Opportunitätskosten des Opportunismus

Wegen der steigenden Armut sei hier Missbrauch moralisch verwerflich und unsolidarisch, erklärte Nehammer, und: Der Staat sei „kein Selbstbedienungsladen, und Sozialbetrug ist kein Kavaliersdelikt“.

Jährlich entgehen den EU-Staaten laut EU-Kommission 130 Milliarden Euro an Steuereinnahmen durch Steuerflucht, Steuerhinterziehung und Steueroptimierung. Allein für Österreich beläuft sich der Entgang auf 9 bis 13 Prozent der Körperschaftssteuer; gut eine Milliarde Euro.

Allein also der jährliche Entgang durch Steuerflucht, Steuerhinterziehung und Steueroptimierung bei der Körperschaftssteuer von einer Milliarde Euro …

Eine Prozentrechenaufgabe für Karl Nehammer: Wieviel Prozent sind 20,1 Millionen Euro von 1 Milliarde Euro?

Es braucht mehr Wirtschaftsbildung, insbesondere zum Prinzip der Opportunitätskosten. Wenn ich mein Erspartes zu 2% Zinsen anlege, während ich bei selbem Risiko woanders bis zu 5% kriegen könnte, mache ich nicht 2% Gewinn, sondern 3% Verlust. Analoges gilt halt auch für Firmen.

Diese Rechnung stellt Ulrich Berger auf der Plattform des Unternehmens Twitter an. Am 17. April 2021. Ein Wirtschaftswissenschaftler aus Steyr.

Nach dieser Rechnung von dem „Wirtschaftsforscher“ aus Steyr, die Armin Thurnher eine „Milchbubenrechnung“ nennt,

Weil in der Pandemie immer mehr Menschen in Not geraten, gelte es bei Missbrauch nun noch genauer hinzusehen. Die Erfahrung zeige: Je mehr kontrolliert werde, desto mehr Anzeigen hagle es auch, deswegen will der Innenminister nun etwa auch auf Bezirksebene und in Zusammenarbeit mit den Pensionsversicherungen die Kontrollen intensivieren.

darf analog gerechnet werden: Wenn ich, also Karl Nehammer, die Kontrollen intensiviere, und dabei rund 20 Millionen heraushole, während ich bei selber Klientel allein eine gute Milliarde Körperschaftssteuer liegenlasse, von einer Milliarde also nur zwei Prozent herausbekomme, beschere ich, Karl Nehammer, dem Staat Österreich einen Verlust von 98 Prozent.

Wie recht doch der Wirtschaftsforscher aus Steyr hat, es braucht mehr Wirtschaftsbildung. Und weniger von dieser „Moral“, von der Karl Nehammer recht ergriffen ist, und noch weniger von dieser „unsolidarischen“ Haltung, die Karl Nehammer … Wie recht doch Karl Nehammer hat, seine Klientel zu ermahnen, daß der Staat „kein Selbstbedienungsladen“ ist, Delikte von Kavalieren keine „Kavaliersdelikte“ sind … …

Eine Nebengeschichte soll nicht verschwiegen werden. Zu passend erscheint diese zu den „Opportunitätskosten“, von denen Ulrich Berger schreibt.

Im Zusammenhang mit der „Milchbubenrechnung“ von dem Mann aus Steyr berichtet Armin Thurnher, wie in der Ausgabe der Wochenzeitung „Falter“ vom 21. April 2021 zu lesen ist:

Arbeitsminister Martin Kocher, ein zertifizierter Ökonom, stimmte per Like zu.

Martin Kocher stimmte also Ulrich Berger zu. Inzwischen hat Martin Kocher sein „Gefällt“ zurückgenommen. Jedenfalls ist sein „Gefällt“ in der Liste nicht mehr angeführt. Hingegen hat beispielsweise Susanne Leiter, Pressesprecherin von Beate Meinl-Reisinger, Neos-Vorsitzende und Klubobfrau, ihr „Gefällt“ nicht zurückgezogen, wie der „Gefällt“-Liste am 23. April 2021 zu entnehmen ist; in ihrer Weltanschauungsrechnung werden keine opportunistischen Kosten zum Abzug gebracht …

Wie recht doch Ulrich Berger hat, um noch einmal auf die Wichtigkeit der Bildung zu sprechen zu kommen, denn es kann nicht oft genug davon gesprochen werden, wie viel an Bildung noch gebraucht wird, nicht allein an „Wirtschaftsbildung“, sondern generell, um es einfach wie kurz zu sagen, an sogenannter, um ein heutzutage gar beliebtes Eigenschaftswort zu verwenden, ganzheitlicher Bildung.

Der Mann aus Steyr macht in seiner „Milchbubenrechnung“ auch diesen beliebten Rechtschreibfehler, also zwischen der Zahl und dem Prozentzeichen keinen Leerraum zu setzen, in einem Text überhaupt das Prozentzeichen zu verwenden, während es doch angebracht ist, in einem Fließtext es auszuschreiben, also zwei Prozent, fünf Prozent, achtundneunzig Prozent …

Rechtschreibfehler sind auch ein Merkmal für fehlende ganzheitliche

Allerletzt noch dies:

Die vom Mann aus Steyr angesprochenen „Opportunitätskosten“ laden zu einem Kalauer ein, zwingen regelrecht zu einem einfachen wie kurzen:

Es ist die Opportunität des Opportunismus, die dem Staat die ihn ruinierenden Kosten bescheren.