„Dergleichen Lumpen-Gesind auch die Zigeuner seynd, welche nicht ohne großen Schaden und Diebstahl alle Länder ausreisen mit dem gedichten Vorwand, als kommen sie aus Egypten, und müssen 7 Jahr lang hin und her wandern zu einer Buß, weilen sie der seligsten Jungfrauen Mariä mit ihrem göttlichen Kind, als sie in Egypten geflohen, einmal die Herberg geweigert haben. Es ist aber solches ein lauteres Gedicht und bloße Schalkheit; dann diese Leut haben das Egpytenland ihr Lebenlang nie gesehen, sondern ist ein solches zusamm gerottes Lottersgesind von allerlei müssigen Leuten, welche denen armen Bauers-Leuten mehresten Theils sehr überlästig, mit Klauben und Rauben ihren Unterhalt suchen, und mit ihrem Wahrsagen den einfältigen Pöbel bethören. Wessenthalben gar wohl die Satzungen Kaisers Caroli V. zu Augsburg auf dem Reichstag Anno 1549 geboten, daß man dergleichen Müssiggeher in Deutschland auf keine Weis‘ gedulden solle. Diese und alle Müssiggeher ins gemein seynd des Judä Iscarioths des Erz-Schelm nahe Brüder und Anverwandte.“
„Du aber erbarmest dich seiner nit, sondern zählest ihn noch unter die liederlichsten Zigeuner-Bursch, als sey er ein Ordinari-Landbettler und wisse gar stattlich die Leut auf der Straße, wann sie allein gehen, zu schröpfen.“
„Was für ein Elend ist es, wann einer wie ein ausgezogener Frosch im Bett liegt, wenn er krumme Finger machet, wie ein Schuster-Kneip wenn ihm die Backen schlampen wie die Schrotbeutel, wenn er die Arm ganz saftlos, kraftlos, haftlos hangen läßt, wenn er wie Duck-Enten mit dem Kopf wacklet, wenn er sich zusammenkrümmt wie ein Taschenmesser, wenns ihm im Bauch schneidet, als hätte er junge Feder-Fechter darin, wenn er den ganzen Tag pfeift wie ein Erd-Zeisel, wenn er ganze Nächt‘ jugetzt wie ein junger Wolf, wenn er sich mit Lumpen und Fetzen einfätschet wie die Zigeuner-Kinder, wenn ihm die Gall in alle Glieder marschiret, ja endlich die blühende Jahr‘ der unverhoffte Tod abschneidet: wer ist daran schuldig, als allein der unbändige Zorn?“
So weit und weiter reicht die Vorgeschichte zurück, die, kurz ist es her, der österreichische Bundespräsident zu bedenken empfahl, wobei gefragt werden könnte, ob er tatsächlich so weit in die Vorgeschichte zu gehen …
So lange wirkt Geschichte nach. Sie wirkte etwa auf die Nationalsozialistinnen, die beim Morden keinen Unterschied machten zwischen „Juden und Zigeuner“, die nur eines gesinnungsheiß begehrten, ein „juden- und zigeunerfreies“ —- schon für Abraham a Sancta Clara waren sie „Brüder und Anverwandte“ …
So lange wirkt Vergangenes, das vergangen gemeint, nach, bleibt Vergangenes Gegenwart, und es wird auch sehr viel dafür getan, daß es Gegenwart bleibt, das Vergangene, etwa die Predigten von Clara, mit denen er sich verging. Wie viele Jahre beispielsweise wurden vom österreichischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Predigten des Clara im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ausgestrahlt? Es waren etliche Jahre. Wohl ein Jahrzehnt in etwa, an Feiertagen, an christlichen Feiertagen, zur höchsten Erbauung und Erhebung des in Nächstenliebe ertränkten Christenvolkes. Vorgetragen mit Furor von Romuald Pekny, von einer Kanzel herab hinunter in die Zimmer mit Latexwohnlandschaft und beleuchteter Jesus-Christus-Schneekugel …
So viel wird dafür getan, daß Vergangenes aus der Vergangenheit weiter wirkt, Gegenwart bleibt, zum Vergehen in der Gegenwart, zum Versteigen in der Gegenwart. Straßenbezeichnungen gehören dazu, Denkmäler, Tonwerke …
Und alles greift stets ineinander, um das Vergangene weiterzurollen, durch die Gegenwart zu ziehen. Hans Schwathe etwa schuf das Denkmal für Clara, er schuf aber auch ein Denkmal für den sogenannten Turnvater, für den ebenfalls „Juden und Zigeuner“ …

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