Day

Naturlyrik langweilte stets.

Und wie sehr werden jetzt lyrische Naturbeschreibungen, da diese im Angesicht des Naturzustandes nur mehr verfaßt werden können, wenn der Blindheit gänzlich verfallen, vermißt, derart vermißt, daß beinahe Naturlyrik geschrieben würde werden wollen. Was nie vermißt wurde, was je nicht einmal langweilte, was stets bloß lästig war, was je des Denkens fauligste Ernte, was weder einst noch jetzt verfaßt werden wollte, war die Anrufung einer Macht jenseits der Welt. Und jenseitig darüber hinaus seit jeher, diese Macht männlich zu rufen, den Beistand von einem Herrn zu erbitten, wobei die Anbetung des Mannes wohl die einzige aber uneingestandene Wahrheit dieser Art von Lyrik, war und ist der Mann doch diesseits der Welt der Herr. Diesem Herrn das Befehlen je zu überlassen, gar von ihm je zu erwarten, der alles Süße aus sich herausgepreßte Weinvollschwere könne irgend etwas je zur Vollendung bringen — was für ein Graben in fruchtloser Jagd weiter nach letzten Gedanken, die von Anbeginn verschimmelt …

Was noch geschrieben werden könnte, sind Verse, die blaße Spuren einstiger Naturlyrik enthielten, vielleicht in der abwegigen Hoffnung, es könnte einst wieder eine Zeit kommen, in der Gedichte der Naturschönheit wieder geschrieben werden könnten, auch wenn diese wieder langweilten, aber wie sehr wäre diese Langeweile doch willkommen, dann, im Angesicht einer Natur, die als Natur wieder beschreibbar …

Es können keine neuen Verse geschrieben werden, die blaße Spuren einstiger Naturlyrik enthielten, es können nur noch einst geschriebene Naturverse genommen und diese der jetzigen Zeit anverwandelt werden, in der weiter und wieder mehr und mehr das Heer der Herr – Aber wie Naturlyrik den Fall der Natur je nicht aufhielt, bringen keine Verse je das Heer zu Fall.

Dennoch, ein Versuch, wie ein einstiges Gedicht der heutigen Zeit anverwandelt geschrieben werden könnte; vielleicht in der Art:

Tag

Heer: Es ist Zeit.

Der Sommer War
sehr groß. Legt die
Waffen in die Gräber,
und auf den Fluren
laßt Nichts mehr los.
Befehlt dies als den
Letzten Befehl. Gebt
Nichts mehr. Drängt

zur Auf-Lösung. Löscht
aus. Die Letzte Patrone
leert Ungeschossen aus.

Wie traurig doch in der dritten Strophe des dafür hergenommenen Herbsttages die nahe Zukunft der Vereinzelten,

wie bitter jedoch diese erst für alle, wenn weiter der Herr das Heer:

Wer jetzt noch ein Haus hat, hat bald keines mehr. Wer jetzt ist, wird es nicht lange bleiben, wird in den Alleen mit allen ruhen, falls noch Bäume, deren Schatten einst auf Gräbern lagen, wenn Gräber noch ausgehoben, damit Körper nicht unbeerdigt hin und her treiben in den Fluren.

Als wäre das Gedicht von damals automatisiert übersetzt in das Heute geschrieben, gleicht es einer automatisierten Übersetzung von einer Sprache in eine andere,

(Day

Hosts: It is time. The summer of war has been immense. Lay down weapons in graves. Nevermore let anything loose over  corridors. Command this as final command. Nevermore cave in. Urge for dis-solution. Wipe out. Empty the last cartridge unfired.

Those who still have a house will soon have none. Those who are here now will not remain here long, will rest in the avenues with everyone else, if there are still trees in whose shade graves once lay, if graves are still dug so that corpses do not drift unburied back and forth in the corridors.)

denn es ist nicht die Mühe wert, es selbst zu übersetzen, aber zu sagen, in vielen Sprachen zu sagen, das bleibt weiter, es ist zu sagen, in vielen Sprachen ist es zu sagen, wenn menschgemäß auch vergeblich, bis zum Tag weiter bleibt es zu sagen, an dem die Körper unbeerdigt hin und her treiben, und die Natur wiederkehrt, die Erde für sich wieder ist.