Fpödienst

Früher einmal hieß es, es heißt immer noch, einen Bärendienst erweisen; eine Redewendung die zurückgeht u. a. auch auf die Fabel „Der Bär und der Gartenfreund“, die mit der Einsicht endet:

Nichts bringt so viel Gefahr uns als ein dummer Freund;
Weit besser ist ein kluger Feind

Ob die „investigative Biographie“ von Gernot Bauer und Robert Treichler ein Bärendienst ist, den sie erwiesen …

Mit Bestimmtheit einen Fpödienst.

Und das nicht nur wegen des nun von ihnen eingestandenen Fehlers, falsche Namen der Großeltern anzugeben, und mehr gestehen sie bis jetzt nicht ein, wie gelesen werden kann, obgleich das Enkelkind mehr Falsches im Zusammenhang mit seinen Großeltern anführt.

Diesen Fpödienst aber gibt es in Österreich schon lange, zu lange, einfach wie kurz gesagt, nicht erst seit den Nächten des ersten Kommandanten des Enkelkinds

es könnte beim Fpödienst geradezu vom ersten Paragraphen einer österreichischen Leitkultur … Und nun, in diesem April ’24, reihen sich Gernot Bauer und Robert Treichler ein, Fpödienst zu machen.

Sie machen es dem Enkelkind leicht, wieder wird einem gesinnungsgemäßen Enkelkind es zu leicht gemacht, ihm gedient, ihre „investigative Biographie“ zum Nichtlesenswerten zu erklären und sich dabei selbst generös, erhaben, im Besitz der Fakten darzustellen, zu bestätigen, daß nicht es, das Enkelkind, Falsches verbreitet, sondern …

Es ist eine „Biographie“, auf die nun aufmerksam geworden durch das zum Teil eingestandene Falsche in dieser, die es nicht wert erscheint, je in einer Buchhandlung in ihr zu blättern, denn die nun gelesene Ankündigung auf der Website des Verlages reicht aus, weder in ihr zu blättern noch je zu kaufen.

Fast drei Jahrzehnte war Herbert Kickl der Mann im Schatten: derjenige, der für Jörg Haider die Reden schrieb; derjenige, dessen (heftig umstrittene) Slogans Heinz-Christian Strache zum Vizekanzler der Republik Österreich machten; der einzige Minister seit 1945, der aus seinem Amt entlassen wurde.
Einst standen Kickls rhetorische Radikalität, die scharfe Argumentation und Agitation seiner Karriere im Weg, jetzt entsprechen diese Eigenschaften einem Zeitgeist, der die liberale Demokratie nicht nur in Österreich, sondern im Verbund mit Alice Weidel, Viktor Orbán, Marine Le Pen und anderen Rechtspopulisten auch in ganz Europa abschaffen will. Gernot Bauer und Robert Treichler haben sich auf Spurensuche begeben und liefern eine neue Sicht auf einen asketischen Ideologen, einen wankelmütigen Volkstribun – und einen brandgefährlichen Politiker.

Slogans machen keinen Menschen zum Vizekanzler. Wenn Slogans Menschen zu Vizekanzler machen könnten, dann wäre schon des Enkelkinds erster Kommandant Vizekanzler geworden. Und der ist es trotz der Slogans des Enkelkinds nicht geworden. Von wem dieser zweite Kommandant zum Vizekanzler gemacht wurde, ist bekannt, und fleißig mit dabei im Fpödienst …

Es ist die Biographie eines Rechtspopulisten, der weit über Österreich hinauswirkt.

Ein Rechtspopulist, ach, bloß ein Rechtspopulist, hochgeschrieben zu einem, der weit über Österreich hinauswirkt … Es kann verstanden werden, daß das Enkelkind derart milde und belustigt auf das Falsche in dieser „Biographie“ reagiert, bei einem derartigen Bedeutungszuwachs, den ihm diese zwei Herren dienstbar zugestehen und diensteifrig verbreiten …

Dennoch ist über den Mann wenig bekannt, der mit Rechtspopulisten wie Marine Le Pen, Alice Weidel und Viktor Orbán das politische Fundament Europas zu zerstören droht.

Bloße Rechtspopulistinnen, wie genau die zwei Herren sind, Europa zu zerstören … So mächtig sind diese wohl nicht, daß sie Europa je zerstören könnten, das größer und mehr als die Europäische Union ist, die die zwei Herren wohl meinten, und sie, die Rechtspopulisten, sind nicht einmal mächtig genug, die Europäische Union

Was sie, Rechtspopulisten wollen, ist nicht, Europa zu zerstören, sondern

ein Europa der Nationen, also das, was auch der zurzeitige, der in der Diktion der zwei Herren wohl auch ein harmlos bloßer Rechtspopulist ist, Bundeskanzler in Österreich will, nein, der Zurzeitige will nicht, der Zurzeitige will nichts, bloß das mag der Zurzeitige, der Zurzeitige „mag ein Europa der Nationen“.

