Nationaler Schweigetag in Österreich

Wenn sogar dem Präsidenten in Österreich nicht einmal ein Piepser auskommt, am 2. August, zum internationalen Gedenken an die industriell ermordeten Menschen, die in Österreich einfach wie kurz nach wie vor mit dem Brandzeichen „Zigeuner“ am liebsten markiert werden, dann kann erahnt werden, was für einen Stellenwert diese Menschen in Österreich haben, im Portschyland, in dem ein Blutidentifizierungsexperte wie Hans Globke eines der höchsten österreichischen staatlichen Ehrenzeichen erhielt und bis zum heutigen Tage besitzt, nach Shoa und Porajmos …

„Stellenwert“ ist das falsche Wort, nicht nur in Österreich.

Denn es enthält „wert“ als Wortteil.

Es kann mehr als erahnt werden, wenn also nicht einmal von einem amtierenden Präsidenten in Österreich, von dem wohl viele anderes erwartet hätten, ein Piepser, wenigstens ein Piepser kommt, dann ist es allzu kenntlich, an welche Stelle diese Menschen auch in Österreich hingestellt sind, es ist seit je die Stelle des Prangers … Das ist der ewige Kampf auch in Österreich, sie weiter an den Pranger zu stellen, und schlimmeres noch, tödliches …

Der Wolferl-Onkel von der achter Stiagn würde es im Wirtshaus, wo es nach dem zweiten Präsidenten, wie er, kurz ist das her, eindringlich appelliert, gilt aufzustehen, wenn die am Stammtisch so grauslich reden, deftiger beipflichtend plärren: „Recht so, daß unsa Präserl auf de Zigeina ihr Gedenkn scheißt.“

Aber dem rüden Wolferl-Onkel von der achter Stiagn würde der Präsident im Wirtshaus schon im Aufstehen von seinem Platze sagen, lieber Bürger, Sie verstehen das nicht, was staatstragend wichtig ist von mir verkündet zu werden. Das aber, was Sie meinen, daß ich tu, tue ich nicht, ich bin der erste und letzte bei jedem Gedenken. Im Garten mit dem Erzbischof gemeinsam Sorge zu tragen, daß der Gugelhupf recht schön aufgeht. Ein klares Bekenntnis zu Kunst und Kultur abzugeben in Salzburg, zu den Festspielen, deren Besucher und gar eröffnender Besucher ich noch nie war, ist das Gebot in Zeiten der Corona, denn wer nicht klar zu den Salzburger Festspielen sich bekennt, will, daß es in Österreich keine Kunst und Kultur gibt, sind doch Österreich die Salzburger Festspiele ein und einzig und allein Kunst und Kultur. Im Revier an der Baumgrenze unterwegs zu sein, kann der Bürger, selbstverständlich, so fortschrittlich sind wir geworden, auch die Bürgerin, mehr Informationen von ihrem Präsidenten der absoluten Transparenz erbitten? Und zeugen nicht die Gesundheitswünsche des Präsidenten von größter landesväterlicher Sorge? Kann es ein klareres Bekenntnis Ihres – großer Mann der Selbstironie – Landesgroßvaters geben, gegen Rassismus, gegen Antiziganismus, gegen Antisemitismus, als einem Manne zum Geburtstag zu gratulieren, das nicht zu verschweigen, den Geburtstag eines Muskelmannes frank und frei zu benennen, ist dies des aktiven Mannes im Schlafzimmer Maria Theresiens nicht erste Staatspflicht …

Das würde der Präsident möglicherweise kurz zusammengefaßt dem Wolferl-Onkel von der achter Stiagn sagen, aufzählen, was er um den internationalen Gedenktag an den Genozid piepste.

Sie werden vielleicht einwenden wollen, es muß ja nicht immer der Präsident etwas von sich geben, es gibt ja auch noch die Bundesregierung, den Vizebundeskanzler, den Bundeskanzler … Freilich, die es gibt es, aber diese piepsen wie der Präsident und können sich dafür der Beipflichtung sicher sein des Wolferl-Onkels …. Und erst recht der Bundeskanzler, der recht auf der Seite der Innenminister …

Kurz waren sie Innenminister und lange wieder die Verfahren …

Gram aber wird der Wolferl-Onkel einem Präsidenten sein und möglicherweise im rechten kleinen Kreis gegen ihn poltern, da tue er und die seinen den Juden recht schön, und der Dank dafür, was ist der Dank, der Dank ist, daß der Präsident jetzt ohne Not plötzlich und zum ersten Mal mit den „Zigeunern“ daherkommt …

#Porajmos-Gedenken: Nur wenn wir auch den Genozid an den Roma und Sinti ins kollektive Bewusstsein rücken und Lehren daraus ziehen, erfüllen wir als Gesellschaft den Auftrag, der sich aus der Formel ‚Nie wieder!‘ ableitet“

PS Es soll die gelebte Großzügigkeit in Österreich nicht verschwiegen werden. So demokratisch schon geht es in Österreich zu. Der nationale Schweigetag August 2 (auch Österreichtag 8.2 genannt) muß auf einem kleinen Platz nicht eingehalten werden, auf diesem kleinen Platz darf laut darüber gesprochen, auf daß es noch in allen umliegenden Gassen gehört werden kann, wenn die Motoren zum Gedenken abgeschaltet zum Gedenken …