Liberation opera in China

Nun hat ein Original geglaubt herausgefunden zu haben, daß es sich bei dem Bühnenbild zur Befreiungsoper „Fidelio“ um ein Plagiat …

Ein Bühnenbild aber kann niemals ein Plagiat sein.

Ein Bühnenbild kann niemals ein Plagiat sein, weil ein Bühnenbild je nur für eine sehr beschränkte Zeit geschaffen wird. Wenn etwa die Oper in der einen bestimmten Inszenierung in dem einem bestimmten Bühnenbild nicht mehr gegeben wird, wird das Bühnenbild einfach wie kurz entsorgt. Oder verwertet zur Gänze. Oder nur Teile davon wieder verwendet, für das nächste Bühnenbild.

Ein Bühnenbild kann niemals ein Plagiat sein, weil nicht gewußt werden kann, welche Absicht damit verfolgt wird, welche künstlerischen, interpretatorischen Überlegungen angestellt werden, ein Bühnenbild genauso zu gestalten, und nicht anders.

Ein Bühnenbild kann niemals ein Plagiat sein, weil nicht gewußt werden kann, wie es vom Publikum interpretiert werden wird, unabhängig davon, welche Wirkung mit einem bestimmten Bühnenbild in einem bestimmten Stück je erzielt werden will, ob ihm ein Nachbau auf der Bühne nicht mehr Original als ein Original ist, ihm das Original in der Wirklichkeit als Kopie des Nachbaus auf der Bühne erscheint, mehr Wirklichkeit als die Wirklichkeit ist. Wie etwa, um ein Beispiel aus Österreich zu geben, das Bühnenbild, das für „Heldenplatz“ geschaffen wurde. Was für ein Plagiat der tatsächliche Volksgarten mit dem angrenzenden Burgtheater vor dem Burgtheater gegen den Volksgarten mit dem Blick auf das Burgtheater auf der Bühne im Burgtheater …

Im Fall der Bühnenbildtreppe, die für ein Original ein Beleg für ein Plagiat, gleich woran bei der Errichtung dieses Bühnenbildes gedacht wurde, könnte das Publikum einen Hinweis sehen, daß dieser „Fidelio“ in China spielt.

Die Befreiungsoper „Fidelio“ in China …

Die Treppe von Vincent Callebaut in seinem Einkaufszentrum in Ruichang, Provinz Jiangxi, könnte ebenso, wenn es denn eine Vorlage gab, Modell gestanden haben für die Treppe im Bühnenbild …

Es will hier dem gar nicht nachgegangen werden, wer früher mit dem Entwurf einer solchen Treppe, ob Callebaut oder Khoa Vu … Denn dies ist im Zusammenhang mit dem Bühnenbild vollkommen belanglos.

Und wenn diese Befreiungsoper in China in diesem Bühnenbild aufgeführt werden würde, wie viele im Publikum würden meinen, vor sich die Treppe in dem Einkaufszentrum sehen, und augenblicklich wissen, auf der Bühne ist ihr Land, ihr Leben, das nach Befreiung …

Es wird nicht gewußt, ob Aufführungen der Befreiungsoper in diesem Bühnenbild in China geplant sind, aber wenn, dann wäre es äußerst klug, nicht die Treppe von Callebaut wirklichkeitsgetreu auf die Bühne zu bringen, um einer Aufführungsablehnung durch die Machthabenden in China zu entgehen.

Es wird doch gewußt, wie leicht jedweder Zensor zu überlisten ist, nur die Zensorinnen selbst wissen das nicht …

Ein Bühnenbild kann also, um es abschließend einmal noch zu bekräftigen, niemals ein Plagiat sein.

Es gibt lohnendere Aufgaben, vielleicht, als Plagiate dort sehen zu wollen, wo es je keine Plagiate gibt, nur die Inszenierung von Welt.

Etwa die, eine endgültige Antwort darauf zu finden:

Wir sind alle als Originale geboren – wie kommt es, dass so viele von uns als Plagiate sterben?