Mit dem Papalagi in den Nationalsozialismus

In einer bayrischen Almhütte wurde im Sommer des Jahres 2023, ohne es zu wollen, ein Gespräch gehört, in dem es um eine anzutretende Reise zu einem „indigenen Volk“ ging, dessen Ort auf einem nur mittels Flug zu erreichenden Kontinent erst nach Binnenflug, Autofahrt, Fußmarsch und Kanufahrt, die viele Tage des Mühsals in Anspruch nehmen, zu erreichen ist. Es wurde geschwärmt, das Leben des „indigenen Volkes“ verstanden als die „Zivilisationskritik“ besthin, von seinem „Leben“ als nachzuahmendes Vorbild für den „zivilisierten Menschen“ des „Westens“ begeistert erzählt, dem „weißen Menschen“ Europas empfohlen, von diesem „indigenen Volk“ zu lernen.

Dieses Gespräch am Almhüttennebentisch brachte, ohne es zu wollen, ein Buch in Erinnerung, von dem vor Jahrzehnten gar viel geschwärmt wurde. Es muß eingestanden werden, es nie gekauft zu haben, es nie gelesen zu haben, trotz der ringums grassierenden Empfehlerei für dieses Buch. Auch damals ging es um „Zivilisationskritik“, für die dieses Buch vielen Grundlage, auch damals ging es darum, von „primitiven Völkern“, das war vor Jahrzehnten der nun durch „indigende Völker“ abgelöste Begriff, zu lernen.

Und in diese Erinnerung an ein Buch der Kritik an einer Zivilisation durch eine Zivilisation hinein sofort die Frage, was wohl aus diesem Buch geworden ist.

Was aus „Der Papalagi – Die Reden des Südseehäuptlings“ geworden ist. Ob es noch gelesen wird, ob es noch verkauft wird, ob es noch verlegt wird, ob es noch gekauft wird.

„Der Papalagi“ wird noch immer vertrieben.

„Das Buch verkauft sich immer noch gut … ewige Wahrheiten bleiben aktuell.“ So spricht Ursula Kohler, Programmleiterin des Oesch-Verlags, über dieses Buch, das im Oesch-Verlag erhältlich ist. Ist zu lesen, im Anfang des Oktobers 2023. Sie schwärmt für dieses Buch, menschgemäß muß sie begeistert davon reden, ist es doch ein Produkt ihres Verlages, und wie sie redet, als hätte sie es schon vor Jahrzehnten aufgenommen:

Vielleicht waren Sie wie ich in den 70er-Jahren jung. Dann kennen Sie den Papalagi mit grosser Wahrscheinlichkeit. Das kleine Bändchen mit den Reden des Südseehäuptlings Tuiavii erlebte zu jener Zeit gerade ein Revival.

Die Europäer durch die Augen des Südseehäuptlings gesehen

Doch weshalb wurde das 1920 erstmals erschienene Büchlein plötzlich wieder gelesen und ist bis heute aktuell geblieben. Ganz einfach: Häuptling Tuiavii aus Samoa hält den Weissen, uns Europäern, einen Spiegel vor. Wir sehen darin einen Menschen, der sich sehr weit von einer natürlichen Lebensweise entfernt hat. Der kritische Blick auf unser Leben, das von Industrialisierung und Kapitalismus geprägt ist, wird in einer bildlichen und naiven Sprache ausgedrückt.

Leben Sie in einer Stadt? Dann sind Sie – nach unserem Häuptling – ein Spaltenmensch, der in steinernen Truhen lebt und sich mit Lendentüchern bedeckt.

Mit grosser Wahrscheinlichkeit leiden Sie an gewissen Tagen unter Stress. Doch Tuiavii schüttelt nur den Kopf darüber, dass der Papalagi nie Zeit hat, obwohl doch von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang viel mehr Zeit da ist, als ein Mensch je gebrauchen kann.

Je schillernder der Südseehäuptling die Unsitten der Weissen beschreibt, desto mehr taucht im Gegenzug die Idylle der Südseeinsel Samoa auf. Es ist ein entspanntes, ein befreites Leben in der Natur, das wie ein Traum vor unserem inneren Auge aufsteigt.

