„Die Richtige“

Die Vorfreude, warum nicht Vorfreude sagen, die Vorfreude auf die Rezension, angekündigt auf Seite 19 der Druckausgabe vom 25. März 2025,

In seinem neuen Roman „Die Richtige“ fühlt Martin Mosebach Künstlern satirisch auf den Zahn. Seite 20

wandelte sich beim Umblättern auf die Seite 20 der Druckausgabe vom 25. März 2025 sofort in wahre Freude; richtiger kann eine Rezension über einen Roman von Martin Mosebach kaum geschrieben werden, und dabei auch noch wie nebenher diese Form der Kritik zu erneuern, wider jedwedes Erwarten, die Rezension könnte je noch eine Erneuerung erfahren. Am 25. März 2025 vollbringt die Tageszeitung „Der Standard“ diese Höchstleistung der Rezension. Die auf Seite 19 angekündigte liest sich auf Seite 20 wie folgt:

Nach einer erfolgreichen Comedy-Tour durch Deutschland und Österreich ist Image der Versuch […] Dazwischen lebt Peggy, eine „gemeine Lesbe“ und gescheiterte Kunststudentin Mitte 30, der die Eltern den monatlichen Geldhahn von saftigen 5000 Euro zugedreht haben. Das bedeutet in erster Linie den Verzicht auf Designergeschirr und andere Kinderlitzchen. Außerdem muss sie sich einen Mitbewohner suchen, um die Miete zu stemmen. Martin.

[Martin]

Er beschreibt sich als „schön, talentiert, reich und dann auch noch so gut bestückt, manchmal fragt er sich, ob er irgendweann an so viel Glück zugrunde gehen würde“. Abseits seiner Selbstwahrnehmung ist Martin aber ein eher unguter Kerl, der bei Peggy einzieht, um einmal am eigenen Leib zu spüren, „wie es so ist, nichts zu haben“. Im Verlauf einer Nacht wirft Image einen Kontrollblick auf das Elend seiner Besetzung, allesamt unglückliche Spießbürger mit ihren Lastern und Perversionen. Dazu gehören noch Martins Stalkerin Olivia und Veronique, die alkoholkranke Kellnerin der titelgebenden Absteige „Image“. Martin ist vergeblich auf der Suche nach einem One-Night-Stand und sperrt Olivia in sein Zimmer, wo sie eine unmenschliche Zerstörungswut packt. […] Die Sticheleien verlieren im Überfluß an Wirkung und legen ein großes Manko offen: Dem Roman mangelt es an literarischer Tiefe.

Diese rezensionistische Erneuerung hat Helene Slancar vollbracht und die Tageszeitung des österreichischen Qualitätsstandards herausgebracht, am 25. März 2025, mit bloß zweiten Seiten dramaturgisch höchst effektvoll in Druck gesetzt, mit einer lapidaren Ankündigung auf der Seite 19 und dann auf der Seite 20:
„Zum Lesen […]“

Es wird vielleicht Ronald Pohl dauern, daß nicht er der Erneuerer der Rezension, aber, so wie er gekannt wird, wird er sich für Helene Slancar und für seine Tageszeitung freuen, daß es ihnen gelungen ist, was nicht mehr zu erwarten war, der Rezension einen derart avantgardistischen Schub …