In der gestrigen Sendung — Reformerwartungen Papst Leo XIV. Religion aktuell. Ö1, 18. September 2025, 18.55 Uhr — wurde die „Meinung des Kirchenführers“, die er, Robert Francis Prevost, selbst wohl als Sendung verstanden haben wird wollen, zitiert:
Denn Demokratien seien nicht für alles die beste Lösung.
Was für eine gute Bezeichnung in dieser Sendung für den nunmehrigen Anführenden des Hofes Vatikan — vulgo Leo nun für ein paar Jahre, ein oder zwei Jahrzehnte — gewählt wurde: „Kirchenführer“.
Es wird oft und gerne auf einen Ausspruch von einem der katholischen Staatsphilosophie zugeordneten Vertreter zurückgegriffen: „Toute nation a le gouvernement qu’elle mérite.“
„Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.“ So lautet die landläufigste Übersetzung dieses Spruchs. Nun, im Falle dieses Führers stimmt das nicht, oder es stimmt insofern, wenn gesagt wird, 135 wahlberechtigte Männer sind ein „Volk“, ein Volk von 135 haben diesen Mann am 8. Mai 2025 zum Führer gewählt, am 8. Mai, an einem Tag also, der als Tag der Befreiung seit achtzig Jahren gefeiert wird. Was auch kaum bis gar nicht stimmt, daß Führer von einer Mehrheit von Menschen einer Nation gewählt werden, so daß gesagt werden könnte, die Menschen verdienen sich den Führer, der in der Regel ein Mann ist, so daß gar nicht von einer Führerin zu sprechen gebraucht wird, das wäre bloß das Gendern gegen die Wirklichkeit — Führer werden, das ist im Grunde die Regel, gemacht.
Mit „Demokratien seien nicht für alles die beste Lösung“ gesellt sich dieser Kirchenführer nun zu all den Männern hinzu, reiht sich dieser Führer in die Kohorte der Männer ein, für die die Demokratie nicht nur nicht die beste Lösung ist, sondern die eifrig und eifernd nach einer für sie mannesgemäßen Lösung suchen, an einer mannesreichen Rückkehr basteln, und das ist alles fern, recht weit fern der Demokratie. Ein heute dafür gebrauchtes landläufiges Schlagwort ist: Autokratie. So marschiert dieser im seligen Reich der einhundertprozentigen Männerquote gemachte Führer mit seiner Meinung, Demokratien seien nicht für alles die beste Lösung, mit den Führern derselben Meinung und demselben Begehren, Demokratie sei nicht die beste Lösung, deren ständig genannten und somit bekanntesten Namen u. a. m. sind: Trump, Putin, Orbán, Milei, XI, Kim Jong …
Es könnte auch gesagt werden, diesen sind die seit jeher absolutistisch respektive autokratisch regierenden Kirchenführer ihr Ideal einer Staatsführung, und sie reihen sich in die Kohorte der Kirchenführer ein …
PS Was sonst noch um des Führers Sendung „Demokratien seien nicht für alles die beste Lösung“ herum u. a. gestern berichtet wurde, soll nicht verschwiegen sein:
In den nunmehr über vier Monaten des Pontifikats von Papst Leo den Vierzehnten war oft zu hören, man könne die Meinung des zurückhaltenden Kirchenführers zu den bekannten heißen Eisen noch nicht einschätzen. Davon hat Leo gesagt, was er schon früher als Robert Francis Prevost gesagt hat, bloß wiegen jetzt seine Worte ungleich schwerer. Er hat keine Reformen vor in der Frage der Rechte von Frauen oder LGBTQ-Personen in der katholischen Kirche. Das u. a. sagt er im ersten Interview, das heute auf spanisch als Buch in Peru erschienen ist. Aus Rom Cornelia Vospernik: Es sei höchst unwahrscheinlich, zumindest in naher Zukunft, daß sich die Lehre der Kirche zu Sexualität oder Ehe ändern werde, sagt Papst Leo. Er bestätigt damit, was von ihm zu erwarten war. Und begründet das. Die LGBTQ-Fragen seien höchst polarisierend, und er bemühe sich darum, die Polarisierung der Kirche nicht weiter zu verstärken. Deutlich wird das auch in einem im Ton veröffentlichten Ausschnitt eines Interviews, in dem er sich über die Synodalität äußert, die Kirche solle nicht zu einer Art demokratischer Regierung werden [Wiedergabe Aussage des Führers: schlecht verstehbar]. Denn Demokratien seien nicht für alles die beste Lösung.

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