„Politisch austariert sind die Ehrungen. Theodor-Körner-Preis (SPÖ), Leopold-Kunschak-Preis (ÖVP) und die Medaille des Franz-Dinghofer-Instituts, überreicht vom rechten Recken Martin Graf.“
Das schreibt die Tageszeitung „Kurier“ am 11.07.18 über Robert Holzmann unter der Schlagzeile „Abtausch für 12-Stunden-Tag: FPÖ-Kandidat könnte Nationalbank-Präsident werden“. Und am 22.08.18 titelt die Tageszeitung „Die Presse“: „Robert Holzmann: Ein ruheloser Weltbürger aus Hirschegg“.
Der „Kurier“ hätte zutreffender davon schreiben sollen, daß die Namensgeber für die Preise nach österreichischer Art sind, verbunden in der Geschichtsleugnung und im Antisemitismus.
Theodor-Körner-Preis
„Ein für allemal sei festgestellt, dass es, außer den von den Nazis in der Zeit ihrer Herrschaft über Österreich organisierten Ausschreitungen, in Wien Judenprogrome überhaupt niemals gegeben hat. Denn der Wiener ist Weltbürger und daher von vornherein kein Antisemit.“
Derart sprach am 9. Februar 1947 Theodor Körner. Der General, Bürgermeister von Wien und Bundespräsident von Österreich wird wohl nie weiter als bis zur „Pariser Gasse“ gekommen sein und „Pariser“ lesend sich gedacht haben, ah, Pariser – Weltbürger … Wer weiß das nicht, Paris das einzige Synonym für Weltbürgertum.
Wäre aber Theodor Körner nur einmal von der Pariser Gasse weitergegangen und also auf den Judenplatz getreten, dann hätte er auf diesem über der Hausnummer 2 lesen können:
„Durch die Fluten des Jordan wurden die Leiber von Schmutz und Übel gereinigt. Alles weicht, was verborgen ist und sündhaft. So erhob sich 1421 die Flamme des Hasses, wütete durch die ganze Stadt und sühnte die furchtbaren Verbrechen der Hebräerhunde. Wie damals die Welt durch die Sintflut gereinigt wurde, so sind durch das Wüten des Feuers alle Strafen verbüßt.“
Es ist nicht in deutscher Sprache geschrieben, sondern in lateinischer. Es ist nicht notwendig zu erzählen, wer diese Tafel im Original zu lesen vermag. Es sind beispielsweise Menschen des Juridicums und gesinnungsgemäß auch Menschen, die auf einer regierungshörigen Website bildungsbürgerlich zu schreiben vermögen – viribus unitis …
Aber Theodor Körner fehlte nicht das Wissen. Zu seinem Wissen besaß er auch noch im Übermaß das österreichische Gespür, wann und wie die Geschichte zu leugnen ist.
Leopold-Kunschak-Preis
Wann Robert Holzmann diesen Preis bekam? Es heißt, das Internet vergißt nichts. In diesem Fall ist zutreffender: Das Internet gibt auch nicht alles preis. Es mußte Robert Holzmann direkt gefragt werden. Und seine schriftliche Antwort vom 29.08.18:
„Den Kunschak Preis habe ich fuer meine Dissertation (Simulationsanalysen des oestereichischen Pernsionsystems) nach meiner Promotion Ende 1977 erhalten. Es muss daher in den Jahren 1978-1980 gewesen sein. Fuer das genaue Jahr muesste ich meine alten Dokumente konsultieren, welche ich nicht einfach zu Hand habe. Ich hoffe, dies sollte reichen. Sonst bitte um Rueckmeldung und Geduld!“
Das ist austariert, das Gleichgewicht der Bedeutungslosigkeit. Das Internet befindet Robert Holzmann nicht so bedeutend, um über ihn als Leopold-Kunschak-Preisträger zu berichten, und Robert Holzmann befindet den Leopold-Kunschak-Preis als nicht so bedeutend, um sich zu erinnern, wann genau er diesen erhielt.
Es ist Robert Holzmann kein Vorwurf zu machen, daß er den Leopold-Kunschak-Preis annahm. Er agierte hier auf beste österreichische Art. Wie viele haben diesen Preis schon angenommen, sich artig dafür bedankt – eine ganze Legion …
Nun aber, da es regierungsopportunistisch not ist, sich nicht-antisemitisch zu geben, würden vielleicht alle bisherigen Preisträgerinnen anders reagieren, und doch wieder in recht österreichischer Tradition …
Leopold-Kunschak-Preise sind nicht umzubenennen
Franz-Dinghofer-Medaille
Zu dieser von Odin Wiesinger recht fesch gestalteten Medaille muß kein weiteres Wort verloren werden …
Robert Holzmann, der Atterseekreis und wie ist es um Ausschreibungen bestellt
In die Nationalbank zur Tea Party bringt Robert Holzmann seine Odin-Wiesinger-Medaille ein
Der „Kurier“ hätte seinen Satz „überreicht vom rechten Rechten Martin Graf“ fortführen und beenden können mit „und geladen vom zurzeitigen Minister der Rechtsabbiegung“.
An eines kann, weil bei dieser Medaillenverteilung auch Norbert Nemeth auftrat, doch erinnert werden. Robert Holzmann applaudierte Norbert Nemeth; wahrlich ein Mann, der zu beklatschen ist. Geschuldet wohl auch der Tanzlehrstunde, in der geübt die österreichische Höflichkeit mit Knicks und Verbeugung zur rechten Zeit am rechten Platze …
Und auch junge Männer mit Applaus zu bedenken, sie zu ermuntern, wieder mehr in fescher Uniform — ja, das ist der Zauber der Medaille …
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