Figl muß die Rede am Grabe von Dollfuß absagen

Eigentlich wollte als Appendix zum Kapitel

„Wir gedenken unseres Heldenkanzlers … soziale Tat und echte Demokratie.“ Schuld aber an allem ist die Sozialdemokratie: Am Zugrunderichten der Monarchie, am Bürgerkrieg, an der Diktatur, am „Arbeitsübereinkommen“, an der „Koalition“ von ÖVP und FPÖ in Niederösterreich usw.

noch ein kleines Stimmungsbild an die Wand geworfen werden, wie das in Österreich war, in den fünfziger Jahren, als „Der Freiheitskämpfer“ für seine Anbetung des „unseres Heldenkanzlers“ recht viele, viele Inserate keilen konnte, von vielen, vielen Unternehmen, wie von diesen, und das ist keine vollständige Aufzählung der Firmen, die im „ÖVP-Freiheitskämpfer“ inserierten:

Pölser Zellulose- u. Papierfabrik, Pengg Draht- und Walzwerke, Brüder Wolfbauer Spiritus- und Likörfabrik und Raffinierie, Bauunternehmung F. Spiller & Sohn, F. M. Hämmerle, Papierfabrik Frohnleiten, Mürztaler Holzstoff- und Papier-Fabriks-Aktiengesellschaft, Wiener Spielkarten-Fabrik Ferdinand Piatnik & Söhne, Spezialnähmaschinen Heinrich Schuster, Gesellschaft für Holzimprägnierung und Holzverwertung m. b. H., Hübner & Mayer Maschinen- und Armaturenfabrik Gesellschaft m. b. H., Genossenschaftsmolkerei Oberwart, Krankenhaus u. Konvent der Barmherzigen Brüder Eisenstadt Burgenland, Phil. Knoch Klagenfurt Leder- und Riemenfabrik, Ebenseer Solvay-Werke, Allg. öffentliches Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan, Unterkärntner Molkerei in Klagenfurt, Sanatorium der Kreuzschwestern ‚Maria Hilf‘ Klagenfurt, Chorherrenstift Vorau, Gösser Spezial-Bräu, Schleppe Märzen-Bier, Schärdinger Oberösterreichischer Molkereiverband, Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Wien, Sektion Handel am Stalinplatz 11

Und es wollte dann geschrieben werden, so war das damals, vor 69 Jahren, aus ganz Österreich wollten Unternehmungen dabei sein, durch ihre Inserate die Reklame für Engelbert Dollfuß finanzieren, die Sozialdemokratie als die Schuldige an allem in Österreich … aber dann —

Es wurde gedacht, diesen Verein, diesen „Verband“, wie er sich selbst nennt, also die „ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich“ wird es seit Jahrzehnten nicht mehr geben, damit auch seit Jahrzehnten nicht mehr dessen „Vereinszeitung Der Freiheitskämpfer – Organ der Kämpfer für Österreich“ … aber dann —

Es gibt diesen „Verband“ noch, es gibt den „Freiheitskämpfer“ noch, und das gar recht modern – also auch im Internet

Die ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich ist eine der vom Gesetzgeber im § 17 des Opferfürsorgegesetzes BGBI. 183/1947 (OFG) mit der Vertretung der Interessen der Opfer des Nationalsozialismus betrauten Organisationen.

Ach, was sich doch alles verändert hat, zu der Zeit vor 69 Jahren.

„Der Freiheitskämpfer“ ohne so viele, viele Firmen, die inserieren, ihn finanzieren, keine Finanzierung durch Inserate —

Wie „Der Freiheitskämpfer“ sich wohl nun finanziert?

Und was hat sich sonst noch verändert, in diesen 69 Jahren?

