Stets Ungemach in Ungenach

Sergius Pauser, „literarisches Denkmal“ von Thomas Bernhard ist nicht Anlaß, nach Jahrzehnten Ungenach erneut zu lesen, Sergius Pauser und Ungenach sind nicht Grund dafür, sie in einem Kapitel auftreten zu lassen, genaugenommen, vorab in zwei Kapiteln auftreten zu lassen, ehe vom eigentlichen Anlaß, warum von Sergius Pauser zu berichten ist, von dem auf der Website Wien Geschichte Wiki, so ist es am 3. Juli 2025 zu lesen, u. a. berichtet wird:

Der Schriftsteller Thomas Bernhard setzte Pauser in der 1968 veröffentlichten Erzählung Ungenach ein literarisches Denkmal. Darin wird besonders die Liebe Pausers zum Schriftsteller und Malerkollegen Adalbert Stifter (auch Pauser verfasste gelegentlich Lyrik und Prosa) nachgezeichnet. Bernhard war mit Sergius Pauser persönlich bekannt geworden, nachdem sich der Maler 1962 in Traunkirchen im oberösterreichischen Alpenvorland einen alten Bauernhof gekauft hatte, der ganz in der Nähe von Bernhards Hof in Ohlsdorf lag.

In Ungenach wird nicht „die Liebe Pausers zum Schriftsteller und Malerkollegen Adalbert Stifter nachgezeichnet“. Mit Ungenach wird Pauser also kein „literarisches Denkmal“ gesetzt. In Ungenach kommt Pauser zweimal vor: Einmal in der Liste „Meiner Abschenkung teilhaftig werdende Personen“ mit dem Eintrag: „VII. Pauser (Weiermayer-Mühle/Sägewerk)“. Und in den Notizen zu den vielen beschenkten Personen, die wie folgt eingeleitet wird: „Diese, meiner Abschenkung teilhaftig werdende Personen betreffende Notizen, die ich mir gemacht habe: Pauser, Sergius, Philosoph, Weltmann, Mystiker.“

VII.
Pauser (Weiermayer-Mühle/Sägewerk)

Pauser, Sergius, Philosph, Weltmann, Mystiker

Mehr ist von Pauser in Ungenach nicht zu lesen. Vielleicht sind diese zwei Zeilen oder mit der Nummerierung drei Zeilen zu Pauser Sergius bereits ein „literarisches Denkmal“, wird er, Pauser, darin nicht als Maler vorgestellt, oder es ist kein „literarisches Denkmal“, aber vielleicht eine Berurteilung von Pauser als Maler, der zwar ein „Philosoph, Weltmann, Mystiker“, aber, wie es gelesen werden kann, ein Nichtmaler, ein Nichtmaler, der mit einer „Mühle“/mit einem „Sägwerk“ beschenkt werden muß, vielleicht um ihm ein Auskommen zu sichern, wie allen anderen von Robert Zoiss beschenkten Personen, etwa „Ritzinger, Viktor, dzt. Strafanstalt Göllersdorf“, „Hofrad, August, Holzarbeiter in Reindlmühle“, „Kobernaußer, Justin, dzt. Irrenanstalt Am Steinhof“, „Palant, Franz, Hilfsarbeiter in Kirchham“, „Süßner, Strafanstalt Stein“, „Dapprich, Ferdinand, unruhig zwischen Graz und Rom. Berufslos.“, „Fabian, Titus. Hilfsarbeiter, dzt. Strafanstalt Garsten“, „Absam, Nikolaus, Vorarbeiter, dzt. Strafanstalt Suben“ und so weiter und so fort.

Rupert Feuchtmüller hat in sein Buch aufgenommen, was nicht aus Ungenach ist, sondern das, was Thomas Bernhard ihm gesagt oder ihm geschrieben oder was Rupert Feuchtmüller von irgendwoher bekommen hat, das Thomas Bernhard über Sergius Pauser irgendwann, aber auf alle Fälle nach dessen Tod im Jahr 1970 gesagt oder geschrieben hat:

