„Der Emissär“

Beate Meinl-Reisinger, nun Außenministerin in Österreich, hätte gerne, so wurde es berichtet, Norbert Hofer zum „Sondergesandten“ ihrer Werbung, Norbert Hofer hätte also, wie es auf der Website ihres Ministeriums heißt, einer ihrer der „Sonderemissäre“ werden sollen … Ganz der Transparenz verpflichtet werden die von der österreichischen Bundesregierung „bestellten Sonderemissäre“ mit keinem geheimen Auftrag, der für gewöhnlich u. a. zu den Aufgaben von Emissärinnen gezählt wird, ausgestattet, sondern mit der gewöhnlichen, aber ihr teuren Aufgabe, die österreichische Kandidatur für einen Sitz im UNO-Sicherheitsrat zu bewerben …

Bestellt zu „Sonderemissären“ wurden, wie es auf der Website des Ministeriums am 26. Juni 2025 heißt, lauter „Ehemalige“, also Menschen, die ehemals politische Positionen in Österreich einnahmen.

Es mag seltsam erscheinen, daß bei den „Sonderemissären“ die Novelle „Der Emissär“ des am 9. März vor einhundertdreißig Jahren in Mannheim, Deutschland verstorbenen österreichischen Schriftstellers,

der am 27. Jänner 1836 in Lemberg, Galizien geboren wurde,

von dem heute in Lwiw, Ukraine, eine Statue steht, sogleich in den Sinn kommt,

und es mag gar nicht seltsam erscheinen, geht es in dieser „galizischen Geschichte“ u. a. m. um eine Mission, die dem Heute nicht fremd ist:

Wir haben eine Mission in diesem Lande, so Du wie ich[:] Bildung, Fortschritt, Freiheit!

Und es mag gar nicht seltsam erscheinen, daß Leopold Sacher-Masoch in den Sinn kommt, für den

Der Mensch, so die offensichtliche Moral, muB das höchstmögliche, erhabenste Ziel verfolgen, d. h. nicht nur sein eigenes, sondem das Los der Menschheit zu verbessern suchen. Dieses edle Ziel kann umso schneller erreicht werden, wenn Mann und Frau ihm als Gleichgesinnte und
-berechtigte mit vereinten Kräften entgegenarbeiten. Patriotismus ist gut, aber es ist allein der kosmopolitische Patriotisrnus des Österreichers (und für den jungen Sacher-Masoch ist der Österreicher immer Weltbürger), der die revolutionaren ldeale von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit garantiert.

Er glaubte an den horizonterweiternden Effekt einer multinationalen Abstammung und fürchtete die lmplikationen insbesondere einer deutschen Reinrassigkeit, nicht nur für das Individuum, sondern für die Menschheit im Allgemeinen. Er wollte sich vor allem als Mensch, nicht als Repräsentant einer spezifischen Nation und ihrer Interessen verstanden wissen. Ein und derselbe Leopold von Sacher-Masoch zu sein, immer und überall, ein Kosmopolit ohne Bindung an ein bestimmtes Land, doch mit einer Gesinnung, deren Heimat die Welt ist, das war sein hochfliegendes Ideal.

MiIojevie, Svetlana. Leopold von Sacher-Masoch: zur Rezeption und Wirkung eines Dilettanten. A thesis presented to the University of Wateiloo in fulfilment of the thesis requirement for the degree of Doctor of Philosophy in German. University of Waterloo, Ontario, Canada. 1996.

Einer nun bestellten Emissärin wird das Denken und das Ideal des Leopold von Sacher-Masoch ganz und gar unverständlich, mehr noch, recht fremd sein, ihr Verständnis von Patriotismus etwa ein vollkommen entgegengesetzes sein. Und zwar der Emissärin unter den „Sonderemissären“ mit Namen Herbert Scheibner, die eine ehemalige Verteidigungsministerin, mag er auch ein Ehemaliger sein, so steht gerade er für die „politische Erneuerung“ in Österreich, der dafür wohl auch als einziger einen Beweis vorlegen kann, dafür eine Münze aus seiner Brieftasche jederzeit und überall, ob in New York, ob in Genf, ob in Nairobi, ob in Wien, hervorholen kann, eine Münze freilich, mit der vor allem noch in Köttmannsdorf —

Herbert Scheibner ist „Träger der Dr. Jörg Haider Medaille“.

