Es fehlte Österreich mit Ariel Muzicant eine gewichtige Stimme gegen „Faschisten“, und die auch weiß, was „antisemitisch“ ist

Wie oft in den letzten Jahrzehnten durfte die gewichtige Stimme des Ariel Muzicant gehört und sein Gewichtiges gelesen werden, eigentlich immer, wenn es galt, gegen „rechtsextreme“ — „in meinen Augen Faschisten“ …

Beispielhaft dafür darf herangezogen werden sein „Appell an ÖVP und SPÖ“ in einer der sogenannten angesehendsten Tageszeitungen Österreichs vom 3. April 2023:

„Keine Koalitionen mit den Kellernazis“

In Österreich, Deutschland und Frankreich führen die jüdischen Gemeinden seit Jahrzehnten eine Auseinandersetzung mit den rechtsextremen Gruppierungen dieser Länder (FPÖ, AfD, der frühere Front National etc.), weil diese eine klare Verbindung zum Nationalsozialismus, Antisemitismus und Rassismus […]

Koalitionen mit dieser FPÖ haben oft zu Krisen und Skandalen geführt. Drei Koalitionen im Bund mussten vorzeitig beendet werden, sie dienten eigentlich nur der kurzfristigen Machterhaltung des Koalitionspartners. Immer wieder kommt es auch zum Verdacht von strafrechtlich relevanten Handlungen (siehe Graz) – es gilt die Unschuldsvermutung.

Feststellungen der FPÖ-Koalitionspartner, es handle sich ja um eine demokratisch gewählte Partei, sind eine Irreführung. Auch Adolf Hitler wurde zunächst demokratisch gewählt (hier soll kein Vergleich zu Kickl & Co. gezogen werden). Auch dort glaubten die konservativen Kräfte, Hitler in Schach halten zu können. Die Folge waren über 50 Millionen Tote in Europa und die Quasivernichtung des europäischen Judentums.

Daher nochmals mein Appell: Keine Koalition mit den Kellernazis! Wehret den Anfängen!

In Israel gibt es keine Koalition, aber, so Ariel Muzicant am 30. Mai 2025 im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: eine „Regierung“, in der von „rechtsextremen Ministern gutgeheißen“… „Zwei Minister, rechtsextreme, in meinen Augen Faschisten“

Wie gut, daß Österreich nicht Israel ist, denn es fehlte Österreich mit Ariel Muzicant eine gewichtige Stimme gegen „Faschisten“. Wie gut, daß Österreich Österreich ist, denn es fehlt Österreich mit Ariel Muzicant keine gewichtige Stimme gegen „Faschisten“.

Wie gut, daß Österreich nicht Israel ist, denn es fehlte Österreich mit Ariel Muzicant eine gewichtige Stimme, die weiß, was „antisemitisch“ ist. Wie gut, daß Österreich Österreich ist, denn es fehlt Österreich mit Ariel Muzicant keine gewichtige Stimme, die weiß, was „antisemitisch“ ist.

Beispielhaft auch dies von Ariel Muzicant am 30. Mai 2025 im öffentlich-rechtlichen Rundfunk:

Shoura Zehetner-Hashemi: Wir haben hier wirklich ein Diskursproblem im deutschsprachigen Raum, daß man entweder Antisemit ist oder man ist Genozid-Befürworter, es gibt irgendwie nichts mehr dazwischen und ich verstehe nicht, warum wir nicht über die Grautöne sprechen können. […] Ich möchte nur eine Sache sagen, ich finde, man tut dem Heinz Fischer wirklich unrecht, ihn als Antisemiten abzustempeln.

Ariel Muzicant: Nein, er ist kein Antisemit.

Shoura Zehetner-Hashemi: Ich glaube, was er sagen wollte, und das bekommen wir auch mit, ist, daß dieses Thema einfach weltweit Menschen berührt, es ist ein irrsinniges Mobilisationspotential da.

Ariel Muzicant: Heinz Fischer ist kein Antisemit.

Shoura Zehetner-Hashemi: Er ist kein Antisemit und ich finde — Ariel Muzicant: Die Aussage ist unerträglich. Die Juden sind am Antisemitismus schuld, ist unerträglich. Shoura Zehetner-Hashemi: Er hat nämlich gemeint, daß die israelische Kriegsführung — Ariel Muzicant: Netanjahus Handlung löst mehr Antisemitismus aus, hat er mehr oder weniger gesagt. Das ist unerträglich. Shoura Zehetner-Hashemi: Ja, aber damit hat er nicht gesagt, Juden, sondern er hat Netanjahu als israelischen Premierminister genannt. Ariel Muzicant: Ja. Shoura Zehetner-Hashemi: Sie tun Heinz Fischer unrecht. Ariel Muzicant: Ja. Okay. Ich verstehe es, wie ich es verstehe. Das heißt für mich, Juden sind am Antisemitismus schuld, und das geht nicht.

Am 11. April 2024 veröffentlicht das Magazin „Profil“ die Erläuterung von Ariel Muzicant, wer „gebe den Antisemiten Nahrung“:

In einem Telefonat mit profil legt der EJC-Präsident nach: Ben-Gvir und Smotrich würden „verantwortungslose Forderungen stellen“, die Muzicant nicht akzeptieren könne. Konkret hatten die beiden angeregt, Palästinenser aus dem Gazastreifen abzusiedeln und etwa in die Demokratische Republik Kongo zu verfrachten, und an ihrer Stelle jüdischen Siedlern das Land zur Verfügung zu stellen. „So etwas darf man nicht einmal denken“, so Muzicant.

„Jedes Mal, wenn Ben-Gvir solche Dinge sagt, sehen wir einen Anstieg des Antisemitismus“, sagte Muzicant in Israel. Gegenüber profil erläutert er diesen Vorwurf: Ben-Gvirs „Unfug“ gebe „den Antisemiten Nahrung“ dafür, Israel geplanter Deportationen und anderer Verbrechen zu bezichtigen. Das schwäche die Position der Verteidiger Israels. Muzicant beteuert, er äußere damit nicht bloß seine persönliche Kritik, sondern die „einer breiten Mehrheit des Diaspora-Judentums“.