Beim Lesen eines Gedichts von Theodor Kramer im Schatten des Weinheber-Steins

Es gibt allenthalben dieses Für-und-Wider-Geplärre um Denkmäler.

Fern vom Geplärre aber, im Schatten des Waldes, muß mit Bitterkeit an die Antwort gedacht werden, die vor Generationen schon Theodor Kramer gab, als er von der Geduld sprach, jenen in ihrer Sprache den Weg zu sagen, jenen, die marschieren mit

Das Gedicht von Theodor Kramer selbst ist kein Rätsel, ein Rätsel aber bleibt, wovon es so deutlich spricht. Sie schwelgten gerne bei den gleichen Festen, vielfältig waren ihre Verbindungen, oft sogar waren sie einander in Freundschaft zugetan. Hierzu braucht nur beispielhaft die Literaturgeschichte im Land Österreich aufgeschlagen werden, aber nicht nur, kaum anders hat es sich beispielsweise in Deutschland zugetragen. Die Trennung zwischen ihnen hat lange vor dem sogenannten Anschluß Österreichs an das madig zwölf Jahre lang wütende deutsche reich begonnen. Die Trennung zwischen jenen, die dann mit denen marschierten, die mordeten, und jenen, die Österreich und Deutschland fliehen mußten, und auch jenen, wenngleich wenigen, die Österreich und Deutschland verließen, weil sie nicht mit Mörderinnen marschieren wollten, und auch jenen, die aus dem Land nicht herauskamen und ermordet wurden, deren Mörder auch jene waren, mit denen sie einst auf gleichen Festen sich vergnügten, mit denen sie in Kaffeehäusern einst beieinander saßen, gemeinsam schwelgerisch der Kunst und Literatur und Musik zugetan, denen sie, den Mördern, ihre Verse vortrugen, die Mörder ihnen, den Fliehen-Müssenden und den Ermordeten, ihre Verse widmeten.

Es war wohl auch damals das Geplärre schon zu laut, um einander genau zuhören zu können. Beim genauen Zuhören in größter Aufmerksamkeit wäre wohl schon zu hören gewesen, das leise Streichen über den Klingelknopf draußen an der Tür, ehe der Knopf gedrückt wird zum schrillen Heraustreten auf den Hinrichtungsplatz …

Vielleicht sollte es nun, um kommenden Generationen Trennungen zu ersparen, die so klare Antwort von Theodor Kramer in allen Kaffeehäusern ausgehängt werden, in Stein gemeißelt an allen Ortseinfahrten aufgestellt werden, auf daß gesehen wird, die vielen Ausfahrten, die es gibt …

Doch unser keiner hatte die Geduld,
In deiner Sprache dir den Weg zu sagen
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