Die Medaille wurde von Abg.z.NR. aD Gerald Grosz am 5. Juni 2010, gestiftet und steht unter der besonderen Patronanz von Frau Claudia Haider als Präsidentin der Jörg Haider Gesellschaft. Mit dieser Medaille sollen im Sinne des großartigen Lebenswerkes von Dr. Jörg Haider Persönlichkeiten geehrt werden, die sich um die politische Erneuerung des Landes besonders verdient gemacht haben. Verliehen wir die Medaille von der Präsidentin/dem Präsidenten der Jörg Haider Gesellschaft und dem Stifter.

Der/die Geehrte ist berechtigt, den Titel „Träger der Dr. Jörg Haider Medaille“ zu verwenden. Die Medaille geht nach der Verleihung in das vollständige Eigentum der/des Geehrten über.

Die Medaille ist kreisrund, hat einen Durchmesser von 6 cm und besteht aus Bronze. Auf der Vorderseite ist das Bildnis von Dr. Jörg Haider geprägt, samt dem Schriftzug „Dr. Jörg Haider – 1950 – 2008“. Die Rückseite trägt die Inschrift „Für Verdienste um die politische Erneuerung“. Gefertigt wird die Medaille vom Ehrenzeichenhersteller Schwertner in Graz.

Wer könnte auch mehr über „politische Erneuerung“ wissen als die Präsidentin dieser Gesellschaft?

Nur noch der „Stifter“ dieser Münze selbst, dem selbst die Medaille für „Verdienste um die politische Erneuerung“ gebührte, und was für Verdienste das sind,

das darf Woche für Woche erfahren werden, ausgestrahlt von einer Fernsehanstalt,

aber auch seine Bücher erzählen von seinen „Verdiensten“,

sogar jenes, das noch nicht erschienen ist, erst im August 2025 erscheinen wird, wieder verlegt von einem Unternehmen aus

Graz, das wie kein anderes in Österreich für „politische Erneuerung steht“, und das seit über einem Jahrhundert

Es muß der nunmehrigen Außenministerin nicht leicht gefallen sein, aus dieser Gesellschaft der Ehemaligen ihr den rechten „Sonderemissär“ zu wählen, ein weiterer und nicht nur dieser hätte sich dafür angeboten, steht doch auch dieser als „Träger der Dr. Jörg Haider Medaille“ für „politische Erneuerung“,

wie ebenfalls Woche für Woche erfahren werden darf, ausgestrahlt auch von ebendieser Fernsehanstalt

Norbert Hofer, der der Außenministerin eine Absage erteilte, ihr kein „Sonderemissär“ werden wollte, vielleicht deshalb, weil er zu demütig, da er doch keine Münze vorzuweisen hat, die ihm „Verdienste um die politische Erneuerung“ bestätigt, ist vor Jahren schon,

also lange vor dem verlangten „Aufwachen„, wie es eben jetzt wieder recht besonders etwa von

Julian Adrat, von

Daniel Gugger, von

Stefan Magnet

gefordert wird, aufgewacht, was „Chemtrails“ betrifft, hat Norbert Hofer ein Wachpartikel aktiviert, für dieses partikuläre Aufwachen

Dann trifft er aber dennoch die Aussage: „Nach mir bekannten Informationen haben mittlerweile durchgeführte wissenschaftliche Überprüfungen keine Hinweise auf die Ausbringung von gefährdenden Chemikalien in die Atmosphäre ergeben.“ Hofer lässt sich da theoretisch noch ein Türchen offen: Er sagt ja nur, dass es seines Wissens nach keine Hinweise gebe – und dass man dies durch „mittlerweile“ erfolgte Prüfungen wisse. Er habe darauf geachtet, in seiner Anfrage fast idente Fragen zu stellen wie damals Hofer, erklärt Stögmüller. „Abseits von plumpen Verschwörungstheorien“, hieß es in der Anfrage der FPÖ aus dem Jahr 2013, „wird immer wieder der Vorwurf laut, dass das Verfahren der Wettermanipulation durch Sprühflüge vermehrt eingesetzt wird“. Hofer wollte wissen, ob dem Verteidigungsministerium dazu Informationen zur Verfügung stünden und ob es Untersuchungen gebe.
FPÖ-Minister Hofer bestätigt: Chemtrails gibt es nicht.
Kurier. 15. November 2018.

mit der Bestellung zu einem „Sonderemissär“ belohnt zu werden, eine noble Geste der Außenministerin, aber bescheiden wie Norbert Hofer ist, hat er es abgelehnt, und vielleicht ist er dann bereit, womöglich noch größere Belohnungen anzunehmen, wenn er ganz aufgewacht