Nach dem Einschub zum rosenkranzischen Eisenmenger in der Galerie Belvedere kann nun das Kapitel zu Rudolf Wacker und Hubert Lanzinger fortgesetzt werden, in dem es vor allem um die Darstellung der Biographien von Rudolf Wacker und Hubert Lanzinger …
Als „beachtlicher Porträtmaler“ ist er, der „auch religiöse Bilder“ malte, nahezu ein Prophet gewesen, malte er doch 1910, damals noch ohne ein Modell dafür zu haben, einen „Lohengrin“, den er später wieder malte, wofür ihm dann allerdings ein Überherr Modell —

Und was weiß „Österreichisches Biographisches Lexikon“ von Rudolf Wacker zu berichten?
Wacker Rudolf, Maler und Graphiker. Geb. Bregenz (Vbg.), 25. 2. 1893; gest. ebd., 19. 4. 1939. Sohn des Bregenzer Baumeisters Romedius W. und von Marianne W., geb. Wüstner; ab 1922 mit der Kunstgewerblerin Ilse Moebius aus Goslar verheiratet. – Nach dem Gymn. besuchte W. 1909–10 die Fachschule für gewerbl. Zeichnen in Bregenz, 1910–11 lernte er zusätzl. bei Gustav Bauer in Wien. 1912–14 stud. er an der Großherzogl. Sächs. Hochschule für Bildende Kunst in Weimar in der Meisterkl. von →Albin Egger-Lienz und Walter Klemm und schloss eine lebenslange Freundschaft mit dem Künstler Otto Herbig. 1914 Einjährig-Freiwilliger, 1915 wurde er zum Kriegsdienst an die Ostfront eingezogen und geriet bald in Kriegsgefangenschaft (bis 1920 im sibir. Tomsk). Ab 1917 erhielt er die Erlaubnis, das Lager für längere Zeit zu verlassen, und schuf zahlreiche Zeichnungen. 1920–23 wieder in Bregenz, hielt er sich jeweils im Winter und Frühling in Berlin auf, wo er die Maler des „Brücke“-Kreises kennenlernte. 1923–24 folgten längere Aufenthalte in Wien und Hermannstadt. 1924–39 hatte er seinen Wohnsitz in Bregenz, fast jährl. unterbrochen von ein- bis zweimonatigen Aufenthalten in Dtld. (Berlin, Goslar) und Reisen durch Österr. und die Schweiz. 1933 trat W. der Vaterländ. Front bei. 1934 erzielte er mit seinem auf der Biennale in Venedig ausgest. „Stilleben mit zwei Köpfen“ (1932) einen ersten Erfolg. Nach expressionist. Anfängen entwickelte er eine eigene Bildsprache im Stil der Neuen Sachlichkeit mit surrealist. Übertönen und avancierte zu einem der wichtigsten Vertreter dieser Kunstrichtung in Österr. und Dtld. 1935 bemühte sich W. – allerdings erfolglos – um eine Professur an der ABK in Wien. Nach dem „Anschluss“ 1938 kam es bei W. zu einer Hausdurchsuchung und einem Verhör durch die Gestapo, in dessen Folge er einen ersten Herzinfarkt erlitt und sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechterte. Weiters wurde er aus der Vbg. Kunstgmd. und dem Zentralverband bildender Künstler ausgeschlossen. W.s Arbeiten wurden u. a. 1918/ 19 in Tomsk, ab 1923 wiederholt im Vbg. Landesmus. (Bregenz), 1925 im Weimarer Mus. für Kunst und Kunstgewerbe, 1958 in der Österr. Galerie (Wien), 1966 im Künstlerhaus Graz, 1985 im Austrian Inst. (New York) und im Kulturhaus Dornbirn, 1995 im Kunstforum Bank Austria (Wien) und im Frankfurter Kunstver., 1998 im Kunsthaus Bregenz und 2015 sowie 2018 im vorarlberg mus. (Bregenz) gezeigt. Darüber hinaus beteiligte er sich als Gründungsmitgl. (1926) der überregionalen Künstlervereinigung Der Kreis an zahlreichen Ausst. und war Mitgl. der Vbg. Kunstgmd. 1928 erhielt er einen Staats-Ehrenpreis. W.s Nachlass mit einem eigenhändig geführten Werkverzeichnis befindet sich seit 1985 im Franz-Michael-Felder-Archiv in Bregenz. Seine Tagebücher, im Besitz der Stadt Bregenz, geben einen tiefen Einblick in die Kunst- und Sozialgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jh.
Von Rudolf Wacker weiß das Lexikon, daß er „avancierte zu einem der wichtigsten Vertreter dieser Kunstrichtung [Neue Sachlichkeit]“, es weiß auch, „[n]ach dem ‚Anschluss‘ 1938 kam es bei W. zu einer Hausdurchsuchung und einem Verhöhr durch die Gestapo, in dessen Folge er einen ersten Herzinfakrt erlitt und sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechterte.“ Das Lexikon weiß also, was für eine Zeit das damals war, als 1943 Hubert Lanzinger den „Mozart-Preis“ erhielt: die Grausamkeitszeit des Nationalsozialismus auf seinem Grausamkeitshöhepunkt. Während das Lexikon österreichischer Biographien nichts vom Politischen des Hubert Lanzinger weiß, weiß es aber vom Politischen des Rudolf Wacker das: „1933 trat W. der Vaterländ. Front bei.“

