Gähn Deos

„Mit ebenso mahnenden wie eindringlichen Worten warnt Kardinal Christoph Schönborn in seiner Neujahrsansprache vor möglichen Klimakatastrophen auf der Erde [..] und erinnert gleich an eines seiner liebsten Kirchenlieder, in dem es heißt ‚Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh mit mancherleih Beschwerden der ew’gen Heimat zu.‘ Und ans Kirchenvolk gerichtet: ‚Es ist nicht selbstverständlich, das wir genügend Wasser haben, dass wir Luft haben und dass der Regen zur rechten Zeit kommt.‘ Das alles seien Geschenke des Schöpfers, für die wir nichts getan hätten. Weiters appellierte Schönborn in seiner Klimapredigt […]“

So wird über die Predigt des leitenden Angestellten eines Organisierten Glaubens berichtet, am 2. Jänner 2020. Er aber richtete seine Predigt nicht an das „Kirchenvolk“, er predigte nicht in einer Kirche vor Mitgliedern seines Organisierten Glaubens, sondern er sprach im Fernsehen zu einem Fernsehpublikum, das längst nicht mehr ein geschlossenes „Kirchenvolk“ ist.

„Wir sind nur Gast auf Erden.“ „[F]ür die wir nichts getan hätten.“ Wie seltsam für einen leitenden Angestellten, sich darauf zu berufen, „nur Gast auf Erden“, eines leitenden Angestellten von einem der Organisierten Glauben, deren Ideologie die Unterwerfung der Erde ist gemäß ihren Sagenbüchern, die für den schönbornschen Glauben nach wie vor gültiges Kirchenrecht sind. Und stets dabei die vorgestellte Unschuldigkeit, „für die wir nichts getan hätten“.

Es gibt von diesem leitenden Angestellten eines Organisierten Glaubens einen Vortrag oder eine Predigt, die er tatsächlich einem „Kirchenvolk“ gehalten hat, weil er diese Predigt oder diesen Vortrag tatsächlich in einer Kirche hielt, am 14. Mai 06: „Macht Euch die Erde untertan“ – Schöpfungsverantwortung … achte Katechese, heißt es im Untertitel. Dieser Schönbornerei oder Schönfärberei, die auch in diesem Vortrag vorherrscht, sind ein paar Sätze aus „Homo Deus“ beizustellen, die bereits genügen, um kenntlich zu machen, was von dieser Schönfärberei respektive Schönbornerei …

„Theistische Religionen wie das biblische Judentum rechtfertigten die Agrarökonomie mit Hilfe neuer kosmologischer Mythen. Animistische Religionen hatten das Universum früher als groß angelegte chinesische Oper mit einer schier unbegrenzten Zahl kunterbunter Akteure dargestellt. Elefanten und Eichen, Krokodile und Flüsse, Berge und Frösche, Geister und Feen, Engel und Dämonen – jeder hatte seine Rolle in dem großen kosmischen Stück. Die theistischen Religionen schrieben den Text neu und verwandelten das Universum in ein düsteres Drama von Ibsen mit nur noch zwei Hauptdarstellern: Mensch und Gott. Engel und Dämonen überlebten diesen Übergang irgendwie und wurden zu Botschaftern und Dienern der großen Götter. Doch der Rest der animistischen Besetzung – all die Tiere, Pflanzen und anderen Naturphänomene – wurden zur stummen Kulisse degradiert.

So vertrat beispielsweise das Christentum die Ansicht, die Menschen sollten über den Rest der Schöpfung herrschen, weil der Schöpfer sie mit der dafür nötigen Macht ausgestattet habe. Überdies gab Gott laut Christentum nur den Menschen eine unsterbliche Seele. Weil das Schicksal dieser unsterblichen Seele den Kern des gesamten christlichen Kosmos bilden und weil Tiere keine Seele haben, sind sie lediglich Komparsen. Die Menschen wurden somit zur Krone der Schöpfung, während alle anderen Organismen an den Rand gedrängt wurden.“

Was für eine Schönbornerei respektive Schönfärberei dieser leitende Angestellte in diesem Ungetüm von einem Kirchenkasten betreibt, kann auch daran ermessen werden, was er nicht vorbringt, im Zusammenhang Gott, Mensch, Tier, Natur, Verantwortung. Deshalb hier noch ein Zitat aus „Homo Deus“:

„‚Da aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen, und er sprach: Ich will die Menschen, die ich gemacht habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis auf das Vieh und bis auf das Gewürm und bis auf die Vögel unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.‘ (1. Moses 6,5-7)

Die Bibel hält es für völlig in Ordnung, sämtliche Tiere als Strafe für die Verbrechen von Homo sapiens auszurotten, so als hätte die Existenz von Giraffen, Pelikanen und Marienkäfern jeglichen Zweck verloren, wenn sie die Menschen danebenbenehmen. Die Bibel konnte sich kein Szenario vorstellen, in dem Gott es bedauert, Homo sapiens geschaffen zu haben, diesen sündigen Affen vom Antlitz der Erde fest und sich dann auf ewig an den Possen von Straußen, Kängurus und Pandabären erfreut.“

