Beim Lesen der Einträge im österreichischen Musiklexikon online mit dem Impressum der österreichischen Akademie der Wissenschaften, deren Präsident seit dem 1. Juli 2022 ein ehemaliger Minister der christtürkisen Regierungspartei ist, auch zu Franz Schmidt und Franz Schütz im November 2022, fällt sofort das Vage, das Verschwommene auf, als ob das Ansinnen für die Einträge die Beschönigung, die Parteinahme, die Nachsicht mit Tröstern in schweren Zeiten wäre, und deren Freund Oswald Kabasta hätte möglicherweise seinem Leben nicht selbst ein Ende gesetzt, wäre ihm 1946 derart freundlich begegnet worden, auch er friedlich und unbelästigt seiner Wege der Karriere weiter hätte gehen können; vielleicht ging er mit dem tröstenden Gedanken in den Tod, daß zukünftige Generationen ihm wieder gesinnter —
Dr. Carmen Ottner, einst Generalsekretärin der Franz-Schmidt-Gesellschaft und vielleicht noch Präsidentin der österreichischen Gesellschaft für Musik, die den Eintrag zu Franz Schmidt schrieb, führt bei den Werken von Franz Schmidt an:
„Dt. Auferstehung (Oskar Dietrich, unvollendet)“.

„Deutsche Auferstehung“ wurde vollendet, von Dr. Robert Wagner, so wie das „Requiem“ von W. A. Mozart vollendet wurde, von Süßmeyer, von dem nicht gesprochen und geschrieben wird, wenn das „Requiem“ aufgeführt wird; es ist einfach das „Requiem“ von Mozart. Es gibt viele Schreibweisen des Namens von dem Komponisten, der das „Requiem“ fertigstellte; im österreichischen Musiklexikon selbst führt Christian Fastl folgende an: „Sießmayr, Süssmayr, Süssmayer, Süßmayer“. Die oben gewählte Schreibweise – Süßmeyer – ist aus einem Artikel aus dem April 1940, als die „Deutsche Auferstehung“ von Franz Schmidt, unter Kabasta im Musikverein aufgeführt wurde.

Christian Fastl ist es auch, der den Eintrag zu Franz Schütz schrieb, zu dem „Orgelvirtuosen und Musikpädagogen“, wie er von Christian Fastl kenntnisreich und wohl aus eigenem Hörerlebnis klassifiziert wird.
Was müssen damals die Menschen doch für taube Menschen gewesen sein, das Virtuose von Franz Schütz nicht —
Menschgemäß nicht alle, denn es gab auch die Menschen die Franz Schütz weiterhin hören wollten, die Franz Schütz weiter seinen Weg der Karriere gehen ließen. Und diese sitzen auch in den Ministerien, wie die „Österreichische Zeitung“ am 20. Mai 1948 berichtet:
Die „illegale Garnitur“ (Zum bevorstehenden Orgelkonzert von Franz Schütz)
Mit der Machtergreifung des Nationalsozialismus in Oesterreich‘ rückte ein Mann in den Mittelpunkt des Wiener Musiklebens, dessen Stellung und Rolle bis dahin zwar bekannt, aber in keiner Weise bestimmend für das musikalische Profil Wiens und Oesterreichs waren. Es war dies der Orgellehrer an der Staatsakademie für Musik Professor Franz Schütz, als Lehrer unzweifelhaft nicht ohne Qualitäten, als ausübender Künstler jedoch farblos und akademisch; jeder Konzertbesucher erinnert sich noch der zwar finger- und fußtechnisch präzisen, aber in der Gestaltung immer langweiligen, mechanisch anmutenden, eintönigen und lustlosen Wiedergabe der Orgelwerke Bachs durch diesen Organisten, der einen Orgelstil pflegte, der in keiner Weise dem lebendigen, die Freude am Klang in die erste Linie stellenden musikalischen Temperament Oesterreichs entsprach. Dieser Mann wurde 1938 kommissarischer Leiter, später Direktor der „Reichshochschule für Musik“ in Wien, weiter Präsident der Gesellschaft der Musikfreunde und damit der ungekrönte Beherrscher nicht nur der musikalischen Nachwuchserziehung Oesterreichs, sondern auch des gesamten Wiener Musiklebens. Er hat sich diese Stellung nicht zuletzt durch seine unduldsame, barsche, echt nazistische Rücksichtslosigkeit erkämpft und ausgebaut, eine Rücksichtslosigkeit und Barschheit, an die sich alle, die mit ihm zu tun hatten, nur mit einem Gefühl der Ablehnung und des äußersten Unbehagens erinnern.
