Über die Bundesverfassung Österreichs mit dem politischen Willen zu deren Änderung endlich reden, ehe „zurückgebracht nach Wien“ —

Wer müßte eine „Ansage an den Bundeskanzler und Bundespräsidenten“ machen, mit der „Idee“, über die österreichische Bundesverfassung endlich einmal ausführlich und umfassend zu reden, um nicht weiter das Geschreibe von der „eleganten Verfassung“ … Und zwar so über die Verfassung reden und diese vor allem so ändern, daß von einer tatsächlich „eleganten Verfassung“

Was für eine günstige Gelegenheit das gewesen wäre, wenn Marko Arnautović mit der Idee, macht eine elegante Verfassung, in seiner Ansage an den Bundeskanzler und Bundespräsidenten gekommen wäre, aber er kam mit der Idee, den Fußball in Österreich mit einem Feiertag am 18. November zu krönen, nur weil nach bald drei Jahrzehnten wieder einmal eine Qualifikation geschafft wurde.

(Wie könnte denn so ein Feiertag für den Fußball genannt werden? Naheliegend beim Fußballspiel: Tag der Gewalt? Feiertag der Ausschreitungen? Tag des Rassismus? Tag des Polizeiaufmarsches?)

Es darf aber angenommen werden, daß der Bundespräsident nicht postwendend reagiert hätte, wäre die Ansage von Marko Arnautović an ihn und an den Bundeskanzler gewesen, eine neue Verfassung zu machen, denn für den Bundespräsidenten ist die jetzige schon derart „elegant“ …

Hans Kelsen verstand etwas von Verfassungen, aber wohl nichts von Schönheit und Eleganz, so wie —

Das Land hat sich nie seiner genuin austrofaschistischen Geschichte gestellt, die vor genau 90 Jahren in den Bürgerkrieg führte. Die damalige Zerstörung der Demokratie war von einer langen Latenzperiode geprägt, die ihren ersten Höhepunkt mit der Verfassungsnovelle von 1929 erreichte. Sie bewirkte eine Machtverschiebung vom Parlament zur Regierung, stattete den Bundespräsidenten mit autoritärer Gewalt aus und entledigte sich durch eine „Umpolitisierung“ der Richterschaft der lästigen Kontrollfunktion des Verfassungsgerichtshofes (VfGH). Hans Kelsen, bis dahin Mitglied des VfGH, bezeichnete die Novelle als „den Beginn einer politischen Evolution, die unweigerlich in den Faschismus führte“.[1] Nach 1945 griff Österreich auf diese Verfassung zurück. Das Amt des Bundespräsidenten ist seither eine „tickende Zeitbombe“[2], deren Explosivität sich die FPÖ bewusst ist.

Da es bei der arnautovićischen Ansage aber nicht um die Verfassung ging, sondern um das Wichtigste, das Staatsentscheidenste, konnte und durfte sich der Bundespräsident pflichtgemäß nicht seiner Reaktion enthalten, für die er sich umgehend aufnehmen hat lassen mit seiner überbetonten — ob dies der Sorge geschuldet, ein Fußballer und mit ihm alle fußballerischen Menschen im Land könnten ihn nicht verstehen, spräche er nicht im Dialekt? — mundartlichen Kurzantwort

Marko Arnautović: Eine Ansage an den Bundeskanzler und Bundespräsidenten. Ich bitte Euch, daß Ihr den 18. 11. als Feiertag machts. Die Leute sollen wissen, daß wir die WM-Qualifikation geschafft haben, am 18. 11. Und ihr sollt alle feiern, weil es ist nicht nur unser Sieg und unser Triumph, es ist auch Euer Trumph, also nicht nur Ihr, Journalisten, sondern auch die ganzen Fans, was im Stadion waren und Zuhause waren. Ich wünsche Euch alles, alles Gute! Ich liebe Euch! Ciao! Ciao!

Bundespräsident: Sehr nett! Na ja. Lieber Marko Arnautović, Du hast gestern abend eine Idee ghobt, für die die Bundesregierung und ich uns einsetzen soll’n. Na joa. Schau mal. Kommt Ihnen bekannt vor, oder? Wenn Ende Juli nächstes Joahr des nach Wien zurückgebracht wird, dann könnt‘ ma vielleicht noch amol red’n, könnt‘ ich mir vorstell’n, hm?

Wenn „des zurückgebracht wird“, als ob „des“ je in Wien gewesen wäre — zurückgebracht kann doch nur etwas werden, das schon einmal da war …

Wenn Wien wieder heimgebracht, ist es zu spät, einfach wie kurz gesagt, die Verfassung …