Zur Beruhigung und gegen die Geisteserschöpfung und in Anbetracht der düsteren und finsteren Zustände, die in meiner oberösterreichischen Gegend einen Großteil des Jahres dem dort in Arbeit und in Langeweile und immer auch gegen die Arbeit und gegen die Langeweile und gegen die pausenlos menschenfaszinierende und menschenzerstörende und menschentötende Natur Existierenden herrschen, bin ich sehr oft an den Mühlbach bei Traunkirchen gefahren, in das von dem Maler Pauser in alle Einzelheiten hinein beherrschte kleine und gleichzeitig alles weltoffen-differenzierende Haus hineingegangen, in welchem ich gefunden habe, was ich suchte und worin ich sehr oft aus einer der vielen schmerzhaften, beinahe unaushaltbaren jahreszeitlich bedingten das Gemüt und den Geist beschämenden Stimmungen gerettet gewesen bin. Ein Geistesgegenstand war an solchen Nachmittagen oder Abenden gegenüber dem Traunstein und an dem plätschernden Mühlbach sehr bald der Mittelpunkt gewesen und ich erinnere mich genauer Kenntnisse und Erkenntnisse meines Gesprächs- oder Empfindungspartners vor allem die Literatur und die Dichtung betreffend. Von Sergius Pauser, dem Künstler, Professor und Weltmann, habe ich Meditationen beispielsweise über Adalbert Stifter gehört, wie ich sie von niemandem gehört habe, er war ein Entdecker der verborgensten Empfindsamkeiten des Poetischen, ein liebevoll-wachsamer Rutengänger über der Landschaft der Weltliteratur, ein Philosoph und ein durch und durch künstlerischer Charakter. Seit seinem Tod ist es recht leer am Mühlbach bei Traunkirchen und keine Spur mehr von seinem Geiste.

Aus der Monographie: Rupert Feuchtmüller, SERGIUS PAUSER, Edition Tusch Wien, 1977:
„Erinnerungen seiner Freunde, Kollegen und Schüler“ 

Ob es von Wien Geschichte Wiki ein „Lapsus“ oder mehr, gar ein Ungemach ist, mag nicht beurteilt werden, vielleicht nur eine Leseungenauigkeit, hervorgerufen jedoch durch eine „Geisteserschöpfung“, wer will es beurteilen, Ungenach scheint dafür bestens geeignet zu sein, Fehler zu begehen, wie am 3. Juli 2015 zu lesen ist, auf der Website von dem Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich, verfaßt von Martin Huber:

In den Mitteilungen des Deutschen Germanisten Verbandes weist der Hamburger Rezensent im Juni 1969 auf Thomas Bernhards Erzählung „Ungemach“ hin (Niszkiewicz 1969). Die geografische Entfernung zwischen der norddeutschen Großstadt und der kleinen Gemeinde im oberösterreichischen Hausruckviertel (Bezirk Vöcklabruck) mag diesen Lapsus ebenso entschuldigen wie die noch nicht so weit gediehene Vertrautheit mit der Lebenswelt des damals gerade erst berühmt werdenden Autors. Inzwischen ist die Verwandlung zahlreicher Orte aus der Umgebung von Bernhards Wohnsitz zu Schauplätzen seiner Literatur Allgemeingut, die „Landschaft des südlichen Oberösterreich“ zu einem „literarischen ‚Bernhard-Land‘“ (Mittermayer 2006, 52) geworden. In Ungenach selbst gibt es heute einen Thomas-Bernhard-Platz mit Informations-Tafeln zum Leben des Autors und Zitaten aus seiner einschlägigen Erzählung.

Ungenach ist freilich bei weitem nicht der einzige Ortsname in der gleichnamigen Erzählung – und einmal mehr geht es nicht um die konkreten oberösterreichischen Orte. Vielmehr steht es als eine Art „Österreich-Ungenach“ (Kommentar, 239) für dieses Land und seine Geschichte.

Zuletzt bearbeitet wurde der Eintrag zu Sergius Pauser auf Wien Geschichte Wiki, ist am 3. Juli 2025 zu lesen, am 29. Oktober 2024. Wäre doch jedes Ungemach, ach so gering wie dieses, in Ungenach etwas hineinzuschreiben, das in Ungenach nicht erzählt wird.

Aber dem ist bei weitem nicht so. Also mit den Orten in Österreich, Oberösterreich.

Mit Ungenach immer Ungemach …

Michael Gruber, ein konkreter Name, zugleich ein Name der für viele Namen steht, insbesondere in seiner Partei, in Ungenach, bei dem es nicht um den konkreten oberösterreichischen Ort geht, in Kirchdorf oder im Bezirk Kirchdorf soll er, ist zu lesen, mit seinen Taten aufhältig sein, steht er für dieses Land und seine Geschichte, wenn er einen Mistkübel verstopft, sich Verbote vorstellen kann, und die rein aus „Kinderschutz“, recht genauso, wie die Männer um Orbán Kinder schützen

Nachtrag, 17. Juli 2025

Es kann vorkommen, daß einem Kapitel erst später sein endgültiges Ende geschrieben werden kann, wie nun bei diesem Kapitel, und es ist ein positives Ende, da „Geschichte Wien Wiki“ das Falsche nun doch am 10. Juli 2025, wie jetzt gelesen werden kann, berichtigt hat, jetzt auf „Geschichte Wien Wiki“ also ebenfalls gelesen werden kann, was Thomas Bernhard zu Sergius Pauser in Ungenach tatsächlich geschrieben hat.