Doch zurück nach Europa: Kritisch beleuchtet der Südseehäuptling das runde Metall und das schwere Papier, das der Papalagi Geld nennt. Zwischen ihren Lendentüchern und zusammengefalteten harten Häuten schleppen es die Weissen herum, bei seinem Anblick leuchten die Augen und Speichel tritt sogar auf ihre Lippen.

Erstaunt ist Tuiavii, dass man auch mit einem demütigen Lächeln und dem freundlichsten Blick nichts bezahlen kann, nein, im Gegenteil, sogar für die Geburt muss man bezahlen und nach dem Tod noch dafür, dass der Leib in die Erde gegeben und ein grosser Stein auf das Grab gerollt wird.

Aber nicht alle, die Geld haben, arbeiten auch viel. Denn zahlreiche Weisse häufen das Geld an, das andere für sie gemacht haben, bringen es an einen gut behüteten Ort, bringen immer mehr dahin, bis sie eines Tages keine Arbeiter mehr brauchen, denn nun arbeitet das Geld selbst für sie. Wie dies ohne wilde Zauberei möglich ist, ist dem Häuptling nicht klar.

Ja, er weiss sich in klugen Worten auszudrücken, unser Südseehäuptling. Doch wer ist er? Das werden wir wohl nie erfahren. Sicher ist, dass der Autor Erich Scheurmann 1914 auf Samoa lebt, wo er vom Ausbruch des 1. Weltkrieges überrascht wird. Zu diesem Zeitpunkt ist der 1878 in Hamburg geborene Schriftsteller an einer Weggabelung seines Lebens angelangt. Zusammen mit seiner Frau musste er den frühen Tod ihrer drei Kinder verkraften. Die Reise nach Samoa, mit einem Vorschuss seines Verlegers finanziert, soll Distanz zu dem Geschehen schaffen. Über die USA verlässt Erich Scheurmann während der Kriegsjahre die Insel und kann erst 1918 nach Deutschland zurückkehren. 1920 erscheint der Papalagi und wird innert Kürze zum Kultbuch der Jugend. Nach der silbernen Hochzeit mit seiner Frau kommt es zur Trennung und Scheurmann lernt Anfang 30er-Jahre ein 17-jähriges Mädchen kennen, das seine zweite Frau wird. Zusammen hat das Paar sechs Kinder. 1957 stirbt Erich Scheurmann. Die Neuausgabe seines Werks erscheint erst 20 Jahre später, im Jahr 1977.

Der Papalagi wurde weltweit von über 1,5 Millionen Leserinnen und Lesern gelesen. Er ist in zahlreiche europäische Sprachen sowie Chinesisch und Japanisch übersetzt worden. 2013 ist eine hebräische Ausgabe erschienen. Was könnte die Zeitlosigkeit dieses Werks besser belegen? Das ist in der Tat das erstaunlichste, dass der Text – obwohl bald 100-jährig – nie veraltet wirkt.

Was bleibt uns kurz zusammengefasst vom Papalagi? Erstens: Er hält uns Europäern einen Spiegel unseres Lebens vor. Zweitens: Die Botschaft ist in den 20er- und 70er-Jahren genauso schlicht und kraftvoll wie heute: Drittens: Achte auf das Einfache.

„Doch wer ist er?“ Fragt Ursula Kohler. Und sie gibt sogleich die Antwort: „Das werden wir wohl nie erfahren.“ Freilich ist das eine Antwort, die ihr und den Lesenden dieses Buches gefallen mag, um sich nicht und um sich selbst nicht Vorhaltungen auszusetzen, die das Eigenbild beschädigten. Es ist Erich Scheurmann. Der „Südseehäuptling“, der „Primitive“ oder der „Indigene“ oder der „Autochthone“ ist Erich Scheurmann.

