Houston Stewart Chamberlain schreibt vor einem Jahrhundert an den mit Putschplanungen für seinen Terror eingedeckten Adolf Hitler zur rechten Zeit aus Bayreuth

Ein weiterer Schreibender, der von dem Unternehmen Hille & Partner mit seiner Herausgeberin Hella Reuters auf „Projekt Gutenberg-DE“ verbreitet wird: Houston Stewart Chamberlain. Bei seinen biographischen Angaben wird als „Quelle Wikipedia“ genannt.

Diesmal erübrigen sich Fragen, wie sie bei von „Projekt Gutenberg-DE“ vertriebenen Schreibenden mit den Anfangsbuchstaben

A,

B,

C

gestellt wurden, diesmal reicht es, einfach festzuhalten.

Das reicht, einfach festzuhalten, was für „Projekt Gutenberg-DE“ an biographischen Angaben ausgewählt wird für

Chamberlain Houston Stewart

Geboren am 09.09.1855 in Portsmouth; gestorben am 09.01.1927 in Bayreuth. Houston Stewart Chamberlain ist der Sohn eines britischen Generals. Nach dem Tod seiner Mutter wächst er bei seiner Großmutter in Versailles bei Paris auf. Er besucht eine englische Privatschule und erhält später Privatunterricht bei einem deutschen Theologen. 1879 beginnt er ein naturwissenschaftliches Studium in Genf. 1884-1889 Studienaufenthalt in Dresden. Neben botanischen Forschungen setzt er sich in dieser Zeit vor allem mit der Geistesgeschichte der deutschen Klassik und des deutschen Idealismus auseinander. Ab 1889 lebt er in Wien, wo er sich als freier Schriftsteller betätigt. In zweiter Ehe heiratet Chamberlain 1909 Richard Wagners Tochter Eva von Bülow. Seitdem lebt er in Bayreuth im Kreise der Wagner-Familie.
Quelle: Wikipedia

Das wurde, ist am 12. Oktober 2023 zu lesen, ausgewählt, mehr nicht, dabei informiert die „Quelle Wikipedia“ um vieles mehr über Houston Stewart Chamberlain. Allein im ersten Absatz ist ebenfalls am 12. Oktober 2023 schon zu lesen:

Houston Stewart Chamberlain (* 9. September 1855 in Portsmouth, England; † 9. Januar 1927 in Bayreuth) war ein englisch-deutscher Schriftsteller. Chamberlain, der in französischer und deutscher Sprache schrieb, war Verfasser zahlreicher populärwissenschaftlicher Werke, unter anderem zu Richard Wagner, Immanuel Kant und Johann Wolfgang von Goethe, mit pangermanischer und antisemitischer Einstellung. Sein bekanntestes Werk ist Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts (1899), das zu einem Standardwerk des rassistischen und ideologischen Antisemitismus in Deutschland avancierte.

Und weiter unten im Eintrag der „Quelle Wikipedia“ der „Projekt Gutenberg-DE“:

Chamberlain schuf mit den Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts ein Standardwerk des theoretischen Rassenantisemitismus[7], das einen großen Einfluss auf die Vorstellungen Alfred Rosenbergs und später Adolf Hitlers hatte.[8] In seinem Hauptwerk postulierte Chamberlain, dass die germanische Rasse, die er auch als „arisch“ bezeichnete, zur Führung der Welt bestimmt sei.

Wie selektiv von den Verantwortlichen von dem „Projekt Gutenberg-DE“ bei biographischen Angaben vorgegangen wird, zeigt auch das Beispiel Houston Stewart Chamberlain. Die bisherigen Stichproben zeigen eines deutlich auf: Das Verschweigen hat System. Das kann bereits gesagt werden, schon nach vier Stichproben auf der Website „Projekt Gutenberg-DE“. Das Verschweigen ist System. Zu welchem Zweck? Die Frage kann nur das Unternehmen Hille & Partner mit seiner Herausgeberin Hella Reuters beantworten.

Das „Standardwerk“ des Rassismus und des Antisemitismus von Chamberlain wird von „Projekt Gutenberg-DE“ nicht kostenlos zur Verfügung gestellt, nicht verbreitet, auch nicht als Werk von ihm angeführt; darüber zu schweigen, es dem Vergessen anheimzugeben, das kann verstanden werden.

Sogar die Website einer „alternativen Enzyklopädie“ kann, ist am 12. Oktober 2023 zu lesen, in ihrem ersten Satz ihres Eintrages nicht verschweigen, daß Houston Stewart Chamberlain ein „Rassentheoretiker“ war, freilich, sie verschweigt es gesinnungsgemäß aus Stolz nicht.

Houston Stewart Chamberlain […] war ein germanophiler englischer Schriftsteller und Rassentheoretiker, seit 1916 deutscher Staatsbürger und seit 1917 Mitglied der Deutschen Vaterlandspartei.

Und diese Website einer „alternativen …“ verbreitet, ist am 12. Oktober 2023 zu lesen, einen Brief von Houston Stewart Chamberlain. Das werden sich die Verantwortlichen dieser Website gesinnungsgemäß stolzhoch zu ihrer Ehre anrechnen. Es ist ein mit 7. Oktober 1923 datierter Brief, den Chamberlain an Adolf Hitler schrieb, aus Bayreuth.

Vor einhundert Jahren schrieb Houston Stewart Chamberlain diesen Brief an Adolf Hitler, einen Monat vor dem Hitler-Ludendorff-Putsch, in den Tagen also vor einhundert Jahren als Adolf Hitler wohl recht mit seinem Terrorplan des Putsches in Bayern beschäftigt war, schreibt Chamberlain diesen unten zitierten Brief; es wird ihm, Hitler Adolf, dieser Brief eines Mannes der „hohen Bildung“ nicht letzter, vielleicht zusätzlicher Ansporn gewesen sein, den Putsch zur Errichtung seines Terrorregimes schon vor einhundert Jahren — er schlug fehl.

