ABraham a Sancta Clara

Von der ABraham-a-Sancta-Clara-Gasse im ersten Bezirk von Wien ist es ein kurzer Fußweg bis zum Stephansplatz im selben Bezirk von Wien in der Republik Österreich, eine schwache Viertelstunde, zu wenig Zeit, um sich auf diesem kurzen Weg darüber im Klaren zu werden, ob es gerechtfertigt ist, zu verlangen, daß ganz Europa seine „Asylpolitik“ umzudenken hat, wie das geprüft werden kann, daß „nur jene Menschen nach Europa“ gelassen werden dürfen, die „sich wirklich an unsere europäischen Werte halten“, wie kann ein Mensch beweisen, sich an „unsere europäischen Werte“ zu halten, wenn er noch gar nicht in Europa ist, und woher kann dieser besonnene Mann, dem Pauschalierungen gewiß ein Greuel sind, der gewiß um die Gefahr der Kollektivhaftung Bescheid weiß, wissen, daß an der Demonstration auf dem Stephansplatz nur Asylantinnen, ausschließlich Asylanten „Tod den Juden“ …

Von der ABraham-a-Sancta-Clara-Gasse auf dem viel zu kurzen Fußweg zum Stephansplatz, um sich auf diesem schon darüber im Klaren zu werden, was dieser Mann damit meint, er habe „überhaupt kein Verständnis mehr „für alle diese sogenannten Gutmenschen, die nicht verstehen, dass wir Leute in unser Land lassen, die dann schreien ‚Tod den Juden'“.

Der Weg von der ABraham-a-Sancta-Clara-Gasse zum Stephansplatz ist viel zu kurz, um auf diesem Gang schon prüfen zu können, ob die „Asylpolitik“ allein von den von ihm „sogenannten Gutmenschen“ abhängt, ob es denn gar keine entsprechenden nationalen und internationalen Gesetze mehr gibt oder je gegeben hat, die das sogenannte Asylwesen regeln, nach denen Asyl zu gewähren und nicht zu gewähren ist, sondern es ausschließlich der Laune, der Willkür der „sogenannten Gutmenschen“ …

Auf diesem kurzen Fußweg von der ABraham-a-Sancta-Clara-Gasse zum Stephansplatz in Wien im Staat Österreich können nur einige von den vielen Berichten und Kommentaren der letzten Tage einfallen, in denen Klage geführt wird, wie grauslich es nun zugehe, und es ist wahr, es geht tätlich grauslich zu, nicht nur in den sogenannten Social-Media-Kanälen, es geraten wird, „auf manchen Plattformen sogar weniger zu sein und gerade an besonders schlimmen Tagen vielleicht gar nicht reinzuschauen“ …

Der Fußweg ist zu kurz, schon in der ABraham-a-Sancta-Clara-Gasse angekommen, fehlt die Zeit ganz, auch noch zu überlegen, wie können in dieser Welt besonders schlimme Tage von nur schlimmen Tagen oder gar, einfach wie kurz gesagt, gute Tage von weder besonders schlimmen noch von schlimmen Tagen … Der Rat aber würde gerne befolgt werden, sogar überbefolgt werden, auf manchen Plattformen gar nicht zu sein, zum Beispiel auf TikTok, dafür mehr an den Orten des Geistigen, des Wahren, des Schönen, auch an den dem Wahren, Schönen und Guten verpflichteten digitalen Orten sich aufzuhalten — beispielsweise auf „Projekt Gutenberg-DE“. Nichts Schöneres auf der Welt, an jedem Tag, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob es ein guter, ob es ein schlimmer, ob es ein besonders schlimmer Tag ist, in der ABraham-a-Sancta-Clara-Gasse auf „Projekt Gutenberg-DE“ Werke von ABraham a Sancta Clara zu lesen, in der Beruhigung, zu wissen, weder auf der Straße noch auf der Gasse noch im Digitalen ist er vergessen, wird sein Werk gepflegt, gehütet, findet sein Werk Verbreitung, wird vielleicht, wenn des Mannes Forderung nach einem Umdenken erfüllt ward, sogar sein Werk Prüfung für Menschen, die nach Europa kommen wollen, ob sie sich „halten an unsere europäischen Werte“ … und wenn sie seine Fabelpredigten auswendig hersagen können, Beweis, daß sie sich halten an „unsere europäischen Werte“, und so hereingelassen werden dürfen in das Europa der —

