Es bot sich an, an diesem Samstag, dem 20. Juli ’24, einen Spaziergang durch die Innere Stadt Wiens, durch den ersten Bezirk der Bundeshauptstadt Österreichs zu machen, einfach nur, wieder einmal zu schauen, was für Menschen Wien besuchen.
Es lohnte. Denn es gab viel zu sehen. Es war eine Demonstration der touristischen Vielfalt und scheinbar neuer touristischer Moden.
Alte Männer und alte Frauen, mit grauen langen Haaren und schon schwer zu Fuß, in Jacken mit der Aufschrift „Jesus Christus – Weg Wahrheit Leben“, erschöpft von der langen Anreise wohl auf Motorrädern, und wer weiß, von wo weit sie herkamen, wie weit ihr Fußmarsch in die Innere Stadt schon war, von dem Platz, auf dem sie ihre Maschinen abstellten. Sie gingen still vor sich hin, keine Gesänge, keine Sprüche.
Und dann gab es die Männer und Frauen einer Gruppe, die gemeinschaftlich angereist war, offensichtlich aus Deutschland, in einem Bus, vielleicht auch in einer Motorradkolonne oder in einem Konvoi kleiner Personenkraftwagen in Fahrgemeinschaften; eine Gruppe, die recht lange braucht, um sich zu akklimatisieren, sich zu orientieren, wo sie sind. Denn. Sie hielten sich schon längere Zeit in der Inneren Stadt Wiens auf und waren doch noch ganz in Deutschland: „Faeser raus“ riefen die Männer und Frauen dieser Gruppe, immer wieder „Faeser raus“, als wäre sie eine Demonstration, in Deutschland.
Es wurde leider verabsäumt, eine Frau oder einen Mann dieser Gruppe zu fragen, ob es sich bei einem solchen Ruf um eine neue touristische Mode handeln würde, um einander nicht zu verlieren, um sich in der besuchten fremden Stadt nicht zu verlieren. Der Mann in kurzen Hosen mit seinem akkuraten Scheitel und seinem abgeschirmten Unterleib hätte gefragt werden können, aber er hätte wohl geschwiegen. Denn. Das muß auch so eine neue touristische Mode sein, daß der Reiseführer, und es war ein Mann, sogar in langen Hosen, verkündet, ehe die Gruppe zur touristischen Besichtigung der ihr unbekannten Stadt aufbrechen, die Gruppe anweist, nicht zu sprechen, mit den Medien, das sei einzig wenigen Auserwählten der Gruppe vorbehalten, und der junge Mann in kurzen Hosen wäre wohl in Verlegenheit geraten, dürfe er mit keinem Menschen sprechen, der nicht zur Gruppe gehört, oder nur mit keinem Menschen der Medien. Auch das eine ganz neue Erfahrung, daß eine touristische Gruppe oder die Reiseführerin einer touristischen Gruppe meint, Medien würden sich für sie interessieren, sie bei ihrem touristischen Gang begleiten.
Der Regenschirm auf der Ladefläche des mitgeführten Kleinlastwagens bringt die Vermutung auf, ob diese Gruppe gemeinschaftlich eng beieinander hockend auf der Ladefläche ihres Kleinlastwagen nach Wien angereist waren, mit diesem direkt in die Innere Stadt geführt worden waren, um ihnen den langen Fußmarsch zu diesem Platz in die Innere Stadt zu ersparen, es ihnen leicht zu machen, verlangen doch touristische Menschen, ist neuerdings öfters zu hören, die größte Bequemlichkeit.
Mit dieser letzten Vermutung endete der Spaziergang durch die Innere Stadt Wiens am 20. Juli ’24; es war alles in allem ein doch recht kurzer Spaziergang – genug gesehen von scheinbar neuen touristischen Demonstrationsmoden. Mit der Vermutung wurde der Spaziergang beendet, diese Gruppe mit dem Kleinlastwagen müsse von ihrem Reiseführer wohl recht auf ihren Wienbesuch vorbereitet worden sein, denn sie schwenkten nur gelbe und schwarzen Fetzen, nackte schwarze und gelben Fetzen, auf denen kein einziges Symbol.
Wie lange sich — ein letzte Frage zu dem vor kurzem in der Innenstadt Gesehene, dabei längst schon wieder daheim in Ottakring — wohl diese touristische Mode halten wird, daß nicht die Reiseführerin einen Regenschirm in die Höhe hält, um die Gruppe beieinander zu halten, sondern die Geführten Fetzen auf Stöcken schwenken, um den Reiseführer nicht den Anschluß — —

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