November-Pogrome 1938 – Hoffentlich keine falschen Erinnerungen durch Lichtstrahlen in der Leopoldstadt

„Zum Gedenken an die Ereignisse der Pogromnacht 1938 erinnern in der ‚Nacht der erhellten Synagogen‘ Lichtinstallationen und Mahnwachen an die Zerstörung durch die Nationalsozialisten. Dazu wird auf einigen jener Plätze im zweiten Wiener Gemeindebezirk, an denen vor ihrer Zerstörung durch die Nazis während der Pogromnacht (‚Reichskristallnacht‘) Synagogen oder Bethäuser standen, ein Lichtstrahl den Himmel erhellen und an die brennenden Synagogen erinnern.“ (Religion.orf.at)

Schrift der Gemütlichkeit und Schrift der Gewalt

Auch im Jahr 2014: Schrift der Gewalt und Schrift der Gemütlichkeit.

„Ein Lichtstrahl wird den Himmel“ am 9. November 2014 über einigen Plätzen in der Leopoldstadt erhellen … Wer immer auf die Idee gekommen ist, Lichtdome als geeignet zu befinden, um an die „brennenden Synagogen zu erinnern“, ist zu wünschen, daß es dadurch zu keinen falschen Erinnerungen kommt. Damit will in keiner Weise gesagt werden, es darf nicht mehr verwendet werden, was Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen verwendeten. Das wäre nicht nur, das ist töricht. Aber in diesem besonderen Fall scheint es doch heikel zu sein, gerade mit einem sehr prominenten und wirksamen nazistischen Propagandamittel an die mörderischen Verbrechen der nationalistischen Massenmorddiktatur des deutschen reiches in ebendieser Nacht erinnern zu wollen. Vor allem in dieser gegenwärtigen Zeit, in der Wien wieder mehr und mehr zu einer Trachtenstadt verkommt, in einem Wien, das von der identitären Gemein-Schaft, die zu keinem geringen Teil gewählt wird, als „deutsche“ Stadt bezeichnet wird, in einem Wien, in dem Menschen in Tracht auf ein Oktoberfest gehen, gelockt im Schriftzug ebendieser Zeit

Lichtdom - Albert Speer

Albert Speer: „Ich nehme an, mit diesem ‚Lichtdom‘ wurde die erste Lichtarchitektur dieser Art geschaffen, und für mich bleibt es nicht nur meine schönste, sondern sondern auch die einzige Raumschöpfung, die, auf ihre Weise, die Zeit überdauert hat.“

In ebendieser Stadt mit Lichstrahlen den Himmel am 9. November 2014 erhellen zu wollen, ist also ein gewagtes Unterfangen, diesen zu erhellen, wie er auch 1938 in Nürnberg den Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten erhellt war. Und wohl gerade für dieses Erinnern nicht die beste Lösung, auch dadurch, daß auf die stolze Entwicklung des Elektrikmeisters des Massenmorddiktators zurückgegriffen wird, mit der dieser nach 1945 ein Schlupfloch in die Kunst zu finden suchte, um vergessen zu machen, wofür seine Lichtstrahlen …