„Aus dem Volk – für das Volk“ – Aus mit dem Volk

Zum 8. Mai dieses und eines jeden Jahres daran zu erinnern, was es auf sich hat, mit der Volkskanzlerei, wie es immer endet mit der Volkskanzlerei, sollte bei all der Aufgeklärtheit nicht mehr notwendig sein, und ist dennoch notwendig.

Wie passt dieses Bekenntnis zum schwer belasteten Begriff „Volkskanzler“? Warum nennen Sie sich wie Adolf Hitler?

Fragt Karin Kraml den Österreicher, und bietet ihm die feine Gelegenheit, sich so zu präsentieren, wie sich ein und damit nicht der erste Österreicher schon präsentierte, als „Volkskanzler“, mit einer Wortschöpfung also, die schon damals als nicht nur der erste Österreicher sich so darstellen ließ, viele Jahrzehnte alt war.

Das ist eine ziemlich bösartige Polemik unserer politischen Gegner. Außerdem nenne ich mich nicht so, sondern sage, dass Österreich einen „Volkskanzler“ braucht. Denn dahinter steckt ein politischer Perspektivenwechsel: aus dem Volk – für das Volk. Für mich ist ein „Volkskanzler“ ein Bundeskanzler, der die Interessen der eigenen Bevölkerung an die erste Stelle seines politischen Handelns stellt.

Dieser Österreicher verschweigt — wie die zwei, um es zeitlich einzuordnen, schon lange toten Österreicher vor ihm — wohlweißlich das Ende dieses Spruches „Aus dem Volk – für das Volk“. Der gesamte Spruch lautet. Aus dem Volk — Für das Volk — Aus mit dem Volk

Ob es für den ersten „Heil“-Österreicher, der als „Volkskanzler“ breitest präsentiert wurde, noch die Gedenktafel im Niederösterreichischen gibt, in Perschling, Gemeinde Weißenstein, im Bezirk St. Pölten Land, auf der er weiter „in treuem Gedenken“ als „Volkskanzler“ gepriesen wird?

Der zweite „Heil“-Österreicher präsentierte sich schon vor dem ersten „Heil-Österreicher“, zwar noch nicht als „Volkskanzler“, aber doch schon als „Mann aus dem Volk“, und wird da schon ganz erfüllt gewesen sein vom gesamten Spruch: Aus dem Volk — Für das Volk — Aus mit dem Volk

Nu also wieder ein Österreicher, der Aus dem Volk — Für das Volk —

Dieses Bekenntnis Aus dem Volk — Für das Volk — des Gebirgsjägers muß Karin Kraml derart ergriffen haben, daß sie ihm mit ihrer nächsten Frage nur noch als Bundeskanzler zur Solidarität zu antworten ersuchen …

Aber warum immer in die Vergangenheit schweifen, um wissen zu wollen, wer die Verursachenden eines Spruchs, einer Bezeichnung, wenn die Vergangenheit doch so nah, zum Beispiel in der Steiermark, in der ein „Sonntagsblatt“ am 30. Oktober 2023 unter der Schlagzeile

„Aus dem Volk – für das Volk“

zu berichten hat über die Weihe eines Bruders

Diakon „auf unser aller Herrn und Meister, der als Gott zu uns Menschen kam, nicht um zu herrschen, sondern um – uns allen – zu dienen“, verweise. Er werde als Franziskaner zum Diakon geweiht, als jemand also, der dem Charisma des „poverello“ entsprechend lebe und dem sich das Evangelium mit dem Schlüsselbegriff „Armut“ aufschließe.

Von dem von Karin Kraml interviewten Österreicher heißt es in der Anpreisung eines kürzlich erschienenen Buches u. v. a. m.: „asketischen Ideologen, einen wankelmütigen Volkstribun“ … Ob Askese bedeutet, immer in Armut zu leben, kann nicht gesagt werden, eines nur wird gewußt, mit Askese wird stets Armut in Verbindung gebracht, so wäre eine Formulierung „ärmlichen Ideologen“ inhaltlich deckungsgleich mit „asketischen …“ —

Der zurzeitige Österreicher des Aus dem Volk – Für das Volk — wird vielleicht rechten Gefallen am Wort „Volkstribun“ finden und hinkünftig, wenn er sich schon nicht selbst „Volkskanzler“ nennt, sich „Volkstribun“ nennen und dabei stolz zu seiner Ehre nicht verschweigen, daß er von gänzlich unverdächtiger Seite

zum „Volkstribunen“ ernannt, ihm ein „Orden“

Nicht nur am 8. Mai ist das stets gleiche Ende der Volkskanzlereien zu erinnern, sondern auch an allen anderen Tagen in einem Jahr, und manchmal reicht dafür aus, einfach zu erzählen, was einst in Volkskanzlereien geschrieben wurde, davon aber an einem weiteren Tag …