Nationalsozialistisch belastet sei so manches Wort, daher hinaus mit diesem Schuft aus der deutschen Sprache, nationalsozialistisch belastet sei so mancher Begriff, daher hinaus mit diesem Schuft aus der deutschen Sprache, aus der deutschen Sprache, die dennoch nicht zur Gänze aufgegeben werden will, auch von jenen, die schreien: Hinaus mit dem Schuft!
Es werde wohl gesagt werden wollen, zwischen sogenannten „ns-belasteten“ Wörtern, zwischen sogenannten „ns-belasteten“ Begriffen und Kunstwerken bestehe ein enormer Unterschied. Die nationalsozialistisch geraubten Kunstwerke seien nicht „ns-belastet“, die nationalsozialistisch geraubten Kunstwerke seien, wie es gerne gesagt wird, über jeden Verdacht erhaben …
Aber stellen Sie sich vor, es hätte sich die Meinung durchgesetzt, die Kunstwerke, die von Nationalsozialstinnen geraubt wurden, müssen für die Nationalsozialisten doch einen rechten Wert gehabt haben, sonst hätten sie diese nicht gestohlen, und daher können diese Kunstwerke fortan für keinen Menschen mehr einen Wert haben. Wie viele Kunstwerke wären dann der Zerstörung anheimgegeben worden, ebenso zur Auslöschung verurteilt worden, die für sogenannte „ns-belastete“ Wörter und Begriffe gefordert wird. Eine massenhafte Zerstörung wäre die Folge gewesen. Oder, wenn nicht zerstört, so doch beispielsweise übermalt, in dem Sinne, wie gefordert wird, nationalsozialistisch doch nur geraubte Wörter und Begriffe umzudeuten, und erst, wenn eine Umdeutung nicht zu gelingen scheint, diese aus der Sprache zu eliminieren. Wie würde sich nach einer Umdeutung etwa „Damenbildnis mit goldenem Hintergrund“ heute präsentieren? Vielleicht so? Ein Versuch.

Der Zerstörung, der Auslöschung wäre, um ein gerade in Österreich gar angebetetes Kunstwerk als konkretes Beispiel zu nennen, auch die „Goldene Adele“ zum Opfer gefallen. „Goldene Adele“, die zuerst geraubt wurde, und dann von der „Österreichischen Galerie Belvedere“ unter dem NSDAP-Mitglied Bruno Grimschitz angekauft wurde, wie den „Neuerwerbungen der Österreichischen Galerie – 1941“ zu entnehmen ist, erschienen vor achtzig Jahren. „Goldene Adele“ aber wurde nicht zerstört, dieses Bild von Gustav Klimt wurde nicht ausgelöscht, sondern hochgeschrieben zur „Ikone österreichischer Identität“ …
Aber die „Goldene Adele“ wurde im Jahr 2006 restituiert.
Gustav Klimt und seine Werke waren dem Nationalsozialismus teuer und wert, so wertvoll, daß ihn 1943 das nationalsozialistische Wien mit einer Retrospektive feierte, auf Betreiben von Baldur von Schirach, der im Nürnberger Prozeß einer der angeklagten Hauptkriegsverbrecher war und zu zwanzig Jahren Haft verurteilt wurde.
The last true retrospective of Gustav Klimt’s art was held in Vienna, in 1943, at the instigation of Baldur von Schirach, the city’s Nazi ruler and former head of the Hitler Youth. This article examines the political motivations of the exhibit – virtually ignored in the Klimt literature – and explores how Klimt’s art was displayed and interpreted to accord with Nazi aesthetics and von Schirach’s aim to elevate the cultural cache of Vienna, despite Adolf Hitler’s hatred for the city. It proposes the exhibition as an attempt to erase the collective memory of fin-de-sie’cle Vienna. © The Author 2016. Published by Oxford University Press; all rights reserved.
So könnte gesagt werden, Gustav Klimt und seine Kunstwerke seien „ns-belastet“, seine Werke sind ebenso zu zerstören, auszulöschen wie „ns-belasteten“ Wörter und Begriffe. Gustav Klimt selber aber starb bereits 1918. Er schuf seine Werke lange vor dem Nationalsozialismus, genauso wie Wörter und Begriffe lange vor dem Nationalsozialismus geschaffen wurden.

Etwas aber wurde ausgelöscht, von einer Sache will im Zusammenhang mit Gustav Klimt und seinen Werken, obgleich es über ihn eine umfangreiche Literatur gibt, nicht gerne gesprochen, geschrieben werden, besonders in Österreich, daß er auch für die Nationalsozialisten ebenso bedeutend war, sonst hätten Nationalsozialistinnen ihm wohl nicht noch 1943, inmitten dieses grausamen Krieges, inmitten der grausamsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit, eine Retrospektive …

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