Denn Herr Schütz war, wenn auch kein echter Künstler, so doch ein echter, unverfälschter Nazi, und als solcher ein Symbol des Naziungeistes, der über das österreichische Kunstleben hereingebrochen war. Er war es, der in der sogenannten „Systemzeit“, gestützt und gedeckt durch die damals schon nazistisch infizierten und korrumpierten Behörden und Ministerien, diesen Ungeist getreulich vorbereiten half.
Daß und wie dies geschehen ist, darüber gibt er selbst offenherzig Aufschluß, und zwar in der Folge 3 der Mitteilungen der Studentenführung der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst, Gau Wien, vom 11. März 1939. Zuerst beschimpft Schütz in diesem Pamphlet den Lehrkörper und die Leitung des Instituts, dem er selbst angehörte, und spricht davon, daß die Anstalt vor 1938 in ihrem Niveau einen „Tiefstand erreichte, der durchaus geeignet schien, den letzten Rest des guten Rufes, den die einstmals weltberühmte Schule genoß, in kürzester Zeit vollends zu vernichten“. Den Grund hierzu ersieht er in der „Förderung einer Unmenge von Lehrpersonen, die wohl den einfachsten praktischen Aufgaben des Unterrichtsbetriebes nicht gewachsen waren, die jedoch kühn behaupteten, Pädagogen zu sein, und die sich in Wahrheit sehr bald als notorische Nichtskönner entpuppten“. Ohne hier auf die sachliche Berechtigung solcher Vorwürfe einzugehen, sei festgestellt, daß nicht diese angeblichen „Nichtskönner“ es waren, die dem „eisernen Besen“

Immerwährende Gegenwart des Besens. Ewige Wiederkehr des eisernen Besens, der auch eine Mistgabel sein kann —
des Herrn Schütz (mit diesem Ausdruck umriß er seine Mission bei seiner Antrittsrede) zum Opfer fielen, sondern Künstler und Fachleute, wie Weingarten, Ebenstein, Schulhof, Stella Wang, Ferdinand Rebay, Max Graf usw., Persönlichkeiten also, die zu dem von Schütz wehmütig angerufenen „guten Ruf der weltberühmten Schule“ ihren Teil beigetragen haben, mehr jedenfalls als Schütz, von dessen künstlerischer Bedeutung außer ihm selbst nicht eben viele überzeugt sein dürften. Zähneknirschend stellt er fest: „Wir, die illegale Garnitur, mußten (vor 1938) diesem Treiben schweigend zusehen und konnten damals nur darauf bedacht sein, unseren ansonsten tadellos funktionierenden Betrieb aufrechtzuerhalten und die Ereignisse heranreifen zu lassen. Dies ist uns auch geglückt und darauf dürfen wir auch heute noch stolz sein!“
Nun eine kleine Dankesverbeugung vor seinen ministeriellen und sonstigen Helfern: „Wie oft war der einzelne, gleichgültig ob Lehrer oder Schüler, nahe daran, alles zu verlieren, und wie oft kam es vor, daß Anzeigen über „vaterlandsfeindliche Umtriebe“ bei den vorgesetzten Behörden, sogar aus sogenannten Kollegenkreisen, einliefen. Es war nun auch hier unsererseits bestens vorgesorgt, und die betreffenden Referenten, sei es in der Anstalt selbst oder auch im Ministerium, haben uns recht oft die hilfreiche Hand gereicht, ohne daß der jeweilige Chef der Unterrichtverwaltung eine Ahnung hatte, wie viele seiner Untergebenen bereits in unserem Lager ständen.“ Hierauf folgen auf Indianer-Romantik abgestimmte „Kampferinnerungen“: „Und doch möchten wir die Erinnerung an diese Zeit, die dem Kampf um unser Deutschtum geweiht war, nicht missen. Erinnert ihr euch noch, Kameraden, wenn wir in verschwiegener Ecke der Anstalt die Saarmünzen mit der Inschrift verkauften „Die Saar hats bewiesen, die Ostmark wirds beweisen, Volk will zu Volk!“, oder wenn zu Weihnachten die Hakenkreuzschillinqe auftauchten und ich zu größerer Vorsicht mahnen mußte, um dann nach dem Vorspiel einer Bachschen Orgelfuge, wenn wir in den „Katakomben“ (das im Keller gelegene Orgellehrzimmer) halbwegs sicher waren, auch meinen Beitrag für das WHW zu entrichten? Wißt ihr noch, als nach der Zusammenkunft in Berchtesgaden das infernalische Jubelgeheul einer entarteten Presse verstummte und grenzenloser Angst Platz machen mußte? Und als die jüdisch-klerikale Interessengemeinschaft, einträchtig zusammenarbeitend gegen alles, was uns heilig war, endlich zerschlagen wurde, wißt ihr noch um unser Frohlocken auf den Gängen und in den Klassen?“ Und so geht es weiter, bis zum endlichen Treuebekenntnis an den „Führer, dessen wir an diesem Tage in Liebe und Verehrung dankbar gedenken, zu Nutz und Frommen und im Dienste unserer deutschen Kunst“!