Bayreuth, den 7. Oktober 1923.
Sehr geehrter und lieber Herr Hitler.
    Sie haben alles Recht, diesen Überfall nicht zu erwarten, haben Sie doch mit eigenen Augen erlebt, wie schwer ich Worte auszusprechen vermag. Jedoch ich vermag dem Drange, einige Worte mit Ihnen zu sprechen, nicht zu widerstehen. Ich denke es mir aber ganz einseitig – d. h. ich erwarte keine Antwort von Ihnen.
    Es hat meine Gedanken beschäftigt, wieso gerade Sie, der Sie in so seltenem Grade ein Erwecker der Seelen aus Schlaf und Schlendrian sind, mir einen so langen erquickenden Schlaf neulich schenkten, wie ich einen ähnlichen nicht erlebt habe seit dem verhängnisvollen Augusttag 1914, wo das tückische Leiden mich befiel. Jetzt glaube ich einzusehen, daß dies grade Ihr Wesen bezeichnet und sozusagen umschließt: der wahre Erwecker ist zugleich Spender der Ruhe.
    Sie sind ja gar nicht, wie Sie mir geschildert worden sind, ein Fanatiker, vielmehr möchte ich Sie als den unmittelbaren Gegensatz eines Fanatikers bezeichnen. Der Fanatiker erhitzt die Köpfe, Sie erwärmen die Herzen. Der Fanatiker will überreden, Sie wollen überzeugen, nur überzeugen, – und darum gelingt es Ihnen auch; ja, ich möchte Sie ebenfalls für das Gegenteil eines Politikers – dieses Wort im landläufigen Sinne aufgefaßt – erklären, denn die Asche aller Politik ist die Parteiangehörigkeit, während bei Ihnen alle Parteien verschwinden, aufgezehrt von der Glut der Vaterlandsliebe. Es war, meine ich, das Unglück unseres großen Bismarck, daß er durch den Gang seines Schicksals – beileibe nicht durch angeborene Anlagen – ein bißchen zu sehr mit dem politischen Leben verwickelt ward. Möchte Ihnen dieses Los erspart bleiben!
    Sie haben Gewaltiges zu leisten vor sich, aber trotz Ihrer Willenskraft halte ich Sie nicht für einen Gewaltmenschen. Sie kennen Goethes Unterscheidung von Gewalt und Gewalt! Es gibt eine Gewalt, die aus Chaos stammt und zu Chaos hinführt, und es gibt eine Gewalt, deren Wesen es ist, Kosmos zu gestalten, und von  d i e s e r  sagte er: „Sie bildet regelnd jegliche Gestalt – und selbst im Großen ist es nicht Gewalt.“
    In solchem kosmosbildenden Sinne meine ich es, wenn ich Sie zu den auferbauenden, nicht zu den gewaltsamen Menschen gezählt wissen will.
    Ich frage mich immer, ob der Mangel an politischem Instinkt, der an den Deutschen so allgemein gerügt wird, nicht ein Symptom für eine viel tiefere staatsbildende Anlage ist. Des Deutschen Organisationstalent ist jedenfalls unübertroffen (siehe Kiautschou!), und seine wissenschaftliche Befähigung bleibt unerreicht: darauf habe ich meine Hoffnungen aufgebaut in meiner Schrift „Politische Ideale“. Das Ideal der Politik wäre,  k e i n e  zu haben. Aber diese Nicht-Politik müßte freimütig bekannt und mit Macht der Welt aufgedrungen werden. Nichts wird erreicht, solange das parlamentarische System herrscht; für dieses haben die Deutschen, weiß Gott, keinen Funken Talent! Sein Obwalten halte ich für das größte Unglück, es kann immer nur wieder und wieder in den Sumpf führen und alle Pläne für Gesundung und Hebung des Vaterlandes zu Fall bringen.
    Aber, ich weiche ab von meinem Thema, denn ich wollte nur von Ihnen sprechen. Daß Sie mir Ruhe gaben, liegt sehr viel an Ihrem Auge und an Ihren Handgebärden. Ihr Auge ist gleichsam mit Händen begabt, es erfaßt den Menschen und hält ihn fest, und es ist Ihnen eigentümlich, in jedem Augenblicke die Rede an einen Besonderen unter Ihren Zuhörern zu richten, – das bemerke ich als durchaus charakteristisch. Und was die Hände anbetrifft, sie sind so ausdrucksvoll in ihren Bewegungen, daß sie hierin mit Augen wetteifern. Solch ein Mann kann schon einem armen geplagten Geist Ruhe spenden!
    Und nun gar, wenn er dem Dienste des Vaterlandes gewidmet ist.
    Mein Glauben an das Deutschtum hat nicht einen Augenblick gewankt, jedoch hatte mein Hoffen – ich gestehe es – eine tiefe Ebbe erreicht. Sie haben den Zustand meiner Seele mit einem Schlage umgewandelt. Daß Deutschland in der Stunde seiner höchsten Not sich einen Hitler gebiert, das bezeugt sein Lebendigsein; desgleichen die Wirkungen, die von ihm ausgehen; denn diese zwei Dinge – die Persönlichkeit und ihre Wirkung – gehören zusammen. Daß der großartige Ludendorff sich offen Ihnen anschließt und sich zu der Bewegung bekennt, die von Ihnen ausgeht: welche herrliche Bestätigung!
      Ich durfte billig einschlafen und hätte auch nicht nötig gehabt, wieder zu erwachen. Gottes Schutz sei bei Ihnen!
Houston Stewart Chamberlain