Die Lieb ist ein Dieb; ein Dieb ist gewest Judas, weil er Geld gestohlen; ein Diebin ist gewest die Rachel, weil sie ihrem Vatter die goldene Götzen-Bilder gestohlen; ein Dieb ist gewest der Achan, weil er bei Eroberung der Statt Jericho neben anderen einen Mantel gestohlen: aber noch ein grösserer Dieb ist die Lieb / dann dise stihlt denen Menschen gar die Vernunfft / und macht sie zu einem Narren / amantes, amentes. Amnon ein Sohn deß Davids hat sich dergestalten verliebt in sein Schwester die Thamar, daß er vor lauter Lieb ist kranck / und bethlägerig worden; es hat ihme weder Essen noch Trincken geschmeckt; das Gesicht ist ihme gantz und gar eingefallen / daß er ausgesehen / wie ein außgeblassene Sackpfeiffen; Tag und Nacht hat er geseufftzet nicht anderst / als wie ein ungeschmierte Hauß-Thür; er war dergestalten entzündt in der Lieb / daß er ohne Gefahr noch Schaden nicht hette können bei einem Stroh-Dach vorbei gehen; wol recht hat der Poët gesagt: Bacchus und der Weiber Garn/Machen vil zu lauter Narren.

Wie kann „Lieb“ auch anders als so beschrieben werden, die Diebin Liebe muß einfach mit Dieben verglichen sein, wie gut für ABraham a Sancta Clara, dafür jüdische Beispiele gefunden zu haben. Wie gut er doch dabei zu Ammon ist, er erzählt nicht mehr, daß Ammon Thamar vergewaltigte; wahrscheinlich ist für ABraham a Sancta Clara die Vergewaltigung der größte Beweis der „Lieb“ eines Mannes für eine Frau, und von einem Verbrechen will gerade in Wien, in Österreich kein Mensch etwas hören, so hat er es wohl deshalb verschwiegen, und, so wird seine Denke gewesen sein, der „Weiber Garn machen“ viele Männer zu, nein, nicht Narren, sondern zu Verbrechern, der „Weiber“ Eigenschuld an den an ihnen begangenen Verbrechen …

Er hält es überhaupt mit den „Narren“ … In „Ein Verlogner Narr.“ ist zu lesen, auch am 3. November 2023, auf „Projekt Gutenberg-DE“:

Jene Soldaten bei dem Grab deß HErrn / umb weilen ihnen die Juden wacker gespendiert / haben ein unverschambte Lug auff die Bahn gebracht daß nemblich die Jünger hätten den Leichnamb gestohlen / da sie unterdessen erfahren / daß er warhafftig von Todten aufferstanden: dise Gesellen haben umbs Geld gelogen; es seind aber einige so leichtsinnig / daß sie umbsonst / und umb nichts / als wäre es gar kein Sünd / die grösten Lugen aneinander knöpffen / ja sie halten es für ein Kunst / und wol anständige Manier / wann sie zur Vertreibung der Zeit / und zu Erweckung eines ungezähmten Gelächters wacker / und fast ohne Zahl / und ohne Zihl können auffschneiden / dencken aber nicht / was die Göttliche Schrifft sagt: Proverb. c. 12. Abominatio est Domino labia mendacia. Lugenhaffte Mäuler seind GOtt dem HErrn ein Greul.

In der vom Stephansplatz gerade einmal fünfzehn Minuten entfernten ABraham-a-Sancta-Clara-Gasse der Beschluß, sich dafür Zeit zu nehmen, im Forschungsprojektendbericht Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“ zu lesen, in dem auch von den Werken zu lesen ist, die auf „Projekt Gutenberg-DE“ zwar nicht vorhanden, aber wohl angeführt, vielleicht um an Brauchbares zu erinnern, an Einsetzbares zu erinnern, auf das zurückgreifen zu können, besonders an Tagen, die besonders —

Seit 1677 war Abraham a Santa Clara Hofprediger. Ernannt wurde er von Kaiser Leopold I., jenem Habsburger, der zehn Jahre davor die Judenvertreibung befohlen hatte.

