Von dem Geschickten der Kurz dazu verleitet, selbst einmal nachzusehen, was die gesinnungsgemäß zensurierte Website der identitären Regierungspartei in ihrem Land so kommentiert, wird die Befriedigung über den leitenden Kirchenangestellten gefunden, der für sie vom „sprichwörtlichen Saulus zum Paulus in Sachen Ausländer geworden“ …
Ein leitender Angestellter der Kirche wäre kein leitender Angestellter, fände er nicht doch irgendwann den Weg zur Herrschaft …
Wie ehedem das bekannte Verhalten …
Nun wird wieder ein kleiner Mann vom Altar seliggesprochen, weil er in seiner Zeit der Herrschaft widerstand, den Dienst für den Herrn, der seinen imaginären Herrn brutal konkret als Herrn ablöste, in die Rente schickte, verweigerte, während seine leitenden Angestellten der massenmörderischen Herrschaft des barbarischen Herrn, dessen Existenz keiner uhrmacherischen Beweise bedarf, den Segen …
So gibt es auch heute den kleinen Mann vom Altar, der nicht die Geschäfte der Herrschaft besorgt, während seine leitenden Angestellten beispielsweise, wie vor kurzem erst, der Herrschaft einen Mutterstein segnet …
Und nun will der leitende Angestellte der leitenden Angestellten abschieben, „zumindest wenn es um straffällige Migranten geht“.
Es ist nicht unbekannt, daß Menschen, die einmal straffällig geworden sind, durchaus wieder straffällig werden können, wobei die Ursachen dafür mannigfaltig sind.
Vor diesem Hintergrund heißt das nunmehrige Eintreten des leitenden Angestellten für eine „konsequente Abschiebungspolitik“ nichts anderes, als die Umschreibung, Neuschreibung seiner Märchenfibel, nicht mehr selbst beide Wangen hinzuhalten, sondern andere die Wangen hinhalten zu lassen, überall auf der Welt, nur nicht mehr in seinem Land, andere überall auf der Welt als mögliche Opfer der Abgeschobenen zu bestimmen, vor allem jene in der Welt, die auch ohne Abgeschobene schon ständig ihre Wangen hinhalten müssen, das gefragt werden kann, wie viele Wangen haben diese Menschen noch.
Der Kommentar der gesinnungsgemäß zensurierten Website der Herrschaft schließt mit einem prophetischen Wort, das, wer dieses Land kennt, kein prophetisches ist, sondern ….
„Gewöhnlich gut informierte Kreise in der katholischen Kirche schließen nicht aus, dass Schönborn auch in Sachen Lehre und Asylberechtigte in naher Zukunft eine Kehrtwendung in Richtung ‚Österreich zuerst‘ vollzieht.“

„Österreich zuerst“ ist zu verstehen, es bräuchte also, könnte gemeint werden, keine Übersetzung, und doch muß es übersetzt werden, was „Österreich zuerst“ tatsächlich heißt: „Herrschaft zuerst“.
So scheint also das Land zu heißen, aus dem Lilith Kurz immer wieder etwas geschickt …
„Herrschaft zuerst“: das lebt ein leitender Angestellter, der nun wohl in Rente ist, seit Jahrzehnten, der irgendwann noch einen Schritt weiterging als sein für lange Zeit direkt Überstellter – von Paulus zu Mohammed vor oder von Mohammed zu Paulus zurück …
Was aber nie richtig übersetzt wurde, ist die Kreuzesinschrift, und hiermit nachgeholt wird: „Herrschaft zuerst“ …
„Herrschaft zuerst“, wie ehedem …
So gegenwärtig immer noch Mohammed Paul ist, und nicht nur in Kurzens Land, in dem nun wieder verstärkt Prozessionen abgehalten werden, denen das Kreuz „Herrschaft zuerst“ vorangetragen wird, ist es doch angebracht, eine kleine, aber alles sagende Charakterbeschreibung von dem Mohammed Paul zu zitieren, die vor langer Zeit E. M. Cioran schrieb.
„Niemals genug werden wir ihm vorwerfen, daß er aus dem Christentum eine unvornehme Religion gemacht hat; er hat es zu den verabscheuungswürdigsten Traditionen des Alten Testaments zurückgeführt: Intoleranz, Brutalität, Provinzialismus. Mit welcher Taktlosigkeit mischt er sich in Dinge, die ihn nichts angehen und von denen er nicht das geringste versteht. Seine Betrachtungen über die Jungfräulichkeit, die Enthaltsamkeit und die Ehe sind einfach widerwärtig. Für unsere Vorurteile in Religion und Moral ist er verantwortlich, er hat die Normen der Stupidität festgelegt und die Beschränkungen vervielfacht, die immer noch unsere Instinkte lähmen.
