„Volkstribun“

Es gab einmal einen Redner, in Deutschland, der schrieb vor bald einhundert Jahren in sein Tagebuch,

Alles hat dieser Mann, um König zu sein. Der geborene Volkstribun. Der kommende Diktator.

über einen Österreicher, der ein paar Jahre nach diesem Tagebucheintrag für kurz „Volkskanzler“ zu nennen war, und gerade einmal zwanzig Jahre nach diesem Tagebucheintrag hatte dieser Mann nichts, nicht einmal mehr sein Leben, aber auf seinem Konto Abermillionen von Ermordeten, für madige zwölf Jahre wird er sich wohl als „König“ gefühlt haben, der ein Diktator war, jedoch von einem „Volkstribunen“ im römischen Sinn hatte er nichts, er war kein Magistrat, er stand den Bürgern nicht bei, für die Bürgerinnen hatte er nichts, bis auf das Mutterkreuz.

Die Website des Bildungsinstituts einer österreichischen Parlamentspartei ruft diesen Tagebucheintrag in Erinnerung, beim Lesen des Wortes „Volkstribun“, am 14. Juli 2024.

Was ist er heute? Nicht mehr. Seit 2008 hat er nicht einmal mehr sein Leben, und sein Konto auf null …

Und es fällt noch ein „Volkstribun“ dazu ein, dem es wohl recht gefallen wird, tribune of the people genannt zu werden, wie es allenthalben geschieht, der sich wohl auch als „König“ fühlen wird, aber er ist in einem Alter, in dem ihn in jeder Sekunde der natürliche Tod ereilen kann, liegt doch die Lebenserwartung in den Vereinigten Staaten bei etwas mehr als 77 Jahren, so die Statistik vom letzten Jahr, und einen großen Zuwachs an Lebenserwartung von 77,3 wird es 2024 wohl nicht gegeben haben. Ein „Diktator“ möchte er auch sein, so sein geäußerter Traum, aber nur „für einen Tag“ … Was für ein realistischer Traum. In Anbetracht der statistischen Lebenserwartung recht realistisch von ihm geträumt, sein Traum, seine Wirklichkeit. Und was wird dann sein Kontostand sein? Eine Null, ja. Aber dazu mit einem Saldo zu Lasten der Abermillionen von Menschen wird es wieder einmal gewesen sein.

Nun gibt es von diesem tribune of the people, dem in diesen Tagen eine „Krönungsmesse“ ausgerichtet werden soll, von jenen, denen er ein „König“, dessen Reich nicht von dieser Welt, ein Foto, das von vielen als ein jetzt schon ikonisches Bild gefeiert, verehrt wird, wie „Raising the Flag of Iwo Jima“, aber wie das Foto aus 1945 falsch, absichtlich falsch gedeutet wurde, es war kein Hissen einer Flagge zu einem Sieg, sondern bloß ein alltägliches Austauschen der Flagge, vielleicht notwendig geworden, weil die Flagge zerrissen ward, so wird auch jetzt, beinahe achtzig Jahre später, das Foto absichtlich falsch gedeutet, der Tagebuchschreiber hätte damit wohl seine reinste Freude, setzen es doch nicht nur die seine Gesinnungsschaften für ihre Propaganda ein, sondern wird es auch von jenen mit verbreitet, die sich gegenüber dieser Gesinnung kritisch wähnen, immun gegen deren Gesinnung zu sein meinen.

Nach diesen, um zum Redner für den Österreicher zurückzukehren, zwei verlorenen „Volkstribunen“, der letzte vor zweimal acht Jahren gestorben, gibt es in Österreich keine Redner mehr, die in ihr Tagebuch schreiben könnten, was einmal dieser in sein Tagebuch schrieb — bloß eine gibt es noch, eine in „deutscher Kulturgemeinschaft“ steckende Partei in Österreich, die ihrem Tagebuch anvertraut ihren Volkskanzltraum.