Manchmal kann etwas aus der Vergangenheit in der Gegenwart dadurch gelöst werden, daß in der Gegenwart das durchgespielt wird, was in der Vergangenheit passiert ist.
Nicht alles, was in der Vergangenheit passiert ist, eignet sich zum Nachspielen. Vieles ist zu verheerend.
Aber das harmlose Errichten eines Denkmals, wenn auch mit verheerenden Auswirkungen und Nachwirkungen, eignet sich zum Nachspielen ohne Bedenken.
Wie zum Beispiel die Errichtung des KL-Denkmals in Wien, dieses Parteipolitikdenkmals für einen …
Wie das abgelaufen ist, in der Vergangenheit, kann also in der Gegenwart nachgespielt werden.
Sagen Sie nicht, das kann nicht nachgespielt werden, weil die Zeit der Denkmäler vorbei ist. Die Zeit der Denkmäler ist nicht vorbei, auch die Zeit der Parteipolitikdenkmäler ist nicht vorbei.
Kurz davor, daß ein weiteres errichtet werden soll … Das wird kein Parteipolitikdenkmal im eigentlichen Sinne werden. Aber besonders eine Partei wird sich dieses Denkmal recht hoch anrechnen. Allerdings bleibt die Frage, was das sein wird können, daß sie sich hoch anrechnen wird, wird es doch kein Denkmal auf der Höhe der Zeit sein.
Stellen Sie sich also vor, es finden sich Anhängerinnen des zurzeitigen Obmannes einer Partei zur Installierung eines Vereins zur Errichtung eines Denkmals zusammen, unter dem Unstern gegenwärtiger Zugerichtetheit könnten dessen Gründungsmitglieder sein: ein Präsident, ein Minister, ein Kardinal …
Stellen Sie sich weiter vor, dieser Verein bekommt die Spenden zusammen, um das Denkmal errichten zu können. Daran besteht kein Zweifel, daß sie das Geld zusammen bekommen würden, gibt es doch einen großen Hort der spendenwilligen Verehrer in diesem Land.
Stellen Sie sich weiter vor, es gibt dann eine Ausschreibung. Künstlerinnen beteiligen sich daran, wie sie sich an jeder Ausschreibung beteiligen, weil sie ja nur davon beseelt sind, künstlerisch zu wirken. Wer diese Ausschreibung gewinnen wird? Wohl ein moderner Künstler. Schließlich ist die Gegenwart eine moderne Gegenwart. Aber moderne Zeiten bergen auch Überraschungen. So sollten Künstler, die meinen, ohnehin keine Chance zu haben, weil sie sich selber als verfemt empfinden, nicht darauf verzichten, sich zu beteiligen.
Und schließlich wird es errichtet, das Denkmal, irgendwo in Wien, vielleicht wird dafür auf einem Platz ein altes Denkmal, ein sehr altes Parteipoltikdenkmal abgetragen, weil gemeint wird, es ist Zeit, daß ein anderer Mann aus dieser Partei jetzt auf dem Platze stehen soll, ein modernerer von einem modernen Künstler, vielleicht sogar schon von einer modernen Künstlerin gestaltet …
Und in fünfzig Jahren kann dieses Parteipolitikdenkmal wieder ersetzt werden, dann vielleicht schon durch eine Frau aus dieser Partei …
Denn das aus der Vergangenheit ist doch je nur für die Gegenwart zur Zeit der Vergangenheit bestimmte, und je nicht für die kommenden Gegenwarten jedweder Gegenwart, die nach den Vergangenheiten kommen, und wären diese Denkmäler nicht aus Stein, Metall, Eisen oder Marmor, sondern aus Papier, wie die Wahlplakate, so wären diese alle längst schon weggeräumt, wie eben Wahlplakate nach jedweder Wahl sofort von den Straßen, Plätzen, Gassen entsorgt werden …

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