Sie, Ursula Kohler, erzählt einiges aus dem Leben des Erich Scheurmann, aber nichts von seiner autochthonischen Reise in den Nationalsozialismus. Mit keinem Wort erwähnt sie seine NSDAP-Mitgliedschaft, seine nationalsozialistische Linientreue, seine Mitgliedschaft in der Reichskammer der Künste, sein Denunzieren, seine Tätigkeiten als Volkstumswart, als Blockwart, als Leiter einer Ortsgruppe des Vereins der Auslandsdeutschen, daß er den Nationalsozialistinnen als politisch zuverlässig, seine Bücher die rassistischen Prinzipien der Nationalsozialisten ausdrückten, über all das verliert sie kein Wort.

Daß vor Jahrzehnten, in den späten siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, darüber geschwiegen wurde, nicht aufgeklärt wurde, wer dieses Buch schrieb, wessen Gesinnung der Schreibende dieses Buches war, mag noch verstehbar sein, daß aber in der Gegenwart immer noch das Prinzip des Verschweigens, das Prinzip der Nicht-Aufklärung oberstes Gebot, ist weder verstehbar noch nachvollziehbar. Dieses mitgehörte Gespräch im bayrischen Gebirg‘ brachte nicht nur den „Papagali“ in Erinnerung, sondern veranlaßte auch, ja, nicht den „Papagali“ zu kaufen, ja, nicht „die Reden“ des Erich Scheurmann zu lesen, aber eines, doch eine „Leseprobe“ aufzurufen, von der die „Einführung“ zu lesen, und die „Einführung“ von Erich Scheurmann genügt bereits vollauf, um zu wissen, daß dies kein zu kaufendes Buch ist, daß dies kein zu lesendes Buch ist, beinahe ein halbes Jahrhundert später bestätigt zu bekommen, wie richtig es war, dieses Buch vor Jahrzehnten nicht gekauft zu haben, dieses Buch nie gelesen zu haben.

Die „Einführung“ des Erich Scheurmann allein gibt bereits preis, wohin die Reise mit solch einer Gesinnung, mit solch einer Weltanschauung nur gehen kann und, l beim Abfassen eines derartigen Buches wohl unbewußt noch, gehen soll, auch wenn er zum Zeitpunkt der Niederschrift es wohl selbst noch nicht bewußt das ZIel zu bestimmen vermochte, vielleicht es aber schon ahnend, ihm schon autochthon unbewußte Verheißung, noch stimmlose Vorsehung, daß das Endziel der Nationalsozialismus, der ersehnte Ort auch seiner Reise der Nationalsozialismus, in dem alles endet.

Es war nie die Absicht Tuiaviis, diese Reden1 für Europa herauszugeben oder überhaupt drucken zu laßen; sie waren ausschließlich für seine polynesischen Landsleute gedacht. Wenn ich dennoch ohne sein Wissen, und sicherlich gegen seinen Willen, die Reden dieses Eingeborenen der Lesewelt Europas übermittle, so geschieht es in der Überzeugung, daß es auch für uns Weiße und Aufgeklärte von Wert sein dürfte zu erfahren, wie die Augen eines noch eng an die Natur Gebundenen uns und unsere Kultur betrachten. Mit seinen Augen erfahren wir uns selbst; von einem Standpunkt aus, den wir selber nie mehr einnehmen können. Obwohl, zumal von Zivilisationsfanatikern, die Art seines Schauens als kindlich, ja kindisch, vielleicht als albern empfunden werden mag, muß den Vernunftvolleren und Demütigeren doch manches Wort Tuiaviis nachdenklich stimmen und zur Selbstschau zwingen; denn seine Weisheit kommt aus der Einfalt, die von Gott ist und keiner Gelehrsamkeit entspringt.

Diese Reden stellen in sich nichts mehr und nichts weniger dar als einen Anruf an alle primitiven Völker der Südsee, sich von den erhellten Völkern des europäischen Kontinents loszureißen. Tuiavii, der Verächter Europas, lebte in der tiefsten Überzeugung, daß seine eingeborenen Vorfahren den größten Fehler gemacht haben, als sie sich mit dem Lichte Europas beglücken ließen. Gleich jener Jungfrau von Fagasa, die vom hohen Riff aus die ersten weißen Missionare mit ihrem Fächer abwehrte: »Hebt euch hinweg, ihr übeltuenden Dämonen!« – Auch er sah in Europa den dunklen Dämon, das zerstörende Prinzip, von dem man sich zu hüten habe, wolle man seine Unschuld wahren.