Nach dem Ausbruch der Pest 1679 in Wien machte Abraham a Santa Clara „Hexen“, Juden und Jüdinnen dafür verantwortlich. (Vgl. Abraham a Santa Clara, Pestpredigt. Merck‘s Wien) Das vierteilige Werk „Judas der Erz‐Schelm“, 1686‐1695, gilt als seinHauptwerk. Darin hetzt er gegen Juden und Jüdinnen, die als „gottlos, ehrlos, gewis senlos, heillos, tugendlos, treulos, vernunftlos, neidig, lasterhaft, unehrlich, sündhaft und als Abschaum“, (Vgl. Pape. In: Benz, Bd. 2/1, 2) bezeichnet werden. Im Zuge der „Zweiten Türkenbelagerung“ Wiens 1683 bezichtigte er abermals die Juden, dies verschuldet zu haben. Die antisemitische Predigt „Huy! Und Pfuy! Die Welt“ schrieb er knapp vor seinem Tod. Merkmal von Abraham a Santa Claras Judenfeindschaft sind die Vorurteile des „jüdischen Brunnenvergifters“ und des „Seuchenverursachers“. Literatur Christian Pape, Abraham a Sancta Clara. In: Wolfgang Benz (Hg.), Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von Wolfgang Benz (Band 2/1 Personen A‐K) Berlin 2009.

ABraham a Sancta Clara hätte wohl mit seiner geheiligten Redegabe die Menschen dazu gebracht, in einer gewählteren Sprache das zu skandieren, was jetzt auf den Gassen, auch auf den digitalen Gassen, geschrien wird, das mit dem Jordan, also in lateinischer Sprache:

Flumine Jordani terguntur labe malisque corpora cum cedit, quod latet omnes nefas. Sic flamma assurgens totam furibunda per urbem 1421 Hebraeum purgat crimina saeva canum. Deucalioneis mundus purgatur ab undis Sicque iterum poenas igne furiente luit.

Das ist keine Vernichtungsphantasie, kein Ausrottungswille des ABraham a Sancta Clara, diese zum Skandieren aufgeschriebene Forderung nach der Auslöschung der jüdischen Menschen ist zu lesen, auch heute noch, im Jahr 2023, auf der Mauer des Hauses Jordangasse 2, vom Stephansplatz etwa acht Minuten Fußweg entfernt. Er, ABraham a Sancta Clara, wird diesen Tafelspruch wohl gekannt haben, ihm vielleicht sogar Ansporn für seine Schriften gegen jüdische Menschen gewesen sein, vielleicht in seines Beichtstuhl Holz eingeritzt gehabt haben —

ER, ABraham a Sancta Clara, war durch und durch ein Mann des Geistes, der auch wußte, nicht vergaß, gegen wen noch vorzugehen ist, und daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert, diese Menschen gemäß „europäischen Werten“ auserwählt zur …

„Dergleichen Lumpen-Gesind auch die Zigeuner seynd, welche nicht ohne großen Schaden und Diebstahl alle Länder ausreisen mit dem gedichten Vorwand, als kommen sie aus Egypten, und müssen 7 Jahr lang hin und her wandern zu einer Buß, weilen sie der seligsten Jungfrauen Mariä mit ihrem göttlichen Kind, als sie in Egypten geflohen, einmal die Herberg geweigert haben. Es ist aber solches ein lauteres Gedicht und bloße Schalkheit; dann diese Leut haben das Egpytenland ihr Lebenlang nie gesehen, sondern ist ein solches zusamm gerottes Lottersgesind von allerlei müssigen Leuten, welche denen armen Bauers-Leuten mehresten Theils sehr überlästig, mit Klauben und Rauben ihren Unterhalt suchen, und mit ihrem Wahrsagen den einfältigen Pöbel bethören. Wessenthalben gar wohl die Satzungen Kaisers Caroli V. zu Augsburg auf dem Reichstag Anno 1549 geboten, daß man dergleichen Müssiggeher in Deutschland auf keine Weis‘ gedulden solle. Diese und alle Müssiggeher ins gemein seynd des Judä Iscarioths des Erz-Schelm nahe Brüder und Anverwandte.“

Vom KL-Platz im ersten Bezirk von Wien ist es ein kurzer Fußweg bis zum Stephansplatz im selben Bezirk von Wien in der Republik Österreich, an die Acht …