Dieses Gedicht, das für viele so „chic“ ist, so „chic“, daß nicht wenige es nicht wahrhaben wollen, daß es von Lothar Zenetti ist. Dieses von Konstantin Wecker vertonte Gedicht, so wollen es nicht wenige, soll ein A. geschrieben haben, ein Flex, ein Goethe …
Es ist also wieder mal chic
auszutreten aus der Kirche
wie damals dreiunddreißig und
die zwölf Jahre danach, da
ging man auch mit der Zeit
die war damals braun und voller
Bewegung, da mußte einer dabei sein
und Christentum —
das war nicht zeitgemäß.
Und heute ist es wieder chic
auszutreten aus der Kirche
viele, die ich kenne, tun das
denn man muß mit der Zeit gehn und
kann man nicht von gestern sein
und Christentum —
das ist nicht zeitgemäß.
Ich gebe zu: Ich liebe diese Kirche
so wie sie ist, ich kenne ihre Fehler
doch sagt sie mir das Wort, das mich erlöst
und mich erkennen läßt, was Leben ist.
Denn glaubt es mir: der letzte Schrei
ist nicht das letzte Wort, denn das
wird sprechen, der das Wort im Anfang war.
Nur das Gedicht „Es ist also wieder mal chic“ will kein Mensch anderen Schreibenden zuschanzen, bei diesem Gedicht „Es ist also wieder mal chic“ soll es keine Zweifel geben, wer es geschrieben, dieses Gedicht „Es ist also wieder mal chic“ soll klar und unmißverständlich von Lothar Zenetti sein, nicht von A., nicht von F., nicht von G., dieses Gedicht „Es ist also wieder mal chic“ soll an ihm als dem einzigen Urheber kleben, an diesem Pfarrer, der Gedichte zum Locken der Menschen in die Kirche schrieb, und es auch gar modern und gar kritisch und gar zeitgemäß und gar mitunter links versuchte, etwa auch mit Anleihen an oder Plünderung der konkreten poesie …

Nur für das Gedicht „Es ist also wieder mal chic“ will kein Komponist sich finden, das Gedicht „Es ist also wieder mal chic“ will keine Komponistin zum Vertonen hernehmen, aber, am Ende aber,
am Ende wird vielleicht doch noch Konstantin Wecker sich seiner annehmen, ein Erbarmen haben mit diesem tonlosen Gedicht, und ihm eine Musik schreiben, eine Musik, eine Musik, so recht zum dreifaltigen Vortrage, von der Empore herab, gesungen von Mey, Wader, Wecker …
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