An Selbstbewusstsein mangelt es dem FPÖ-Chef jedenfalls nicht, in seinem Auftritt ließ er verbal die Muskeln spielen, und es passt zum Bild eines Menschen mit autoritären Anwandlungen, dass keine Fragen zugelassen waren. Es gilt, was er spricht, daran soll niemand rütteln.
Das schreibt am 8. Jänner 2025 in der Tageszeitung des österreichischen Qualitätsstandards Michael Völker.
Das darf wohl als scharfe Kritik an diesem Menschen verstanden werden.
Nur, was für Anwandlungen sonst als autoritäre soll dieser Mensch in Österreich haben? Wurden nicht gerade in den letzten Jahren vermehrt Auftritte vor Medien von Menschen mit der Direktive „Keine Fragen zugelassen“ erlebt, deren Gesprochenes zu gelten hat, daran niemand zu rütteln hat?
Es können dafür Beispiele angeführt werden. Etwa eine Pressekonferenz von Klaudia Tanner, Verteidigungsministerin, am 17. Februar 2020: Keine Fragen zugelassen. Diese autoritäre Anwandlung erklärte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, der Mann der Referenz an starke Männer, zum „Angebot für Fernseh- und Radiojournalisten, die OTS in Wort und Bild zu bekommen.“
Etwa im Mai 2022: „Köstinger war da seltener genannt worden, seit sie den Umstieg von Kurz zu Nehammer politisch überlebt hatte. Heute betonte sie in einer „persönlichen Erklärung“, bei der keine Fragen zugelassen waren[.]“
Etwa im Mai 2019: „Kanzler Kurz bleibt Antworten schuldig – keine Fragen zugelassen“ —
Etwa am 3. Jänner 2025: „Nach der Pressekonferenz mit Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger in der Parteizentrale am Wiener Heumarkt waren zwar keine Fragen zugelassen –“
Etwa im Mai 2019, auch bei Sobotka „keine Fragen zugelassen“ —
Etwa im Jänner 2023, Franz Schnabl: „Fragen waren im Anschluss an die Erklärung nicht erlaubt.“
Etwa im November 2024, Georg Dornauer: „Der Noch-Landeshauptmannstellvertreter machte in dem Statement, nach dem keine Fragen zugelassen waren[.]“
Etwa im Mai 2019, Rubina Möhring: „Derzeit ist die Empörung sehr groß, dass bei den Pressekonferenzen keine Fragen gestellt werden durften. Das ist schon sehr autoritär und geht einfach gar nicht. Kurz macht das genauso wie Strache, Hofer und Kickl. Und das ist das Gefährliche an dieser Praxis: Diese Überheblichkeit von Politikern gegenüber demokratischen Grundrechten. Ungarn ist sehr nahe.“
Und wurde nicht gerade in den letzten Tagen das „Keine Fragen“ zur Staatsdoktrin, wenn der Hofburginformationsbote zwar freundlich seine Verkündigungen den Medien diktierte, jedoch Fragen zu stellen nicht gewährt wird, ganz nach der scharfen Kritik von Michael Völker: „Es gilt, was er spricht, daran soll niemand rütteln.“

Es werden Ihnen selbst wohl noch viele weitere Auftritte von Menschen in hohen und höchsten verantwortungsvollen Positionen vor Medien einfallen, von denen Ihnen in Erinnerung geblieben sein wird, als das Bleibende, es waren keine Fragen zugelassen.
„Keine Fragen zugelassen“, auch ein Kriterium, das verstehen läßt, welchen Platz Österreich in puncto Pressefreiheit inzwischen international einnimmt, wie im Mai 2024 zu erfahren war: „Österreich steigt in puncto Pressefreiheit in Europa weiter ab“ —

Und ohne daß der Gebirgeläufer bereits in die Position gelangt ist, der Pressefreiheit in Österreich gänzlich den Garaus in orbánischer Manie zu machen —
Was für Anwandlungen sonst als autoritäre könnte der vor dem Einmarsch als Haus- und Hofkanzler sonst haben, als ebendiese, die ihm so reichlich in diesem Land vorgelebt …
Bei all dem ihm zum Vorbild in Österreich Vorgelebte, ist die Versuchung groß, das von Michael Völker heute Geschriebene ein wenig anzupassen, für Österreich passender zu formulieren — Patinnen dafür sind auch und nicht nur die oben erwähnten Beispielgeber:
An Selbstbewusstsein mangelt es dem Österreich jedenfalls nicht, in seinem Auftritt läßt es verbal die Muskeln spielen, und es passt zum Bild eines Österreichs mit autoritären Anwandlungen, die keine Fragen zulassen. Es gilt, was es spricht, daran soll niemand rütteln.
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