Von den alten Propheten hat er weder den Lyrismus noch den elegischen und kosmischen Ton, dafür aber den Sektierergeist und alles, was bei ihnen schlechter Geschmack war, Geschwätz, Gefasel zum Nutzen der Mitbürger. Am heftigsten interessieren ihn die Sitten. Kaum spricht er davon, schon zittert er vor Bosheit. In seinem Kopfe spukt die Stadt, die bürgerliche Ordnung, die alte, die er zerstören will, ebenso wie die neue, die er aufbauen will, den Beziehungen zwischen den Menschen und Gott widmet er weniger Aufmerksamkeit als denen der Menschen untereinander. Man braucht nur einmal die berühmten Briefe näher zu betrachten: In ihnen wird man keine Anwandlung von Entspanntheit und Feingefühl, keinen Moment innerer Sammlung und Vornehmheit wahrnehmen können; da gibt es nichts als keuchende Wut, Hysterie gemeiner Art, Unverständnis für das Ziel des Erkennens, für die Einsamkeit des Erkennens. Überall nur Mittelspersonen, Verwandtschaftsbande, Familiengesinnung: Vater, Mutter, Sohn, Engel, Heilige; keine Spur von Intellektualität, kein genau bestimmter Begriff, niemand, der begreifen möchte. Sünden, Belohnungen, Buchführung der Laster und der Tugenden. Eine Religion ohne Wißbegier: eine Orgie des Anthropomorphismus. Der Gott, den er uns aufdrängen will, bringt mich zum Erröten; es ist geradezu eine Pflicht, ihn zu disqualifizieren: an dem Punkte, wo er sich befindet, kann er sich ohnehin nicht halten.
Mit Psalmen und Gebeten erforscht man nichts und entdeckt man nichts. Nur aus Faulheit personifiziert man die Gottheit und betet sie an. Die Griechen erwachten zur Philosophie indem Zeitpunkt, wo ihre Götter ihnen ungenügend erschienen; der Begriff beginnt dort, wo der Olymp endet. Denken heißt aufhören zu verehren, heißt sich auflehnen gegen ein Geheimnis, dessen Konkurs man anmeldet.
Wenn der Konvertit sich eine Doktrin zu eigen macht, die ihm fremd gewesen war, meint er, einen Schritt zu seiner Selbstverwirklichung getan zu haben, während er doch nur seinen Schwierigkeiten ausgewichen ist. Um der Unsicherheit – seiner dominierenden Empfindung – entgehen zu können, gibt er sich der ersten besten Idee hin, die der Zufall ihm anbietet. Einmal im Besitz der vermeintlichen ‚Wahrheit‘, wird er für seine früheren Ungewißheiten, seine früheren Ängste an den anderen Rache nehmen. Dies war der Fall beim heiligen Paulus, diesem typischen Konvertiten. Sein großsprecherisches Gehabe vermochte eine Beklommenheit nicht ganzu verhehlen; vergeblich strengte er sich an, über sie zu triumphieren.
Wie alle Neophyten meinte er durch seinen neuen Glauben seine Natur zu verändern und jene geistigen Schwankungen zu besiegen, deren Kenntnis er seinen Korrespondenten und Hörern wohlweislich vorenthielt. Sein Spiel kann uns nicht täuschen. Viele ließen ihren Geist davon einfangen. Allerdings geschah dies in einer Epoche, als man die ‚Wahrheit‘ suchte und sich nicht für Fallstudien interessierte. In Athen fand unser Apostel einen schlechten Empfang, er sah sich einer Welt gegenüber, die seinen Hirngespinsten Widerstand leistete: dort nämlich pflegte man noch zu diskutieren, der Skeptizismus hatte noch lange nicht abgedankt, sondern verteidigte seine Stellungen. Die christlichen Schnurrpfeifereien konnten dort keinen Beifall finden; dafür mußten sie ihre Verführungskraft in Korinth bewähren, dieser seichten und liederlichen Stadt, die sich um Dialektik nicht kümmerte:
Die Plebs will durch Invektiven, Drohungen und Offenbarungen, durch schallende Redensarten betäubt werden: sie liebt die Maulhelden. Paulus war einer, der inspirierteste, der begabteste, der pfiffigste des ganzen Altertums. Heute noch klingt der Widerhall des Lärmes, den er anschlug, in den Ohren. Er verstand es, sich auf die Bühne zu stellen und seine Wutausbrüche zu deklamieren. Hat er nicht in die griechisch-römische Welt einen Jahrmarktston eingebracht? Die Weisen seiner Zeit empfahlen das Schweigen, den Verzicht, die Hingabe, lauter unausführbare Dinge; er war geschickter, er kam mit appetitanregenden Rezepten: solchen, die dem Gesindel Heil bringen und die Elite der Feinfühlingen demoralisieren. Seine Rache für Athen war vollständig. Hätte er dort triumphiert, würden seine Gehässigkeiten sich vielleicht gemildert haben. Nie hatte eine Niederlage gravierendere Konsequenzen. Daß wir verstümmelte, zerschmetterte, gekreuzigte Heiden sind, Heiden, die eine tiefe, unvergeßliche Vulgarität durchgemacht haben, eine Vulgarität, die zweitausend Jahre gedauert hat, das verdanken wir dieser Niederlage.
