Volkskanzlerei

Gerade in Zeiten, und die sind jetzt wieder so, daß recht viel von Volkskanzlerei zu hören ist, von diesem Volkskanzlreihern, daß es nicht verkehrt ist, zu erzählen, was für ein Reihern es um Volkskanzlereien schon einmal gab, in Österreich; in Deutschland hatte sein österreichischer Volkskanzler den Volkskanzler bald über, das Volk bis zum Erbrechen über, und wurde bereits mit 1. August 1934, vor neunzig Jahren, gesetzlich festgelegt, wie er, Österreichs Kanzler Deutschlands, anzusprechen ist:

„Führer und Reichskanzler“ — Volk gestrichen, ausgelöscht, aus mit dem Volk, kaum 18 Monate nachdem er vom Volk nicht zum Kanzler gewählt, sondern zum Kanzler gemacht wurde, gesinnungsgemäß für sich und seinesgleichen, aber nicht für das Volk.

Dr. Engelbert Dollfuß wurde nicht nur als Volkskanzler sondern auch als „Führer und Kanzler“ — „Reich“ mußte „kanzler“ nicht vorangestellt werden, trägt doch dieser Staat „reich“ bereits in seinem Landesnamen: Österreich, eine nicht notwendige Wiederholung: Österreichs Führer und Reichskanzler

Zu dem, was vor und vor über neunzig Jahren geschrieben wurde, muß nichts erzählt werden, es braucht nur zitiert werden, denn diese Berichte erzählen von selbst, was damals erwartet, damals erhofft, damals ersehnt wurde, Erwartungen, Hoffnungen, Sehnsüchte im Kern wie neunzig Jahre später immer noch …

Und wie vor Jahrzehnten endete es auch heute wie es mit Volkskanzln stets nur enden kann, mit der Hoffnung, die zuerst enttäuscht, mit dem Ersehnten, das nie ersehnt, mit dem, was zu erwarten ist: das, was zu erwarten ist, das wenigstens sollte Jahrzehnte später deutlich gewußt werden, was Volkskanzln je zu erfüllen imstande sind: Nichts.

An der Bahre unseres verewigten Führers Dr. Dollfuß haben seine Mitarbeiter gelobt, sein Erbe zu hüten und in treuer, unerschütterlicher Kameradschaft sein Werk fortzusetzen bis zum glücklichen Ende.

[…] klang aus in ein begeisteres Treuebekenntnis zu unserem Volkskanzler Dollfuß und zu unserem neuen christlichen Staate Österreich.

Die anläßlich des Katholikentages in Wien weilenden Ostmärkischen Sturmscharen versammelten sich am 10. September, nachmittag, in der Nordwestbahnhalle zu einem Generalappell. Reichsführerstellvertreter Doktor Kimmel erstattete dem Reichsführer Minister Dr. Schuschnigg die Meldung, daß 5100 Sturmschärler aus allen Bundesländern gestellt seien, worauf Minister Dr. Schuschnigg erklärte: Ich weiß sehr wohl, daß noch immer manche den Sinn unserer Bewegung nicht verstehen wollen und glauben, an ihr vorübergehen zu können. Macht euch nichts daraus! Die Sturmscharbewegung marschiert und wird bestehen, wird siegen, sofern sie nur den Grundgedanken, die ihr bei der Gründung ohne Selbstreklame nach unseren schwachen Kräften dazu beitragen, daß der Neubau gelingt. Nicht um unser selbst willen sind wir da, nicht persönlichem Ehrgeiz oder persönlicher Eitelkeit wollen wir dienen, sondern in Bescheidenheit und mit Selbstaufopferung aller Kräfte für das Wohl der Gemeinschaft, wie wir es sehen, für das Wohl der jungen Generation in unserem Lande und für unser Österreich wollen wir wirken, für das wir zu leben und zu sterben bereit sind. Schließt eure Reihen! Habet acht, daß sich niemand einschleicht, der nicht mit ernster Begeisterung, mit Leib und Seele bereit ist, unseren Fahnen zu folgen! Reicht allen anderen, die gleiche Ziele haben, als Brüder die Hand!

