Paul M. Zulehner führt in seinem Beitrag über die „Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtlich liebende Paare“, mit dem er „zum engagierten Mitdenken“ einlädt, Pro-Argumente und Contra-Argumente an … Ach, was für ein besonnener Mann, wie redlich dieser Mensch doch ist, was für ein um Objektivität bemühter Soziologe er doch ist, was für ein sorgsamer und sorgfältiger Forschender er doch ist, was für ein andere Menschen anhörender Gläubiger er doch ist … Er zieht Umfragen heran, wiegt die Meinungen für die Adoption, wiegt die Meinungen gegen die Adoption …
Und das Ergebnis ist. Die Zusammenfassung seines Beitrag zur Frage der Adoption durch gleichgeschlechtlich liebende Paare ist ein Wort. Es hätte ausgereicht, hätte Paul M. Zulehner nur dieses eine Wort als Beitrag geschrieben, sein „Nein“.
Alles, was er schreibt, ist ein „Nein“. Aus einem „Nein“ so viele Wörter zu machen – das ist schon was, aber ob …
Mit Spannung darf darauf gewartet werden, wie er es schaffen will, „verlässliche Langzeitstudien“ zu erstellen – ohne das dafür entsprechende Adoptionsrecht …
„Überblick man diese Ergebnisse, so zeigt sich erstens ein Diskussionsbedarf, noch mehr aber ein gediegener Forschungsbedarf. Es ist derzeit noch nicht klar, wie sich Kinder ohne Vater und Mutter, dafür mit zwei Vätern oder zwei Müttern entwickeln. Dazu braucht es verlässliche Langzeitstudien in unserem Land.“
Vielleicht sollte Paul M. Zulehner einmal nachsehen, ob es nicht Studien gibt, über Kinder, die in sogenannten Frauenhaushalten aufgewachsen sind, also ohne Männer. Ein nicht unbekanntes Phänomen für die Generation, zu der Paul M. Zulehner gezählt werden darf.
Ja, wenn Krieg ist, wenn Nachkriegszeit ist, dann brauchen Kinder keine Väter, dann reichen Mütter, Großmütter, Schwestern, Tanten … Wer will im Kriegsfall schon groß nach dem Kindeswohl fragen, gar von einem „gediegenen Forschungsbedarf“ noch sprechen, klären, „wie sich Kinder ohne Vater …“, und dann, wenn das geklärt ist, ein Ja respektive ein Nein zu einem Krieg …
„Warum brauchen dann Kinder in einem lesbischen Paar plötzlich keine Väter mehr? Dass jemand die “Vaterrolle” spielt, ist nicht dasselbe als ein leibhaftiger Vater. Soviele künstlerisch begabte Conchitas hat das Land nicht. Und selbst dessen Performance wäre für ein Kind zu wenig.“
„Vaterrolle“, „Mutterrolle“ … Die unumstößliche Einteilung von Paul M. Zulehner, wie das Zusammenleben von drei Menschen zu sein hat: ein Mensch ist das Kind, ein Mensch ist der „Vater“ und ein Mensch ist die „Mutter … Weiter reicht das zulehnerische Denken nicht. Die Einladung zum „engagierten Mitdenken“ ist nicht von ihm nicht nur unvorsichtig ausgesprochen, sondern auch anmaßend … Es könne nur, heißt es so schön, mitgedacht werden, wenn bereits etwas zum Mitdenken angeboten wurde; aber was bietet Paul M. Zulehner an? Er will sein „Nein“ durchbringen, das ist alles. Es wird hier aber keinesfalls für ein Ja geschrieben, gar geworben ..
Wurde schon geschrieben, was für redliche Aussagen Paul M. Zulehner macht, wie gediegen er recherchiert? Als Beispiel für diese zulehnerische Seriösität darf noch einmal zitiert werden:
„Conchitas hat das Land nicht. Und selbst dessen Performance wäre für ein Kind zu wenig.“
Von einem anderen Beispiel zulehnerischer Redlichkeit durfte vor ein paar Monaten berichtet werden, wie hier nachgelesen werden kann.
Und weil Paul M. Zulehner etwas von bekannten Namen hält, darf an dieser Stelle an ein Kind erinnert werden, daß in einem Frauenhaushalt aufwuchs: zum Beispiel Joschka Fischer … Der Frage, ob es heute Kinder gibt, die in sogennanten Frauenhaushalten aufwachsen, ohne daß es Krieg gibt, wurde nicht nachgegangen. In Österreich, wenn etwas vermutet werden darf, möglicherweise äußerst selten. So selten aber sollte auch das auf ein Land eingegrenzte Denken heutzutage bloß mehr sein …
Es kann und will hier auch nicht auf das gesamte und auf viele Sätze und Absätze ausgedehnte zulehnerische „Nein“ eingegangen werden, aber so ein „Nein“ hat es verdient, in seiner ganzen kunstfertigen Pracht mit einer eigenen Collage … Bei einem ohnehin so langen „Nein“ hätte Paul M. Zulehner nicht mehr sparen müssen und hätte informieren können, aus welchem Jahr seine angeführten „Contra-Argumente“ sind. Seine „Pro-Argumente“ hat er aus 1983, wie der Fußnote zu entnehmen ist. Ob die „Contra-Argumente auch schon weit über ein Vierteljahrhundert alt sind?
Nur ein Zitat soll noch angeführt werden, das andere, die so etwas schrieben, in diesem Zusammenhang schrieben, wie es Paul M. Zulehner schreibt, wohl dazu brächte, sich dringend zuerst einmal mit sich selbst zu beschäftigen, sich selbst eingehend zu studieren, gediegen lange:
„Als vor geraumer Zeit zu entscheiden war, ob bestimmte Pestizide den Bienen schaden, lautete das richtige Argument: Es ist noch nicht erwiesen, ob und in welchem Ausmaß sie wirklich schaden. Den Umweltminister hat das wenig gekümmert. Er wollte diese Pestizide zulassen. Die Folge war sein unausweichlicher Rücktritt.
Wer tritt zurück, wenn dieselbe “ökologische” Logik auf das Kindeswohl angewendet wird? Solange Zweifel bestehen, ob der Lebensraum von gleichgeschlechtlich Liebenden wirklich der optimale, auch psychosexuell angemessene Gedeihraum für Kinder ist, gilt die gleiche “humanökologische” Logik. Man kann nicht bei den Bienen restriktiver sein als bei Kindern. Im Zweifelsfall also für das Nein: jetzt zumindestens, solange nicht positiv feststeht, dass es für das Gedeihen von Kindern gut ist.“