Er ist verdächtig: er gibt sich allzu überzeugt. Man weiß nicht, von welcher Seite man ihm beikommen, wie man ihn definieren soll; an einen Kreuzweg der Geschichte gestellt, war er vielfältigen Einflüssen ausgesetzt. Nachdem er lange zwischen mehreren Wegen geschwankt hatte, traf er schließlich seine Wahl, indem er einen einzigen einschlug, den Heilsweg. Leute seiner Art lieben die sicheren Chancen: in ihrem Kopf spukt die Nachwelt, das Echo ihrer Taten, und wenn sie sich für eine Idee opfern, dann als wirkungsträchtige Opfer.
Wenn ich nicht mehr weiß, über wen ich mich ärgern soll, öffne ich die Briefe, und gleich bekomme ich Gewißheit. Jetzt habe ich meinen Mann. Er versetzt mich in Ekstase, bringt mich zum Zittern. Um ihn ganz aus der Nähe, als Zeitgenossen, hassen zu können, überspringe ich zwanzig Jahrhunderte und folge ihm auf seinen Reisen; seine Erfolge entmutigen mich, die Martern, die man ihm auferlegt, erfüllen mich mit Behagen. Das Hirnfieber, das er mir mitteilt, wende ich gegen ihn. Leider verfuhr das Imperium nicht auf seine Weise.
Eine im Innersten verfaulte Zivilisation paktiert mit ihrer Krankheit, sie liebt den Virus, von dem sie verzehrt wird, sie respektiert sich nicht mehr, sie läßt einen Paulus herumreisen … Eben dadurch erklärt sie sich für besiegt, wurmstichig, erledigt. Der Aasgeruch ködert und erregt die Apostel, diese lüsternen und redseligen Totengräber.
Eine Welt voll Pracht und Licht brach zusammen vor der Aggressivität dieser ‚Feinde der Musen‘, dieser Hirnverbrannten, die uns noch heute eine mit Widerwillen vermischte Panik einflößen. Das Heidentum behandelte sie mit Ironie, also einer nicht-offensiven Waffe, die zu nobel war, um eine allen Nuancen feindliche Horde in ihre Schranken zu weisen. Der vernünftelnde Kulturmensch kann sich nicht mit dem betenden Böotier messen. In den Hochzonen der Verachtung und des Lächelns erstarrt, wird er beim ersten Angriff unterliegen, denn die Dynamik ist ein Privileg des Abschaums und kommt immer von unten.
Die Schrecken des Altertums waren tausendmal besser als die Schrecken des Christentums. Diese fiebernden Gehirne, diese Seelen voll abgeschmackter Reue, diese Abbruchfanatiker im Kampf gegen den Annehmlichkeitstraum einer späten Gesellschaft, sie machten sich daran, das Bewußtsein zu mißhandeln und daraus das ‚Herz‘ zu machen. Der kompetenteste von ihnen ging dabei mit einer Perversität vor, die zunächst die denkenden Menschen abstieß, sie aber in der Folge prägen, sie tief erschüttern und in eine unaussprechliche Unternehmung verwickeln sollte.
Die Menschen werden es immer vorziehen, auf den Knien zu verzweifeln als in aufrechter Haltung.
Ihr Heilsverlangen kommt aus ihrer Feigheit, ihrer Ermüdung, aus der Unfähigkeit, sich zum Trostverzicht aufzuschwingen und darauf stolz zu sein. Schande über den, der sich von den gleichen Hoffnungen zum Tode geleiten läßt, die ihm das Leben ermöglichten.
Sollen die Massen und die Massenredner ihrem ‚Ideal‘ entgegenkriechen und darin versinken!
Wenn man die Geschichte der Ideen, der Taten, der Lebensformen rekapituliert, wird man erkennen: Die Zukunft war immer im Bündnis mit der Horde. Man hält keine Predigten im Namen von Mark Aurel: er wandte sich nur an sich selbst, hatte weder Schüler noch Jünger, dagegen hört man nicht auf, Tempel zu errichten, in denen man gewisse Briefe bis zum Überdruß zitiert.
Solange es so bleibt, werde mich mit meinem ganzen Ingrimm den verfolgen, dessen Arglist es fertigbrachte, uns für seine Selbstquälereien zu interessieren.“

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