„Braunes Kruzifix“

Über dem Bett hing ein braunes Kruzifix. Ich fürchtete mich vor nichts, aber das Kruzifix machte mir Angst.

Das schreibt Viktor Jerofejew in seinem autobiographischen Roman, in dem ein Mann, der ihm als sein Vater „der gute Stalin“, eine oder die Hauptfigur …

Es kommen in diesem Roman keine organisierten Glaubensmänner jenes Mannes vor, der vor rund zweitausend Jahren sich für seine Taten nach dem damaligen Gesetz verantworten mußte, seinem Vater den Vorwurf machte, als das Urteil nach dem damaligen Recht vollstreckt wurde, warum habe er, der Vater, ihn, den Sohn verlassen, also es für ihn nicht wieder mal gerichtet, ganz nach dem alten Schlager: „Der Papa wird’s schon richten“ … Vielleicht hat er, der Papa, das nicht können, weil er selbst mit ans Kreuz geschlagen war, die Hände ihm also gebunden waren, um seinen Sohn einmal noch aus der Patsche zu helfen; heißt es doch, sie seien zwei, nein, sogar drei in einer Person …

Es kommen andere Glaubensmänner in diesem Roman vor, aber eben nicht von diesem Sohn, der glaubte, er könne sich in jeder Lebenslage auf seinen Papa verlassen, und doch hat Viktor Jerofejew mit seinen nicht einmal zwölf Lebensjahren vor nichts mehr Angst als vor dem Kreuz …

Glaubenshörige Erwachsene werden das nicht verstehen wollen, aber Minderjährige, die das Kreuz körperlich erfahren, werden den Zwölfjährigen sofort verstehen …

Übrigens ist Viktor Jerofejew jener Schriftsteller aus Rußland, der vor rund sieben Jahre sagte:

Das Interesse Putins wird sein, eine positive Entwicklung zu verhindern – er wird die Ukraine nicht in Ruhe lassen.

Das konnte damals gerade in Österreich nicht gehört werden, es fehlten wohl die entsprechenden Empfangsgeräte. Vielleicht auch, einfach wie kurz gesagt, nur ein Zirkel zum Vermessen, wie weit die Ukraine entfernt von …

Und ebenfalls schon vor rund sieben Jahren sagte Viktor Jerofejew:

In Russland glauben die Leute nicht, dass die Macht vom Volk kommt. Sondern dass sie dem Präsidenten oder dem Patriarchen – die Kirche und der Staat sind im Wesentlichen dasselbe – von Gott übertragen wird.

Deshalb wohl wird der Stellvertreter von dem Vatersohntäubchen sooft schon den brachialen Präsidialpatriachen getroffen haben, mit wem sonst kann er auf gleicher Höhe sprechen – von Stellvertreter zu Stellvertreter, oder, was dasselbe ist, von Gott zu Gott, oder, was dasselbe ist, von Putin zu Putin …

Wer aber auf dem Wasser mit seiner Schwester wandelt, weiß sich mit ihm einig, was für Gebete gegen Vorwürfe gen Himmel …

Mit harten Worten hat Papst Franziskus sich gegen den Vorwurf gewehrt, angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine sei er zu Putin-freundlich. In einem Brief an einen argentinischen Journalisten nannte er entsprechende Vorwürfe in Medien des Landes das Ergebnis von „Desinformation, Verleumdung, Diffamierung und Koprophilie“. Letzteres ist der Fachbegriff für Fetischismus mit Exkrementen.