und dem Kommunismus gegeben. Bondy zitiert Silone in seinem Portrait auch damit:

„Die Trennung vom Kommunismus war für mich ein sehr trauriges Erlebnis, und ich komme aus einem Land, wo man länger Trauer trägt als anderswo. Was ist mir von dem langen, enttäuschenden Abenteuer geblieben? Eine unausgesprochene Sympathie für einige Männer, die ich dabei kennengelernt habe, und der bittere Nachgeschmack einer vergeudeten Jugend. Es war zum Teil meine eigene Schuld. Von Anfang an beging ich den Fehler, von einer politischen Aktion etwas zu verlangen, was sie nicht geben kann.“ 

„Man kann sehr wohl sagen, daß in unserer Zeit alle Wege nach Moskau führen können, aber sie können auch alle dazu dienen, von Moskau wegzuführen. Zur Unterscheidung meines Falles von dem anderer Exkommunisten mögen zwei Feststellungen dienen. Ich erteilte dem Kommunismus in den dreißiger Jahren meine Absage, also in den Anfängen des stalinschen Absurdismus, während andere sich gerade in diesem Zeitpunkt zum Kommunismus bekehrten. Darüber hinaus blieb ich nach dem Verlassen der kommunistischen Partei Sozialist, wenn auch ohne Partei, während andere ganz offen nach rechts schwenkten. Aber ich blieb deshalb nicht von der diffamierenden Polemik der Parteimitglieder verschont. Die Behandlung, die die kommunistische Partei einem Ausscheidenden zuteil werden läßt, richtet sich immer danach, für wie gefährlich sie ihn hält.“

Das macht wohl auch noch einmal deutlich, gegen wen Silone seinen Satz vom Faschismus richtete, nicht gegen den Antifaschismus, sondern gegen seine ehemaligen Genossen und Genossinnen. Zu seiner Zeit war der Antifaschismus einem ideologischen Block prominent zugeordnet. Diese Zuordnung gibt es heute nicht mehr, jedenfalls außerhalb der Kreise der Herren Hofer, Gudenus und Strache, die sich in einer Welt wie vor über siebzig Jahren …

Und aus dieser Zeit heraus, aus dieser damaligen Weltsicht heraus ist zu verstehen, weshalb der Satz vom Faschismus so gesagt wurde, wie er gesagt wurde, Silone vom Antifaschismus sprechen konnte, und eigentlich Kommunismus meinte, den Kommunismus treffen wollte.

Ein spöttischer Spruch muß stets knapp und verkürzt formuliert sein, um Karriere machen zu können. Bondy ist es gelungen, seinen Satz vom Faschismus zu einem Erfolgssatz zu machen. Hätte er diesen nur ein wenig ausführlicher gestaltet, wäre der Erfolg wohl ausgeblieben. Mit Blick auf die Zeit vor über siebzig Jahren und die politische Involvierung von Silone hätte Silone zu Bondy richtigerweise sagen müssen:

Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus‘. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus des Kommunismus und seiner besonders blutigen Auslegung des Stalinismus.‘

Das aber wäre ein zu langer und ein zu unbrauchbarer Satz, um je als Zitat in den Kreisen der Herren Hofer, Gudenus und Strache …

Was nebenher mit der Beschäftigung mit diesem Satz vom Faschismus noch klar wurde, ist, weshalb gerade Norbert Hofer zum Kandidaten für das höchste Amt im Staat dieser Partei auserwählt wurde. Norbert Hofer ist ja doch der Gesinnungsmeister von Gudenus und Strache, er geht ihnen voran, auch mit dem Satz vom Faschismus, den er vor Strache, wie hier nachgelesen

Hofer-Strache sagen nicht …

werden kann, und auch lange vor Gudenus schon verbreitete …

Norbert Hofer mag für seine Partei ein Gesinnungsmeisterdenker sein, jedoch außerhalb seiner Partei ist er nur ihr Meistlächler, wenn auch nicht wenige außerhalb seiner identitären Gemein-Schaft es gibt, die damit für ihn aus wohl abgründigen Motiven Werbung

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