DADA? — TATA? — OPAPA!

Jonathan Meese oder Jens Friedbert BotheZurück in der hellen Wohnung im einundzwanzigsten Stockwerk mußte vor der Neugier kapituliert werden, vor der Frage nach dem Einfluß des Jonathan Meese …

Und?

Ja. Eine Kunsthistorikerin würde vielleicht bereits von einer Schule des Jonathan Meese sprechen. Sie würde oder könnte auf Vorträge verweisen, ebenfalls beispielsweise auf der Plattform des Unternehmens Youtube zu finden, von sogenannten Reichsbürgern und Staatsverweigerinnen, die ebenso talentiert und ebenso inhaltsreich wie Meese zu referieren, sich darzustellen wissen … Eine Kunsthistorikerin, ein Kunsttheoretiker wie beispielsweise Bazon Brock, könnte profund darlegen, ob es sich etwa bei Rüdiger Hoffmann von dem Staatenlos oder bei Monika Unger von dem Staatenbund Österreich um Schüler und Schülerin des Jonathan Meese … oder ob es sich hierbei um eine unabhängig voneinander sich entwickelnde Kunst handelt … Ein Kunstphilosoph könnte das Gemeinsame herausarbeiten, auch die Unterschiede, etwa in bezug auf „Naturrecht“, oder auf die Anklage, wie sehr alle, also die anderen, in „ideologischen Glaubensrichtungen stecken“  und so weiter und so fort. Welchen Stellenwert hat das „eiserne Kreuz“ bei Meese, im Gegensatz beispielsweise bei Jens Friedbert Bothe von dem Sonnenstaatland … Wie auch immer das Urteil einer Kunsttheoretikerin ausfallen könnte, eines eint diese Künstlerinnen und Künstler, das kann bereits jetzt gesagt werden, es eint sie eine glasklare Argumentation, es eint sie, beeindruckbare Theorien vorzulegen, die ihnen unwiderlegbar sind und so weiter und so fort.

Im Angesicht von solchen Künsten wird es immer wieder schmerzlich. Schmerzlich, kein Mensch der professionellen Kunstkritik zu sein. Wie schön wäre es jetzt, auf diese drei Blätter zu zeigen und auf Anhieb sagen zu können, das ist ein Bothe, das ist ein Meese …

Und ihre Ahninnen — DADA?

Ja. Es könnte durchaus, für Meese allein wäre es wohl angebrachter zu sprechen, von DADA zu MAMA … das aber ließe die anderen unberücksichtigt … ein Kunstheoretiker würde es von DADA herleiten und schließlich für sie den Begriff TATA — — vielleicht doch eher OPAPA … ist ja doch ziemlich tatterig heutzutage noch so etwas  …

Ach, wieso kann die Kunst nicht schon seit gestern regieren! Geduld, ja, das wird gewußt, ist eine Tugend. Geduld, wie leicht es zu sagen, wie schwer sie zu leben. Aber eines Tages wird die Kunst herrschen, werden nicht nur Meese, Bothe, Unger, sondern alle, alle  für die Kunst marschieren, der Kunst gehorchen, der Kunst dienen, und dann wird die Zukunft so sein, wie sie Meese herbeiredet, so sein, wie Meese die Zukunft klar und deutlich malt, so klar, als wäre sie bereits Wirklichkeit, seine Worte über die Zukunft so klar, als wären seine Worte die Zeitmaschine, mit der bereits jetzt in diese Zukunft … Oh, wie gut, dass es weitere Künstler und Künstlerinnen gibt, die – und das ist einerlei – ob als seine Schülerinnen und Schüler, ob als seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen oder ob gänzlich unabhängig voneinander der Zukunft …

Jonathan Meese - Schule der erzreichsbürgerlichen Kunst