Es ist für den „Freiheitskämpfer“ eine gar harte, bittre Zeit … nicht jeder „Freiheitskämpfer“, den Engelbert Dollfuß wohl recht gerne an seinem Grabe reden hörte, kann an seinem Grabe reden, so mancher „Freiheitskämpfer“, der es recht gern gehabt hätte, daß Dollfuß seine Rede hört, kann an seinem Grabe nicht reden, wie am 23. Juli 2022 die Rede von Figl nicht den Knochen von Dollfuß Abwechslung in den Friedhofsalltag … wie recht gern wohl hätte Figl durch seine Rede den Knochen von Dollfuß aus dem Friedhofsalltag einen Friedhofssonntag — aber

Leider musste der vorgesehene Redner, Bezirksvorsteher MMag. Markus Figl knapp vor Beginn der Veranstaltung wegen Corona Fällen in seiner Familie kurzfristig absagen, sodass ich als Wiener Obmann die Gedenkworte übernahm. Aus von uns nicht nachzuvollziehbaren Gründen war am Grab auch ein Team des ORF im Namen der Sendung „Menschen & Mächte“ anwesend, welches mich im Anschluss zu einem Interview bat. Ich erfuhr, dass am 5. Oktober 2022 ein Bericht in der genannten Sendung auch dem Thema Dollfuß gewidmet sein soll. Vorher gab es bereits Kontakte mit der Enkelin des Ermordeten, Frau Dr. Claudia Tancsits. Zunächst würdigte ich Dr. Dollfuß als erstes politisches Opfer des Nationalsozialismus in Österreich. Im Anschluss daran, nach Segnung des Grabes durch Pater Albin Scheuch, würdigten wir ausführlich die Widerstandsleistungen der drei Wehrmachtsoffiziere Biedermann, Huth und Raschke.

Die Rede von Dr. Norbert Kastelic wird die Knochen von Dollfuß nicht sonderlich motiviert haben, sich sonntäglich zu formieren, ihnen wird sein Gesagtes wohl kameradschaftlich zu bekannt sein, seine Rede ihnen nichts Neues enthalten haben, vielleicht haben sie sich sogar davor gefürchtet, er könnte seine Rede vom 24. Juli 2021 zur Gänze noch einmal im Juli 2022 … sie wären vielleicht darauf gespannt gewesen, was Figl … aber Corona, auch die Knochen von Dollfuß Corona-Opfer — Sie werden nun nach dieser seligen Fügung durch die Vorsehung vielleicht auch „Wiedergutmachung“ in Niederösterreich beantragen. Und sagen Sie jetzt nicht, das wäre unmöglich, daß tief vergrabene Knochen „Wiedergutmachung“ beantragen können; wenn bedacht wird, was in Österreich und nicht nur in Niederösterreich möglich ist, dann ist dies auch möglich, nicht nur in Niederösterreich, sondern in Österreich insgesamt

Im Juli 2020 werden die Knochen von Dollfuß alleingeblieben sein müssen, jedenfalls hat „Der Freiheitskämpfer“ von keiner Rede zu berichten, nur

Die mittlerweile traditionell gemeinsam mit der ÖVP Innere Stadt abgehaltene Gedenkmesse in der Michaelerkirche mit anschließendem Philipphofgedenken bei der Albertina war eine der letzten Gedenkveranstaltungen, ehe aufgrund der Corona-Krise alle Termine bis auf weiteres abgesagt werden mussten. Dieses Jahr gedachten wir am 9. März der gewaltsamen Annexion Österreichs an jenem 12. März 1938. Neben vielen Kameradinnen und Kameraden konnten wir seitens der ÖVP Innere Stadt
Bezirksvorsteher Mag. Mag. Markus Figl und Klubobmann Sebastian Gimbel sowie seitens des ÖVP-Nationalratsklubs Abg.z.NR Dr. Gudrun Kugler begrüßen. Außerdem den Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer, Dr. Gerald Netzl. Nach der Heilige Messe legte Bundesobmann Dr. Gerhard Kastelic gemeinsam mit Markus Figl bei einem kurzen Gedenken beim „Dachauer-Kreuz“ in der Kapelle der Kirche einen Kranz nieder.

Ob sie alle auch in der Michaelerkirche gemeinsam mit dem in der Michaelerkirche knienden Dollfuß knieten, das ist vom „Freiheitskämpfer“ nicht zu erfahren.

Was als bloßes Appendix zum Kapitel

„Wir gedenken unseres Heldenkanzlers … soziale Tat und echte Demokratie.“ Schuld aber an allem ist die Sozialdemokratie: Am Zugrunderichten der Monarchie, am Bürgerkrieg, an der Diktatur, am „Arbeitsübereinkommen“, an der „Koalition“ von ÖVP und FPÖ in Niederösterreich usw.

gedacht war, ist zu einem eigenen Kapitel geworden, an dem noch weiterzuschreiben sein wird, es ist noch nicht zu Ende.