Das auf der Website Verlages zu dieser „investigativen Biographie“ gelesen zu haben, reichte, um sich den Gang in eine Buchhandlung zu ersparen.

Es soll Zeiten gegeben haben, die Gefahr dabei ist groß, die Vergangenheit zu verklären, in denen Biographien über bedeutende Menschen geschrieben wurden, es den Anspruch gegeben haben soll, Biographien sind wichtigen Menschen zu schreiben, und nicht, zum Beispiel, herumlungernden kleinen Gebirgsjägern,

etwa auf dem Viktor-Adler-Markt, wenn sie es überhaupt schaffen, je so weit zu kommen.

Und weil das Kapitel mit der Fabel begann, soll es auch mit der Fabel enden, die zu lesen erfreulicher ist, nicht allein wegen ihres Endes und ihres Beginns mit Bellerophon, der ein Pferd brauchte …

Ein halb geleckter Bär, dem Hochgebirg‘ entstammt,
Lebt‘, gleich Bellerophon, den einst das Schicksal steigen
Und fallen ließ, im Wald zur Einsamkeit verdammt.
Er wurde toll; denn nichts ist der Vernunft so eigen,
Als daß sie nimmer lang‘ bei Eremiten bleibt.

Reden ist Silber, sagt man oft, Gold ist das Schweigen;
Doch beides ist nicht gut, wenn man es übertreibt.
Kein lebend Tier mocht‘ da sich zeigen,
Leer blieb’s und öde ganz und gar,
So daß, trotzdem ein Bär er war,
Er höchst langweilig fand dies allzu traur’ge Leben.
Indes er also hier der Schwermut sich ergeben,
Langweilte ganz auf gleiche Weis‘
In seiner Nähe sich ein Greis,
Ein Gartenfreund, der in Pomona’s Dienste schaltet
Und Flora’s Priesteramt verwaltet.
Schön ist dies Doppelamt; doch deucht mir schöner sei’s
In liebenswürd’ger Freunde Kreis.
Ein Garten spricht nicht viel, außer in meinem Buche.
Drum ging der Greis einst auf die Suche
Im Morgensonnenschein, der stummen Sippschaft satt,
Nach Freunden; querfeldein wandelt er frisch und munter.
Der Bär, der gleiche Absicht hat,
Kam auch von seinem Berg herunter.
Durch Zufall trifft höchst sonderbar
An einer Ecke sich das Paar.
Der Mann hat angst. Doch wie ausweichen? Was anstellen?
Mut heucheln ist noch stets das best‘ in solchen Fällen;
Er wußt‘ es und verbarg die Furcht vor der Gefahr.
Der Bär, der just kein Höfling war,
Sagt kurz ihm: »Komm zu mir!« Drauf jener: »Gerne zwar,
Doch seht, da steht mein Haus; wollt Ihr mir Ehr‘ erweisen,
So nehm‘ Eu’r Gnaden dort ein einfach ländlich Mahl.
Ich habe Frücht‘ und Milch; zwar weiß ich nicht einmal,
Ob die Herrn Bären auch gewohnt sind solcher Speisen,
Doch biet‘ ich, was ich hab‘.« Der Bär nimmt’s an, sie gehn;
Man kann schon unterwegs sie als zwei Freunde sehn.
Im Hause haben sie sehr freundlich sich vertragen;
Und mag Alleinsein mehr behagen
Als eines Narren Gegenwart,
So hindert, da der Bär in Schweigen meist verharrt,
Doch nichts den Mann, daß er sein Tagewerk verrichte.
Der Bär geht auf die Jagd, schafft Wild herbei und liegt
Dann seinem Hauptgeschäft vergnügt
Als Fliegenjäger ob und scheucht vom Angesichte
Des Freundes, wann er schläft, das lästige Insekt,
Die Fliege, die so oft uns neckt.
Einst sieht er unsern Greis in tiefem Schlummer liegen,
Und eine Fliege, die ihm auf der Nase kreucht;
Er wütet, da umsonst er immer fort sie scheucht:
»Wart‘ nur!« so ruft er aus »Und wie will ich dich kriegen!«
Gesagt, getan: seht da, der Fliegenjäger rafft
’nen Pflasterstein euch auf, schleudert ihn voller Kraft,
Zermalmt des Greises Haupt, die Fliege zu verjagen,
Und hat – ein guter Schütz, allein höchst mangelhaft
Als Denker – auf der Stell‘ ihn mausetot geschlagen.

Nichts bringt so viel Gefahr uns als ein dummer Freund;
Weit besser ist ein kluger Feind