Nun wurde mit Arik Brauer doch noch ein Festredner gefunden, der wohl ganz den Weltgeschmack der schwarzidentitären Regierung treffend seine Rede zubereitete, ein Künstler, der mit dieser Regierung wohl auch die Kunstauffassung teilt, dieses ihr Streben nach dem „Wahren, Guten und Schönen“.
Arik Brauer, der weiß, was „Unkunst“ ist. Aber auch, was Kunst ist?
Es ist lange her, als in einem Fernsehstudio Friedensreich Hundertwasser von seiner Papierrolle sein Manifest gegen die zeitgenössische Kunst las, und Arik Brauer ihm assistierte, der Fragen stellte, etwa ob denn ein in die Ecke gestellter Besen … friedensreich sprach Hundertwasser auch zu anderen Anlässen gegen zeitgenössische Kunst, und dafür stand ihm gerade in Österreich das von jeher so recht geliebte und recht erprobte und bis zum heutigen Tag recht abgesegnete Vokabular zur Verfügung …
Wie er, Arik Brauer, nun in ihre Mitte gestellt wird, von dem zurzeitigen Bundeskanzler und dem zurzeitigen Vizekanzler … es werden Erinnerungen wach beim von Arik Brauer angesprochenen Heldenplatz, aber nicht an das Jahr ’38, sondern an das Jahr ’88 …
Noch ein Jubiläum, in diesem Jahr 18. Vor 30 Jahren hatte der zurzeitige Vizekanzler seinen Auftritt auf dem Heldenplatzbalkon, er schrie und streckte hoch seinen Arm, um niederzumachen … Es war nicht der Balkon draußen auf dem Heldenplatz, es war die Galerie drinnen im Burgtheater mit dem nachgebauten Heldenplatz, und er, der zurzeitige Vizekanzler, bloß ein Zuschauer, der schon meinte, ein Agierender auf dem Balkon, ein Redner, ein Einpeitscher der Massen …
Aber er und seine Recken mußten bald einsehen, auf seiner Seite steht er allein, er steht vor niemandem. Damals, vor 30 Jahren, an diesem Novemberabend im Burgtheater, gingen wohl viele mit der Zuversicht nach Hause, es ist vorbei.
Es ist vorbei.
Ein letztes Mal, dieses Leidige, ein letztes Mal diese unergiebige Konzentration auf die madigen sieben Jahre des deutschen massenmordreiches in seiner führerschenkenden ostmark …
Nun, dreißig Jahre später.
Nichts ist vorbei.
In dieser Veranstaltung mit Arik Brauer als wohlfeilen Festredner wurde davon gesprochen, es würde in Österreich hier und dort noch Antisemitismus. Wie schnell Reden vergessen werden. Drei Tage zuvor sprach Michael Köhlmeier davon, „Dinge beim Namen zu nennen“. Drei Tage später sprechen die Anführer der schwarzidentitären Regierung von hier und dort noch vorhandenem … Wo ist das Hier und das Dort? Hier und dort kann beispielsweise benannt werden: Un und zensuriert …
Arik Brauer wird für seine Kritik am Mauthausen-Komitee auf der gesinnungsgemäß zensierten Website der identitären Regierungspartei gefeiert, er, Brauer, wird Michael Köhlmeier vorgezogen, Köhlmeier solle bei Brauer sich eine Anleitung holen …
Und die Schreibstaffel von Hier und Dort versteht und schreibt wohlfeile Kommentare, am 08.05.18, beispielsweise einer oder eine, die danach fragt, was denn das Mauthausen-Komitee sei und die fragende Antwort gleich gibt: „Heimliche Juden-SS ?“ … ach, es ist bloß eine Fragenantwort, die muß nicht gelöscht werden, auch nicht drei Tage später, also am 11.05.18. Und 99 Menschen finden das bis zu diesem Tag, 11.05.18, das sind auszuzeichnende Kommentarantworten.
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