Religionen – Schmarotzerinnen des nicht nur existentiellen Hungers

Wie sähe, fragt Martín Caparrós, die Welt aus, wäre die Geschichte anders verlaufen, aber:

»Aus Bequemlichkeit, Unwissenheit oder welch anderer großer Tugend auch immer gehen wir davon aus, dass die Geschichte der Welt nicht anders hätte verlaufen können, als sie verlaufen ist. Das ist und bleibt der beste Trick derjenigen, die wollen, dass wir die Welt so akzeptieren, wie sie ist: Was war, sollte genau so sein – und was ist, soll auch genau so sein, auf jeden Fall gibt es keine Alternative.

Wie sähe die Welt aus, wenn es, nur mal angenommen, ein paar Frühmenschen nicht in den Sinn gekommen wäre, dass alles, was sie nutzten und zu sich nahmen, ihnen gehörte, ihr Eigentum, ihr Besitz war, sondern wenn es weiterhin allen gemeinsam gehört hätte, weil alle es gleichermaßen wollten und brauchten? Wie sähe die Welt aus, wenn sie die harte Arbeit gescheut und ihr Leben als nomadisierende Taugenichtse fortgeführt hätten? Wie, wenn keiner die Furcht oder die Fantasie oder den Ehrgeiz oder die nötige Intelligenz gehabt hätte, zu seinen Kumpanen zu sagen, – sie zu überzeugen –, der riesige, uralte Baum da sein ein höheres Wesen, ein ›Gott‹, den sie um etwas bitten könnten?«

Und ein paar Seiten davor in »Der Hunger«:

»Die Priester und die Religionen waren in gewisser Weise Parasiten der ersten Experimente mit der Landwirtschaft.«

Mit dieser Feststellung kann seinen oben zitierten Fragen eine weitere hinzugefügt werden: Wie sähe die Welt aus, wenn die Menschen je nicht dieses Schmarotzen geduldet und gefördert hätten?

Das alles kann beantwortet werden. Nicht mehr für Vergangenheit und Gegenwart, aber für die Zukunft. Ohne zu spekulieren. Und vor allem: Es kann umgesetzt werden. Denn. Es ist dringlich, noch einmal zu beginnen. Das Wissen dafür ist so groß wie noch nie, um zu beginnen, ohne noch einmal einzureden und sich einreden zu lassen, der fruchtlose Baum dort ist Allah und seine blütenlosen Äste sind Jahwe, dringend damit zu beginnen ist geboten, endlich ohne die Ideologien des blutgotten Tränkens der Erde …Religionen - Parasitinnen des nicht nur existentiellen Hungers