Es mag in anderen Ländern Menschen geben, die sich darüber wundern, wenn wer in die eigene Biographie nicht alles aufnimmt, etwas wegläßt, worauf in anderen Ländern Menschen stolz wären, es in ihren Biographien zu verzeichnen, etwa Preise, die sie bekommen haben.
In Österreich hingegen ist es Tradition, das wegzulassen, was —
In Österreich wundert es nicht, in Österreich wunderte es, täte es wer nicht, und das nicht erst seit dem Mann, der diese Tradition vor 38 Jahren nicht begründete, bloß bekräftigte.
Eine Preisträgerin gab ihrem Buch den Titel „Wie eine Feder im Wind“ —
Was für eine Vorgabe eines ersten Verses und zugleich Titel für die Auslobung eines Wettbewerbes für eine gänzlich neuen Bundeshymne Österreichs, nachdem doch nach wie vor viele mit der gegenwärtigen hadern, freilich aus absonderlichen und also recht alten …
Es wird in Österreich nun welche geben, die sich grämen, daß Marlen Schachinger ihren ihr verliehenen Preis nicht mehr für würdig befindet, diesen ihren in ihrer Liste ihrer „Literaturpreise“, Stipendien …“ zu führen, wie am 12. April 2023 auf ihrer Website zu lesen ist.

Es mag ihnen aber Trost sein, daß sie damit in Österreich weitergibt die Asche der Tradition, oder heißt es: das Feuer —
Marlen Schachinger wurde im Dezember 1970 frühzeitig und während eines Schneesturms im Innviertel geboren; wohlgemerkt: der österreichischen Variante desselbigen, und wie alles kommt auch so ein Schneesturm hierzulande ein bisschen gemütlicher, ein bisserl lahmer daher als anderswo.
Dabei, ach, dabei gibt es in Österreich doch keinen rechten Grund, einen Preis zu verschweigen, wird doch, auch über diesen Preis recht anerkennend geschrieben, beispielsweise von der „Kleinen Zeitung“, die berichtspflichtgemäß sachlich den Namen der Preisträgerin bekanntgibt, nach deren Titel eine neue Hymne gedichtet werden könnte —
Seit 1988 wird der „Ernst und Rosa von Dombrowski-Stiftungspreis“, dotiert mit 5000 Euro, an bildende Künstler, Schriftsteller und Komponisten vergeben – in Erinnerung an den österreichischen Autor, Holzschneider und Illustrator (1896-1985) und dessen Frau. Heuer geht er an […]

Es werden sich, wenn das ginge, und in einem katholischen Land geht das, auch Rosa und Ernst Dombrowski grämen, daß Marlen Schachinger ihrer nun nicht mehr erinnern will, aber auch ihnen mag Trost sein, ihren Gram mit ihren Kuratoriumsmitgliedern und mit dem innkreisigen Ort teilen zu können, daß sie nur irgendwo im „Innviertel“ geboren sein will, und nicht in dem Ort der Vorsehung …
Und ihnen allen in ihrem Gram noch ein weiterer Trost, daß eine Tageszeitung aus dem Lande der Dichtungsverehrung die Erinnerung an ihren Meister so recht gut weitergibt …
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