Als ich Tuiavii zuerst kennenlernte, lebte er friedlich und abgesondert von Europens Welt auf der weltfernen kleinen Insel Upolu, die zur Samoagruppe gehört, im Dorfe Tiavea, dessen Herr und oberster Häuptling er war. Der erste Eindruck von ihm war der eines massigen, freundlichen Riesen. Er war wohl an die zwei Meter hoch und von ungewöhnlich starkem Gliederbau. Ganz im Widerspruch dazu klang seine Stimme weich und milde wie die eines Weibes. Sein großes, dunkles, von dichten Brauen überschattetes, tiefliegendes Auge hatte etwas Gebanntes, Starres. Bei plötzlicher Anrede jedoch glutete es warm auf und verriet ein wohlwollendes lichtes Gemüt.

Nichts unterschied Tuiavii im übrigen von seinen eingeborenen Brüdern. Er trank seinen Kava2, ging am Abend und Morgen zum Loto3, aß Bananen, Taro und Jams und pflegte alle heimischen Gebräuche und Sitten. Nur seine Vertrautesten wußten, was unablässig in seinem Geiste gärte und nach Klärung suchte, wenn er, gleichsam träumend, mit halbgeschlossenen Augen auf seiner großen Hausmatte lag.

Während der Eingeborene im allgemeinen gleich dem Kinde nur und alleine in seinem sinnlichen Reiche lebt, ganz und nur im Gegenwärtigen, ohne jede Beschau seiner selbst oder seiner weiteren und näheren Umgebung, war Tuiavii Ausnahmenatur. Er ragte weit über seinesgleichen hinaus, weil er Bewußtheit besaß, jene Innenkraft, die uns in erster Linie von allen primitiven Völkern scheidet.

Aus dieser Außerordentlichkeit mochte auch der Wunsch Tuiaviis entsprungen sein, das ferne Europa zu erfahren; ein sehnliches Verlangen, das er schon pflegte, als er noch Zögling der Missionsschule der Maristen war, das sich aber erst in seinen Mannesjahren erfüllte. Sich einer Völkerschaugruppe, die damals den Kontinent bereiste, anschließend, besuchte der Erfahrungshungrige nacheinander alle Staaten Europas und erwarb sich eine genaue Kenntnis der Art und Kultur dieser Länder. Ich hatte mehr als einmal Gelegenheit zu staunen, wie genau diese Kenntnisse gerade in bezug auf unscheinbare Kleinigkeiten waren. Tuiavii besaß im höchsten Maße die Gabe nüchternen,vorurteilslosen Beschauens. Nichts konnte ihn blenden, nie Worte ihn von einer Wahrheit ablenken. Er sah gleichsam das Ding an sich; wiewohl er bei allen Studien nie die eigene Plattform verlassen konnte.

Obgleich ich wohl über ein Jahr lang in seiner unmittelbaren Nähe lebte – ich war Mitglied seiner Dorfgemeinde –, eröffnete sich mir Tuiavii erst, als wir Freunde wurden, nachdem er den Europäer in mir restlos überwunden, ja vergessen hatte. Als er sich überzeugt hatte, daß ich reif für seine einfache Weisheit war und sie keinesfalls belächeln würde (was ich auch nie getan habe). Erst dann ließ er mich Bruchstücke aus seinen Aufzeichnungen hören. Er las sie mir ohne jede Wucht und ohne rednerische Bemühung, gleichsam als ob alles, was er zu sagen habe, historisch sei. Aber gerade durch diese Art seines Vortrages wirkte das Gesagte um so reiner und deutlicher auf mich und ließ den Wunsch in mir aufkommen, das Gehörte zu halten.