Das offenbart unmißverständlich das Wesen des Mannes, den der leitende Angestellte als gütigen, guten Mann in seiner Schönfärberei respektive Schönbornerei verkaufen will. Bei ihm heißt dieser Mann mit dem totalen Ausrottungswillen „Gott“. Zu späterer Zeit heißt dieser Mann beispielsweise Hitler. Auch dieser wollte nicht nur alle jüdischen Menschen, alle Menschen, die heute noch in Österreich zu „Zigeunern“ und „Zigeunerinnen“ degradiert werden, ermorden, ausrotten, auslöschen, sondern am Ende auch alle Menschen „seines eigenen Volkes“, weil sie sich für ihn als unfähig erwiesen, das heißt wohl, für ihn noch viel zu wenig böse waren … Hitler wird hier nicht genannt, weil Hitler immer irgendwie genannt, angeführt werden muß, gerade in diesem Land Österreich, sondern Hitler wird als konkrete Verkörperung des Mannes, der dem leitenden Angestellten Führer ist, genannt, nicht nur wegen der ihnen gemeinsamen Ausrottungsobsession, sondern auch und vor allem, weil Schönborn mit seinem Fernsehvortrag selbst den Nationalsozialismus ins Spiel bringt, indirekt, aber doch auf diese nationalsozialistische Ausrottungszeit verweist durch sein Bekenntnis zu „einem seiner liebsten Kirchenlieder“ …

Es ist eines, das Georg Thurmair 1935 verfaßte. Es heißt, in dem folgenden Zitat von Thurmair war Joseph Goebbels leicht zu erkennen:

„Die Lüge ist gar frech und schreit und hat ein Maul so höllenweit, die Wahrheit zu verschlingen.“ 

In diesem Satz werden sich wohl heute noch viele nicht erkennen wollen, aber, kurz gesagt, viele zu erkennen sein …

„Wenn wir uns als Gäste auf dieser Erde benehmen, dann werden auch kommende Generationen auf dieser Erde Heimat haben können. Es liegt auch in unserer Hand, ganz persönlich.“

Das sagt der leitende Angestellte zum „Fernsehvolk“, zum „Displayvolk“. Als hätten sich Funktionäre (Funktionärinnen anzuführen, das erübrigt sich wohl bei diesem Männerverein) dieses seines Organisierten Glaubens je als „Gäste“ auf dieser Erde benommen …

Es hätte in der Geschichte des Menschen auch alles anders kommen können. Es hätte eine Geschichte ohne „Gott“ mit seinen vielen Namen werden können. Was wäre gewesen, wenn nicht diese Sagenbücher, denen beispielsweise auch dieser leitende Angestellte hörig ist, weltbestimmend geworden wären? Wenn beispielsweise die Lebensweise der Nayakas weltweite Leitkultur der Menschheit …

„Anthropologische und archäologische Belege deuten darauf hin, dass die archaischen Jäger und Sammler Animisten waren. Sie glaubten, dass zwischen dem Menschen und anderen Tieren keine wirkliche Kluft bestand. Die Welt – also das örtliche Tal und die umliegenden Bergketten – gehörte all ihren Bewohnern, und alle folgten einem gemeinsamen Regelwerk. Zu diesen Regeln gehörte das unablässige Gespräch zwischen allen beteiligten Wesen. Die Menschen redeten mit Tieren, Bäumen und Steinen genauso wie mit Feen, Dämonen und Geistern. Auch diesem Kommunikationsnetz entstanden die Werte und Normen, die für Menschen, Elefanten, Eichen und Gespenster gleichermaßen bindend waren. Die animistische Weltsicht bestimmt noch immer das Leben einiger Gemeinschaften von Jägern und Sammlern, die bis heute überlebt haben. Dazu gehört etwas das Volk der Nayaka, das in den Tropenwäldern Südindiens lebt.“

Auch dies aus „Homo Deus“.

Es erheitert die Vorstellung, Christoph Schönborn würde mit einem Baum reden, und er erzählt dem Baum seine Katechesen, oder was er eben erst dem Fernsehpublikum erzählte, und der Baum … die Antwort des Baumes darauf, er läßt einfach ein paar seiner Tannenzapfen auf den Kopf des Kardinals niederprasseln, damit dieser zur …

In „Homo Deus“ wird von den Nayakas erzählt, die nicht Gott respektive Hitler sind, aber von der Welt mehr verstehen als Hitler respektive Gott, der nur auf Bestrafung aus ist, der, Gott, nur auf Ausrottung aus ist, krankhaft fixiert auf das „Böse“, also auf sich selbst, ohne die geringste Befähigung und ohne den geringsten Willen zum Verstehen, ohne die geringste Bereitschaft, sich der Wirklichkeit zu stellen, die Nayakas wären für den schönbornschen Gott ein ideales Vorbild, die der Gott sind, den auch ein Schönborn stets verkaufen will, aber der schönbornsche Gott hat eben nicht das Format in geistiger, in jedweder Hinsicht der Nayakas, von denen dies berichtet wird:

„Einmal wurde ein Nayaka von einem Elefantenbullen getötet, den sie den ‚Elefanten, der immer allein unterwegs ist‘ nannten. Als Beamte des indischen Forstministeriums kamen, um diesen Elefanten zu fangen, weigerten sich die Nayakas, ihnen zu helfen. Gegenüber Naveh erklärten sie, dieser Elefant habe eine sehr enge Beziehung zu einem anderen Elefantenbullen gehabt, mit dem zusammen er immer umhergezogen sei. Eines Tages fing das Forstministerium den zweiten Elefanten ein, und seither war der ‚Elefant, der immer allein unterwegs war‘ wütend und gewalttätig. ‚Wie hättest du dich gefühlt, wenn man dir deinen Gefährten weggenommen hätte? Genauso fühlte sich dieser Elefant. Mitunter trennten sich diese beiden Elefanten bei Nacht, und jeder ging seines Weges, aber am Morgen trafen sie sich stets wieder. An diesem Tag musste der Elefant mit ansehen, wie sein Kumpel zu Boden ging und liegen blieb. Wenn zwei immer zusammen sind, und dann wird auf einen von ihnen geschossen, wie wird sich der andere wohl fühlen?'“