Andreas Rabl, Bürgermeister in Wels, will vorschreiben, daß in den Horten die Kinder „deutschsprachige Lieder“ und „deutschsprachige Gedichte vortragen können müssen“ …
Andreas Rabl will, daß es für ihn je fünf an der Zahl zu sein haben sollen, die die Kinder „vortragen können müssen“ – Fünf. Das Urteil hat damit Andreas Rabl selbst gesprochen, unbewußt zwar, aber doch recht deutlich. Fünf ist nach wie vor eine Schulnote in Österreich, mit der je kein Aufstieg …
Andreas Rabl will, daß es „deutschsprachige“ Lieder und Gedichte sind. Wenn ein Funktionär dieser Partei von „deutschsprachigen“ spricht, meint er gesinnungstreu „deutsche“ Gedichte und „deutsche“ Lieder. Wird die gesinnungstreue Anhänglichkeit zu einem recht bestimmten Wert der Literatur und zu recht bestimmten Liedwerten in dieser identitären Gemein-Schaft bedacht, stellt sich sogleich die Frage, welche Lieder werden das sein? Eines von Ottokar Kernstock zum hymnischen Preisen der Flagge „Brauchtum“, unter der etwa ein Norbert Hofer gen Italien …
Vielleicht (wer will nicht in Vergangenheiten modern …) auch etwas von Rennicke?
Welche Gedichte werden das sein? Was recht Wärmendes von einer Miegel oder einer Seidel?
Daß Andreas Rabl nun auf die deutschen Lieder und die deutschen Gedichte kommt, hat seine eiskalte Folgerichtigkeit, wird an seine Reformbemühungen gedacht, über die hier bereits unter „Stiehl die Zukunft“ geschrieben wurde. Wenn die Kinder nun aus dem Hort nach Hause kommen, können sie Gedichte aufsagen und Lieder singen, um davon abzulenken, wenn es allzu kalt in der Wohnung ist, die Mägen zu sehr vor Hunger knurren.
Gedichte tun not, darum wissen sogar Sozialkalte, aber ohne Brot dazu klingen alle Lieder und alle Gedichte nicht, oder, nur falsch. Und vor allem solche Gedichte und Lieder, die einer nun aus dieser sozialen Kältepartei schon Kleinkindern in Wels hineinstopfen will, bis sie aus leeren Mägen Leeres erbrechen …
Welche Gedichte werden es sein?
Die, um nur einen Lyriker zu nennen, von dem in Dresden geborenen Hans Sahl werden es nicht sein, soviel ist gewiß. Es sind deutschsprachige Gedichte, aber keine deutschen Gedichte mit dem Schattenrefrain Ehre und Tre…
Und wohl auch nicht die von Bertold Brecht, dessen Gedicht über die „Bezeichnung Emigranten“ ebenfalls hier als siebentes Gedicht hinzugefügt wurde, weil es …
Damit aber nicht genug, wie in der obigen Collage gelesen werden kann, „an christlichen Festtagen sollen Kirchenbesuche“ … zu den ausschließlich männlichen Verkündern des deutschen Teufels sollen die armen Kinder …
Es sei, wird Andreas Rabl auf der Haimbuchner-Site zitiert, aber eine klare Vorgabe in diese Richtung, also die Richtung der identitären Gemein-Schaft ist das Deutsche, nicht das Deutschsprachige, und das ist nicht nur gesinnungsgemäß zu verstehen, sondern auch vom Beherrschen her. Denn. In Richtung des Deutschen kann marschiert werden, ohne die deutsche Sprache in Wort und Schrift einwandfrei verwenden zu können.
Diese hier von Hans Sahl sechs beigestellten Gedichte – es mag nicht hoffnungsvoll klingen, aber die Wirklichkeit der Wählenden (nicht nur in Österreich) diktiert, das Gedicht „Die Letzten“ könnte einst, nach dem nächsten Untergang, wieder geschrieben werden, unverändert, bloß mit einem veränderten Titel und einem Vorspruch:
Wir waren die Ersten der Letzten
Wir waren die Ersten der Letzten.
Fragt uns aus.
Wir waren zuständig.