Seit gesten gibt es in Österreich die Möglichkeit, ein Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien zu unterschreiben. Und das wird breit diskutiert, es werden viele Argumente dafür und viele Argumente dagegen vorgebracht. Die gegen dieses Volksbgehren argumentieren, müssen allerdings mehr und mehr in das Theoretische ausweichen, müssen mehr und mehr in die Spekulation über ein sogenanntes Höchstes gehen, die Wirklichkeit und die Praxis also meiden …
Das ist verständlich und nachvollziehbar …
Wer will ihnen das Übel nehmen, wer will ihnen das vorhalten, zu versuchen, Bürger und Bürgerinnen davon abzuhalten, dieses Volksbegehren zu unterzeichnen?
Niemand.
Ebenso aber darf nicht darauf verzichtet werden, ihnen zu antworten. Mehr noch. Es muß ihnen geantwortet werden. Noch mehr. Es muß ihnen erklärt werden, die mit Transzendenz tapezierte Nebelwand mit dem Spiritualitätsvorhang vor dem Fenster will ihnen niemand abtragen, sondern daß es nur um eines geht, um die Praxis der Organisierten Glauben in der Wirklichkeit, darum also, daß die Zeit der Allüberstelllung und der Eigenzuschreibung der Allüberlegenheit der Organisierten Glauben endlich endgültig vorbei sein muß. Und es muß dazu gesagt werden, daß das Antworten nicht verwechselt werden darf mit einem Aufruf, dieses Volksbegehren zu unterschreiben, auch wenn ohne viel Aufheben zugegeben werden kann, wer dieses Volksbegehren auf das Eigentliche, auf die Praxis, auf das Wirkliche zurückführt, also auf das, worum es tatsächlich geht, wird nicht umhin kommen, es zu unterschreiben: beispielsweise mit Blick auf die überreichlichen gesetzlichen Sonderstellungen der Organiserten Glauben, beispielsweise mit der nach wie vor praktizierten Herabwürdigung des Menschen durch Organisierte Glauben …
Diese Herabwürdigung ist auch dem präpotenten Anspruch eingeschrieben, Kritik an Religionen müsse klüger sein, als diese es selbst sind …
Zwei aktuelle Beispiele dafür …
Es wurde zwar bereits gestern über den Zitatesammler Rudolf Langthaler erschöpfend geschrieben, aber eine Erwähnung noch soll er finden. Rudolf Langthaler erneuert mit Immanuel Kant „die Hoffnung
eines künftigen Lebens, und das Dasein Gottes wegdemonstriert haben solle, so bin ich begierig, das Buch zu lesen, denn ich erwarte von seinem Talent, daß er meine Einsichten weiterbringen werde. Das weiß ich schon zum voraus völlig gewiß, daß er nichts von allem diesem wird geleistet haben[.]
In der Sendung „Orientierung“ des österreichischen Rundfunks vom 14. Februar 2013 wird die Frage gestellt: „Was ist kluge Religionskritik?“ Wer diesen Beitrag sich ansieht, wird nicht umhin kommen, zu sagen, es ist Propaganda, konkret eine Propaganda für den Organisierten Glauben des römisch-katholischen Kleinststaates in einem Grätzel von Rom … Es wird etwa der Ausspruch von Juri Gagarin, er habe Gott im Weltraum nicht gesehen, als Beispiel für dumme Religionskritik gebracht. Zum einen ist ein solcher Ausspruch nicht als Religionskritik zu werten, zum anderen ist dieser Ausspruch aber als Spruch ein den religiösen Sprüchen vollkommen gleichwertiger … Ach, was haben Religionen nicht schon für Sprüche als unfehlbare Lehrsätze festgeschrieben und diese werden heutzutage noch in den Messen der Organisierten Glauben auswendig vorgetragen. Ein Gagarin heute würde nach der letzten Papstwahl vor einigen Wochen vielleicht noch hinzugefügt haben: auch den Teufel nicht … Es könnte auch vieles zu dem von Franz Schuh in diesem propagandistischen Beitrag Geäußerten geschrieben werden; aber wer will und wer wird Franz Schuh schon leugnen können, was er glaubt denken zu müssen …
Es reicht zu diesen beiden aktuellen Beispielen aber eigentlich völlig die Antwort, eine kluge Religionskritik kann es im Grunde nur geben, eine solche kann nur gefordert werden, wenn es kluge Religionen gibt. Wobei die Antwort auf die Frage längst überfällig ist, wie konnte es je und wie es kann nach wie vor eine dermaßen mannigfaltige kluge Religionskritik geben, ist doch ihr Gegenstand einer, vom dem nicht gesagt werden kann, für diesen wurde das Werkzeug der Vernunft je entwickelt …
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Zur Nachlese, eine Auswahl:
Die Helfer der Organisierten Glauben – Teil 2
Die Helfer der Organisierten Glauben – Teil 1
Diakonie hatte eine Erscheinung – Jungweib Maria mit dem Verbotsgesetz
Christoph Schönborn: „Ich protestiere gegen Gerhard Haderer“
Den Milden ihren Glauben – den Glauben ihre Endlösungen
Geltendes Regelwerk des Kleinststaates in einem Grätzel von Rom
Christen haben das eigene Vaterland aber wie Fremde zu bewohnen
Evangelium – Weisung zur Nichtbefolgung staatlicher Vorschriften

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