Ein Pastor kommt in die Küche

Ein Museumsdirektor sagt im April 2022 in einer Nachrichtensendung, es wäre mit ihm keine oberflächliche Unterhaltung zu führen. In einer anderen Fernsehsendung hat Hermann Nitsch vor langer Zeit bereits die Aussage des Museumsdirektors selbst bestätigt, daß mit ihm so etwas wie eine oberflächliche Unterhaltung gar nicht geführt werden kann. Und auch durch Auftritte in Fernsehsendungen, die weithin dafür bekannt sind, so etwas wie oberflächliche Unterhaltung gar nicht zu können.

Es ist das Grab für ihn noch nicht ausgehoben, der Grabstein nicht aufgestellt, und schon wird die Frage gestellt, was wird von ihm bleiben.

Auf jeden Fall die Aufwaschplastikeimer, auf jeden Fall die Plastikmessbecher, mit denen seit Jahrzehnten und nach ihm, nach ihm vielleicht nicht mehr Jahrzehnte, weil Plastik inzwischen doch …

Zeitlebens habe ihn Wagner fasziniert, welcher Komponist käme auch sonst in Österreich in Frage, könnte eine Frage von einem Philosophen lauten, dessen Familie aus Odessa …

„wagner hat mich mein ganzes leben fasziniert. wegen dieser wunderbaren, schwelgerischen, sinnlichen musik, die den klang über die melodie hinaus zum blühen bringt. die kunst war schon in ihren ersten auftrittsformen mit dem kult, der religion und dem gesamtkunstwerk verbunden. und wagner ist der freileger des gesamtkunstwerks. er hat es zum aufleuchten gebracht.“ (Hermann Nitsch)

Bei dieser Inszenierung in Bayreuth verschmolzen zwei Giganten des Gesamtkunstwerkes.

„obwohl ursprünglich nicht daran gedacht war direkt auf die oper einzugehen, bewirkt die gewalt und pracht der musik, dass meine theatralisch verstandene aktionsmalerei doch […]

… war er der Musik schöpferisch zugetan, und so zog es ihn hin in die Opernhäuser, mit Messplastikbecher und Aufwaschplastikeimer, nicht, um auf die Werke von Komponierenden einzugehen, für die er beauftragt war, etwa Bühnenbilder zu schaffen, sondern in sich selber einzugehen.

Von Christa Ludwig wird gewußt, was sie von dem einen „Giganten“ hielt; was sie wohl vom zweiten „Giganten“ …

Plastikmessbecher, Plastikaufwascheimer, diese guten und braven Küchengeister, verdienen rasch noch ein Gedicht, ehe sie ganz aus den Haushalten verschwinden werden, und dann auch aus der Erinnerung, ist doch die Zeit vorüber, in der Plastik bedenkenlos für alles verwendet wird, mit dem jede Arbeit verrichtet wird, vor allem die, die zeitlebens täglich sich wiederholt, nur die Farben der Plastikeimer, nur die Farben der Messbecher, wenn die Eimer und die Becher denn gegen andersfarbige Eimer und Becher je getauscht, das Eintönige ein wenig …