Nun ist es klar, wie es zum Wiederauftauchen des Herrn Schütz im Wiener Konzertleben kommen konnte und mußte. Die betreffenden Referenten im Ministerium — es sind dieselben wie vor 1938 und auch von 1933 bis 1945!— haben eben wieder einmal die hilfreiche Hand gereicht, nur mit dem Unterschied, daß zwar vielleicht nicht der Chef der Unterrichtsverwaltung, aber doch große Teile des österreichischen Volkes durch die etwas kurzsichtige Prahlerei dieses „Messias“ der Musikakademie heute wissen, wer damals das „illegale Lager“ an dieser Anstalt geleitet hat.
Diese Referenten im Ministerium, beziehungsweise ihre Hintermänner, sind auch die Schuldtragenden an der gegenwärtigen Fassung des Verbotsgesetzes, das seine Härte gegen die kleinen Mitläufer auswirkt, aber den Leuten mit guten Verbindungen ein Durchschlüpfen durch seine weiten Maschen ermöglicht, und seien es auch Menschen, die, wie Schütz, Wührer, Böhm, Karajan usw., zu den charakteristischesten Bannerträgern und Wegbereitern des Faschismus in Oesterreich zählen. Somit ist die Bahn frei für die Tätigkeit der „Sonderkommissionen“ der Ministerien, die ihre Aufgabe darin sehen, die „illegale Garnitur“ zu legalisieren und das österreichische Kunstleben wieder denen auszuliefern, die es in schicksalschwerer Zeit bereits einmal in frecher Verantwortungslosigkeit und herausforderndem Zynismus mit ihrem „eisernen Besen“ zerstört haben. Heute ist es bereits so weit, daß im Falle Schütz das vorliegende und auszugsweise zitierte Dokument, das seinen Schreiber eindeutig als Hochverräter entlarvt, nicht auszureichen scheint, um einen Schuldbeweis zu konstruieren; viel ausschlaggebender ist wahrscheinlich seine eigene „eidesstattliche“, von feilen Zeugen untermauerte Erklärung, daß er in Wirklichkeit „niemals ein Nazi gewesen“ sei. Künstlerisch besteht eine Notwendigkeit, Herrn Schütz‘ öffentliche Tätigkeit wieder aufleben zu lassen, keineswegs; im Interesse des Ansehens Oesterreichs ist diese Maßnahme schädlich und verderblich. Er möge seine Tätigkeit in die dunkelsten Katakomben verlegen — wenn auch nicht in die der Akademie —, und dies möglichst in Gesellschaft seiner Helfer und Handreicher aus der Anstalt selbst oder aus dem Ministerium. Das infernalische Jubelgeheul der „illegalen Garnitur“, dieser Verräterclique, hat einmal die Trauermusik zu Oesterreichs Untergang abgegeben; eine solche Gelegenheit werde ihr kein zweitesmal geboten. R r

Es darf dabei die Herausgeberin dieser Zeitung aber nicht unerwähnt bleiben. „Österreichische Zeitung“ wurde ab dem 15. April 1945 von der „3. Ukrainischen Front“
Am 13. April nahmen die Truppen der 3. Ukrainischen Front, unter Mitwirkung der Truppen der 2. Ukrainischen Front, nach heftigen Kämpfen die Hauptstadt Österreichs, WIEN, einen strategisch wichtigen Verteidigungsknotenpunkt der Deutschen, der den Weg nach Süddeutschland versperrte.
herausgegeben. In späterer Folge wurde diese zur „Zeitung der Roten Armee für die Bevölkerung Österreichs“.
1948 wird für die Garnitur das Orgelkonzert von Franz Schütz wieder Trost in schwerer Zeit gewesen sein. Zehn Jahre zuvor brauchte er mit seinem Orgelspiel ihr keinen Trost spenden, georgelt ward ihr messianisch das Ende ihrer schweren illegalen Zeit, und sechs Jahre danach mußte Franz Schütz wieder zum Troste auforgeln —
Von diesem Trost wird noch zu erzählen sein.
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