Wovon das Lexikon nichts weiß, es sollte wohl gesagt werden, nichts wissen will, ist, daß Rudolf Wacker 1937 aus der „Vaterländischen Front“ wieder austrat. Warum es zum Eintritt und zum Austritt wird gewußt, aber das ein Wissen, das das Lexikon nicht verbreitet wissen will.
Trotz dieser systemkritischen Haltung besuchte Rudolf Wacker 1933 den österreichischen Katholikentag und trat Ende Juni der Vaterländischen Front bei. Von Dollfuß erhoffte sich Rudolf Wacker entschiedene Gegenwehr gegen die Nationalsozialisten.
Zudem übernahm er im Arbeitsausschuss der Vaterländischen Front des Bezirks Bregenz die Funktion des Beirats. Damit verband er die Hoffnung, vom Verdacht der Nähe zum Kommunismus befreit zu werden und sich politische Repressionen zu ersparen. Im Gegenzug las er viele Bücher und Zeitschriften, welche auf der Verbotsliste der Vaterländischen Front standen.
1937 kam es zu einschneidenden Ereignissen, die Rudolf Wacker die Machtlosigkeit des österreichischen Staates und seiner Kulturpolitiker gegenüber des Deutschen Reiches bewusst machte. Er besuchte die Ausstellung „Entartete Kunst“ im Haus der Kunst in München. Er fand dort Werke von nahezu allen seinen Vorbildern und persönlichen Bekannten an den Wänden. Daraufhin protestierte er gegen die Kulturpolitik der Nationalsozialisten. In einem Brief an die „Ständige Delegation“, die Wiener Vertretung von Secession, Künstlerhaus und Hagenbund, forderte er offiziellen Protest der österreichischen Künstlerschaft gegen die Verleumdung Oskar Kokoschkas. Als er die Ohnmacht des Systems erkannte, trat Wacker aus der Vaterländischen Front aus. Nach der Reise durch Deutschland schrieb er im September 1937 in sein Tagebuch:
„Das ganze Land ist eine Kaserne – Der entmündigte Bürger existiert – Herrschaft der Geistlosen“6
Wacker in der NS-Zeit
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 geriet Rudolf Wacker in das Visier der Nationalsozialisten, da ihm ein Naheverhältnis zum Kommunismus nachgesagt wurde. Der Maler hatte Anfang der 1930er Jahre vor der neuerlichen Kriegsgefahr gewarnt, an einer Friedenskundgebung teilgenommen und sich ein Jahr zuvor offen gegen die Kulturpolitik des NS-Regimes geäußert.

Während Rudolf Wacker 1937 die Ausstellung „Entartete Kunst“ besucht, „er fand dort Werke von nahezu allen seinen Vorbildern und persönlichen Bekannten“, wird im selben Jahr in der „GDK“ das nun nach einem noch acht Jahre lebenden Überherrenmodell mit Banner gemalte Bild von Hubert Lanzinger aufgeführt.
Lanzinger malte seinen Überherrn nach einem eigenen Bild, das er bereits 1910 fertigte, als sein mit Karl Lueger sich, wie es nun so beliebt heißt, radikalisierende Überherr im Obdachlosenasyl, im Männerwohnheim in der Meldemannstraße hauste,
und Jahrzehnte später tat es ihm ein Bildhauer gleich, als wäre Lanzinger darin sein lehrhaftes Vorbild, für seine „Trümmerfrau“ auf der Mölker Bastei seine „Badende“ für Leonding, die dann doch in Leonding nicht gewollt wurde, hernahm — Kunstresteverwertung könnte es genannt werden, wenn es benannt werden will …

Beim Besuch der Ausstellung „Rudolf Wacker – Magie und Abgründe der Wirklichkeit“ im Leopold-Museum in diesem Februar 2025 mußte beim Lesen der Kunstrichtung „Neue Sachlichkeit“ sofort an die Darstellung des Hubert Lanzinger durch „Österreichisches Biographisches Lexikon“ gedacht werden, über die wenige Wochen zuvor ein Kapitel …
Und nun, nach der eisenmengerischen Aufführung durch den Nationalratspräsidenten im österreichischen Parlament,
dem Schönblick auf Eisenmenger,
wie lange noch wird es dauern, auch das, und es werden große Ausstellungen für Lanzinger, für Eisenmenger, für Köck, für weitere Gesinnungsträgerinnen, vielleicht gar die größte seiner Zeit für M. Odin, ausgerichtet werden,
von einem Museum,
von einer Galerie —
welche weitere Anstalt öffentlichen Rechts wird sich dieser annehmen,
berufend auf die, wie es modern heißt, Expertise
beispielsweise von „Zur schönen Aussicht“ —

Was wäre das doch für ein heuriger 20. April, gäbe es begleitend zur Aufführung in der Staatsoper auch eine Ausstellung von —
es würde wohl nicht allein eine steiermärkische Familie in diesem Land der
Vorsehung Erfüllung nah gekommen sehen, wenn ebenso Österreich wieder „deutscher“ …
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