Erst viel später legte Tuiavii seine Aufzeichnungen in meine Hand und gewährte mir eine Übersetzung ins Deutsche, die, wir er vermeinte, ausschließlich zu Zwecken eines persönlichen Kommentars und nie als Selbstzweck geschehen sollte. Alle diese Reden sind Entwurf, sind unabgeschlossen. Tuiavii hat sie nie anders betrachtet. Erst wenn er die Materie vollständig in seinem Geiste geordnet hatte und zur letzten Klarheit durchgedrungen war, wollte er seine »Missionsarbeit« in Polynesien, wie er es nannte, beginnen. Ich mußte Ozeanien verlassen, ohne diese Reife erwarten zu können.

So sehr es mein Ehrgeiz war, mich bei der Übersetzung möglichst wortgetreu an das Original zu halten, und wiewohl ich mir auch in der Anordnung des Stoffes keinerlei Eingriffe erlaubte, bin ich mir trotzdem bewußt, wie sehr die intuitive Art des Vortrages, der Hauch der Unmittelbarkeit, verlorengegangen ist. Das wird der gern entschuldigen, welcher die Schwierigkeiten kennt, eine primitive Sprache zu verdeutschen, ihre kindlich klingenden Äußerungen so zu geben, ohne daß sie banal und abgeschmackt wirken.

Alle Kulturerrungenschaften des Europäers betrachtet Tuiavii als einen Irrtum, als eine Sackgasse, er, der kulturlose Insulaner. Das könnte anmaßend erscheinen, wenn nicht alles mit wunderbarer Einfalt, die ein demütiges Herz verrät, vorgetragen würde. Er warnt zwar seine Landsleute, ja er ruft sie auf, sich vom Banne des Weißen frei zu machen. Aber er tut es mit der Stimme der Wehmut und bezeugt dadurch, daß sein Missionseifer der Menschenliebe, nicht der Gehässigkeit entspringt. »Ihr glaubet uns das Licht zu bringen«, sagte er bei unserm letzten Zusammensein, »in Wirklichkeit möchtet ihr uns mit in eure Dunkelheit hineinziehen.« Er betrachtet die Dinge und Vorgänge des Lebens mit der Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe eines Kindes, gerät dabei auf Widersprüche, entdeckt dabei tiefe sittliche Mängel, und indem er sie aufzählt und sich zurückruft, werden sie ihm selber zu endlicher Erfahrung. Er kann nicht erkennen, worin der hohe Wert europäischer Kultur liegt, wenn sie den Menschen von sich abzieht, ihn unecht, unnatürlicher und schlechter macht. Indem er unsere Errungenschaften, gleichsam bei der Haut, unserem Äußeren, beginnend, aufzählt, sie völlig uneuropäisch und pietätlos beim nächsten Namen nennt, enthüllt er uns ein wenn auch begrenztes Schauspiel unserer selbst, bei dem man nicht weiß, soll man den Verfasser oder dessen Gegenstand belächeln.

In dieser kindlichen Offenheit und Pietätlosigkeit liegt meines Erachtens der Wert von Tuiaviis Reden für uns Europäer und das Recht einer Veröffentlichung. Der Weltkrieg hat uns Europäer skeptisch gegen uns selbst gemacht, auch wir beginnen die Dinge auf ihren wahren Gehalt hin zu prüfen, beginnen zu bezweifeln, daß wir durch unsere Kultur das Ideal unserer selbst erfüllen können. Daher wollen wir uns auch nicht für zu gebildet halten, im Geiste einmal herabzusteigen zu der einfachen Denk- und Anschauungsweise dieses Südseeinsulaners, der noch von keiner Bildung belastet und noch urtümlicher in seinem Fühlen und Schauen ist und der uns erkennbar machen hilft, wo wir uns selber entgötterten, um uns tote Götzen dafür zu schaffen.

1 Die Reden des Südseehäuptlings Tuiavii aus Tiavea sind zwar noch nicht gehalten, doch aber gleichsam als ein Entwurf in der Eingeborenensprache niedergeschrieben, aus welcher sie ins Deutsche übersetzt wurden.
2 Das samoanische Volksgetränk, bereitet aus den Wurzeln des Kavastrauches
3 Gottesdienst

Von Erich Scheurmann, dem Autochthonen, wird in einem der nächsten Kapitel noch etwas zu erzählen sein, wenn es um Gutenberg …