Ein Werk des grozerischen Ackertraktorverlags

Was für ein Glück, für Ingeborg Bachmann, daß sie kein „Weib an der Macht“ war, denn, da hätte sie aber etwas zu lesen bekommen, von Daniel Gugger 888, wenn er bereits vor „über sechzig Jahren“ geschrieben hätte, alt, mehr als alt muß er dafür sein, schon vor „über sechzig Jahren“ geschrieben zu haben, wenn er einen zitiert, der vom „Weib“ schreibt, wenn er von Frauen spricht, im Grunde so alt, daß er diesen aus der Steiermark noch zu dessen Lebzeiten lesen konnte, einen aus dem Steiermärkischen, den heutzutage zu lesen keinem Menschen mehr einfiele.

Bloß, wo hätte Ingeborg Bachmann vor über fünfzig Jahren, vor über sechzig Jahren Daniel 888 lesen können? Nirgendwo. Damals gab es noch nicht diese Konzernplattformen, deren Knechte heutzutage jene sind, die von sich selbst meinen, Herren zu sein.

888 Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar.“ Dieser eine Satz von Ingeborg Bachmann ist über sechzig Jahre alt – und trotzdem trifft er uns heute noch mitten ins Herz.

Wir leben in einer Welt, in der viele lieber schweigen, verharmlosen oder verdrängen. Aus Angst, zu verletzen. Aus Bequemlichkeit. Oder weil die Wahrheit zu unbequem scheint. Aber vielleicht brauchen wir genau das mehr denn je: den Mut, ehrlich zu sein. Zuzuhören, auch wenn es unbequem wird. Nicht, um zu verletzen – sondern weil nur in der Wahrheit etwas wachsen kann: Vertrauen. Veränderung. Verständnis. Die Wahrheit ist nicht das Ende. Sie ist der Anfang.

Am 5. Juni 2025 bemüht 888 auf einer Konzernplattform den Wahrheitssatz von Ingeborg Bachmann und steht damit im Brauchtum jener, die meinen, wenn sie nur oft genug das Wort „Wahrheit“ sagen, dafür als ihre Zeugin gar noch Ingeborg Bachmann aufrufen, sie reden wahr.

Ach, wie wahr ist doch alles, was 888 zum Bachmann-Satz schreibt, am 5. Juni 2025, nur, selbst das zu lesen, was selbst geschrieben wird, das kommt auch 888 nicht in den Sinn,

nur selbst sich daran zu halten, was selbst gefordert wird, das kommt auch 888 nicht in den Sinn — wie auch? Kann ein Mensch mit dem selbstgewählten Namenszusatz „888“ einen Sinn haben?

„888“ steht ihm, wie diese Zahl ebenfalls zum Einsatz kommt, nicht für „Heil Heinrich Himmler“, sondern ist ihm eine Engelszahl, und der Sinn, wenn hierbei von einem Sinn gesprochen werden kann, eines Engels ist einzig, als Diener seines Herrn die Botschaft seines Herrn … so wird auch Heinrich Himmler ein Engel seines Herrn gewesen sein, der mit Engelszunge die Botschaft seines Herrn —

Kein Glück ist es, was heutzutage auch von 888 zu lesen zu bekommen ist, etwa gegen Angela Merkel, die ihm in seiner engelhaften Wahrheit eine „mehrfache […]“,

die ihm mit 18 ganz nach seiner Engelszahl gleichgewichtig, und er sie, gemäß seinen dazu verbreiteten Bildchen, einen grausamen Tod … jedoch, die Wahrheit kommt auch in seiner „Wahrheit“ an das Tageslicht, denn das von ihm verbreitete Bildchen dazu ist keine „Hinrichtung“ einer Frau, die eine „mehrfache […]“, sondern die Folter des „Johannes in einem Bottich von siedendem Öl“ in einer Darstellung um 1450. Angela Merkel also eine Märtyrerin wie Johannes, eine größere Ehrerbietung als die von 888 Angela Merkel damit entgegengebrachte ist kaum bis gar nicht denkbar …

Je nichts von Ehrerbietung hält 77, auch nicht gegenüber Angela Merkel. „Zuzuhören“ ist ihm fremd, „um zu verletzen“, ist ihm recht zu tun, dann ihm „nur […] etwas wachsen kann“, nein, das nicht: „Vertrauen. Veränderung. Verständnis“. Ehrerbietung bringt er nur sich selbst entgegen, indem er schreibt, Buch um Buch,

die bloß im Steiermärkischen zu verlegen …

Dem Ackertraktorverlag in Graz, dessen Herrn „Deutschland jeden Tag wieder etwas deutscher […] und Österreich genauso.“ werden will, ist 77 ein Rechtkarätiger

wie auch dem 6er, der ihn recht gern ständig bei sich im Studio …

Oh und Ah geht es dann stets heiß her, im Studio,

heißer noch würde es hergehen, wenn im Studio auch noch mit dabei 888 und 137

NS An Goethe kommt auch 888 nicht vorbei, Verse von ihm zu zitieren,

888 Da reiten sie hin Wer hemmt den Lauf Wer reitet denn? Stolz und Unwissenheit Laß sie reiten Da ist gute Zeit, Schimpf und Schande sitzen hinten auf

wie sie eben nicht umhin kommen, Goethe in der Meinung zu bemühen, dies erhöhte ihre Gesinnung in Gefilde des höchsten Geistes, aber auch mit Goethe bleiben sie tief im Feld, im Acker stecken. Verse aus „Zahme Xenien“ hat 888 für sich gefunden; nun, in diesen finden sich viele Verse, die Antwort auf 888 genug, etwa:

Kein Mensch will etwas werden,
Ein jeder will schon was sein.

So hoch die Nase reicht, da mags wohl gehn;
Was aber drüber ist, können sie nicht sehn.

Was ich nicht loben kann,
Davon sprech ich nicht.

Soll man euch immer und immer beplappern?
Gewinnt ihr nie einen freien Blick?
Sie frieren, daß ihnen die Zähne klappern,
Das heißen sie nachher Kritik.

Dem ist es schlecht in seiner Haut,
Der in seinen eignen Busen schaut.

Gern hören wir allerlei gute Lehr,
Doch Schmähen und Schimpfen noch viel mehr.

Das ist doch nur der alte Dreck,
Werdet doch gescheiter!
Tretet nicht immer denselben Fleck,
So geht doch weiter!

Das Unvernünftige zu verbreiten,
Bemüht man sich nach allen Seiten;
Es täuschet eine kleine Frist,
Man sieht doch bald, wie schlecht es ist.