Südtirol: Saint Germain-en-versailles der FPÖ

Südtirol- Saint Germain der FPÖ

Es wurde wohl schon zur Genüge dargestellt, welche Bedeutung Südtirol in identitären Kreisschaften zukommt, daß es im Grunde keines weiteren Wortes bedarf …

Nachdem aber in der letzten Woche das FPÖ-Präsidium in Südtirol war und von He.-Chr. Strache aufwärts wieder bekannten, was ihm eine Herzensangelegenheit – geradeso, als ob es in dieser Zeit keine Angelegenheiten gäbe, die das ganze Herz erforderten – sei, soll heute am 15. März 2016 doch noch festgehalten werden, was vor lange Zeit gedacht und vergessen wurde, es auch zu erwähnen:

Es gibt, wie aus der Geschichte reichlich bekannt ist, immer wieder Grenzziehungen, Verträge, die von manchen als ungerecht empfunden werden, von anderen wieder rückgängig gemacht werden wollen, weil sie es so haben wollen, wie es einmal war, trotz des Wissens, daß das, was einmal war, ohnehin nie lange war, und von wieder anderen instrumentalisiert und mißbraucht werden, also damit ganz andere Pläne verfolgen …

Was also zu Südtirol und der parlamentarischen identitären Gemein-Schaft noch zu erwähnen ist:

Südtirol: Saint Germain-en-versailles der FPÖ …

In diesen Tagen konnte auch, wie in der Collage gesehen werden kann, die kartographische Verwendung von Österreich und Südtirol durch FPÖ-TV gesehen werden, zuerst Österreich allein mit dem FPÖ-TV-Logo und dann kam Südtirol hinzu. Erwähnenswert ist es wegen der korrekten und also richtigen Grenzsetzung, und das ist keine Kleinigkeit für die hoferischen Kreise, in denen nicht immer gewußt wird, grenzt Südtirol an Deutschland oder doch an Österreich, wie hier nachgelesen werden kann.

Und eines, was schon vor langem geschrieben wurde, kann bei dieser Gelegenheit und muß wiederholt werden, und kann wohl nicht oft genug wiederholt werden, weil gerade von dieser Partei auch und vor allem im Zusammenhang mit Südtirol recht viel von „Selbstbestimmung der Völker“ geschwefelt wird, aber wie immer hinkt sie hinterher oder bleibt wie immer zurück …

Abstimmung Krieg oder Frieden – ein nicht gefordertes, aber heftig zu forderndes Selbstbestimmungsrecht

Es gab viele Äußerungen und Forderungen zu dieser noch recht aktuellen Sagerei von Martin Graf zu Südtirol und Volksabstimmung.

Eine Forderung jedoch wird, auch diesmal, vermißt, nämlich die nach der einzigen legitimen Abstimmung im Zusammenhang mit Grenzänderungen aufgrund von Kriegen.

Eine Abstimmung in der Gegenwart über eine Wiedereingliederung von Südtirol in Österreich abzuhalten, ist der absolut falsche Zeitpunkt. Es wäre auch schon kurz nach dem Weltkrieg von 1914 bis 1918 der absolut falsche Zeitpunkt für eine Abstimmung darüber gewesen, ob Südtirol zu Italien oder … Denn der Preis jedweden Krieges muß durch Massenschlachtungen und Massenselbstschlachtungen von Lebewesen zuerst beglichen werden und am Ende ist für die Reinigung der Schlachtbanken eines jedweden Krieges immer auch noch der geopolitische Preis zu bezahlen; Österreich hat mit Südtirol bezahlt.

Aber das Bezahlenmüssen in der Währung Grenzverschiebung verursachte niemand sonst als der 1914 auf dem Thron wie in einem Rollstuhl schon sitzende Franz-Josef Habsburg mit seinem Wunsch nach einem für ihn allein lebenssicheren und für ihn allein konsequenzlosen letzten aufregenden Alter-Mann-Spiel in behaglich und behäbig schönbrunnerscher Kleinbauernidylle, umhegt und gepflegt von freiwilligen Knechten und Mägden.

Der einzige legitime Zeitpunkt für eine Abstimmung wäre daher 1914 gewesen. Eine Abstimmung nämlich darüber, ob in einen Krieg als Selbst-Mörder gezogen werden soll oder nicht.

Diese Abstimmung wurde nie gefordert.

Diese Abstimmung wird nicht gefordert, ein Selbstbestimmungsrecht, Selbst-Mörderin und Selbst-Mörder werden zu wollen oder nicht, wird auch nicht in Ländern eingefordert, die heute Kriege führen.

Um bei diesem Beispiel Südtirol zu bleiben. Es ist nicht existenziell, in einem italienischen Meran zu leben, es ist nicht existenziell, in einem österreichischen Bozen zu leben. Existenziell aber ist es, Soldatin in einem Krieg werden zu müssen, Zivilist in einem Krieg werden zu müssen, also auf Befehl und also ohne Recht auf Selbstbestimmung sowohl als Zivilistin als auch als Soldat hinnehmen zu müssen, Selbst-Mord begehen zu müssen.

Ein Selbstbestimmungsrecht auf Abstimmung für und gegen Krieg muß also in jedem Staat Gesetz sein.

Die verpflichtende Abstimmung für und gegen Krieg muß also in jedem Staat Gesetz sein.