[…] alten deutschen Dome von Regensburg, Mainz und Köln zum St. Stephansturm in der Wienerstadt, ob dort wohl noch das Flammenzeichen des Kampfes um wirklich christlich-deutsche Art glüht und leuchtet. Des Kanzlers allergrößtes Werk aber ist wohl dies: Aus unserem lieben Vaterlande einen christlich-deutschen berufsständischen Staat zu bauen.

Nicht mehr Parteipolitik soll hier herrschen, sondern der christliche Grundsatz von der Selbstbestimmung der Stände, so wie es der Heilige Vater Papst Pius XI. in seinem Rundschreiben „Quadragesimo anno“ gelehrt hat, wie allein noch die Welt zu genesen vermögen.

Dollfuß in Villach. Und der Mann, der alles dies mit seinem starken Willen und auch mit seinem verantwortungsbewußten Mute trägt, der in hunderten und aber hunderten Versammlungen gesprochen und seinen Österreichern wieder Mut und Stolz eingeflößt hat, kommt am Sonntag den 4. März wiederum nach Villach. Er wird uns dort berichten vom letzten Jahr und er wird auch uns Mut und Vertrauen geben in unser liebes Vaterland Österreich. Wir aber werden Gelegenheit haben, dem Volkskanzler Dollfuß unsere Liebe und Verehrung zu zeigen und ihm zu beweisen, daß Österreichs Volk, auch Kärntens Volk, die Arbeit seines Führers schätzt und schützt.

Die Waffen nieder! Vor kurzem hielt der Erzbischof von Wien, Kardinal Innitzer, im Rundfunk eine herrliche Rede. Sie war von jenem erhabenen Geiste des wahren Christentums erfüllt, der auch zum Herzen der Verstocktesten seinen Weg findet. Verzeihende Liebe, Duldung, Güte, Friede klang aus jedem seiner Worte. Duldung, Friede! Was ersehnen wir heißer? Was wünschen wir sehnlicher aus der Tiefe unseres Herzens als Duldung, Friede, Friede, Friede!

Auch im Lager der Nationalisten Oesterreichs scheint dieser heiße Wunsch wahrgeworden zu sein. Habicht war ihnen nie sehr sympathisch.

Seine letzten Haßreden aber haben eine bedeutende Wendung gebracht. Habicht ist ihnen nicht nur unsympathsich, viele, man kann ruhig sagen, die meisten haben ihn erlich satt. Sie haben wohl erkannt, daß er und nur er die Schuld daran trägt, daß die Gegensätze fast zur Unerträglichkeit angewachsen sind, daß nur er es ist, der jeden Verständigungsversuch mit großer Faust abwehrt. Und man darf wohl auch behaupten, daß er der Hauptfabrikant jener Lügen ist, die dem deutschen Reichskanzler vorgesetzt werden und die ihm, dem Kanzler, ein völlig falsches Bild der wahren Sachlage bieten. Wie falsch der deutsche Reichskanzler unterrichtet wird, beweisen die Ziffern über die Toten der traurigen Revolte, die nach seinem Ausspruch ungleich viel höher sind, als es Wirklichkeit der Fall war. Das tolle Gebärden Habichts ist durchsichtig wie ein Spinnennetz. Er wettert und poltert unsinnig gegen den Volkskanzler Dollfuß, weil er zu gerne auf seinem Sessel säße.

Der Gründer der Nationalsozialistischen Partei in Oesterrreich, Dr. Walter Riehl, ein gemäßigter und vernünftig denkender Mann, der wiederholt von Habicht angefeindet wurde, hat den Ruf an seine Gesinnungsgenossen ergehen lassen:

„Die Waffen nieder!“ Und er hat auch den schönen und bedeutungstiefen Satz geprägt: „Die Babenberische Ostmark waren wir und wollen es wieder sein!“

Es ist unser ehrlicher Wunsch, daß die Worte dieses Mannes, der gewiß zu den Besten der Braunen Partei gehörte, Widerhall finden möchte in jenen Kreisen, die die grundehrliche Gesinnung unseres eisernen Führers und Kanzlers Dr. Engelbert Dollfuß bisher sabotierte.

Wir rufen Euch zu: Die Waffen nieder!

Hinein in die Reihen des ehernen Kanzlers, seid unsere Mitstreiter um die Schaffung eines unabhängigen, christlichen, deutschen Oesterreichs. „Die Babenbergische Ostmark waren wir und wollen es wieder sein!“