Bringt man ein „Jahrbuch für christliche Literatur und Geistesgeschichte“ auf den Weg, geschieht dies im Gegensatz zu den aktuellen Trends und Tendenzen. Christliche Literatur erlebte nach den geistigen und seelischen Verheerungen des Totalirismus[.] Nehmen wir etwa das Werk von Reinhold Schneider, dem ein Schwerpunkt in der ersten Ausgabe unseres Jahrbuchs gewidmet ist. Mit seinem Erzähltext Las Casas vor Karl V. wie auch mit vielen Gedichten und Essays hatte Schneider literarischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet.
Dies ist aus dem Vorwort im ersten Band, geschrieben von Michael Rieger, einem der Herausgeber von diesem „Lepanto-Almanach“. Und er, Rieger, schreibt in seinem Vorwort weiter:
Aber Reinhold Schneider ist nur ein Beispiel für viele weitere Schriftsteller und Denker, von denen hier zu handeln ist. Und er ist eher noch einer der bekannteren. In diesem Sinn muß und will unser Jahrbuch Erinnerungsarbeit leisten, doch kann es dabei nicht stehenbleiben. Vielmehr geht es beim Aufschlagen verblaßter Schriften um eine Wiederaneignung des fast Verlorenen, um ein Steigen und Eintauchen in den Strom der Überlieferung. Denn ohne Geschichte und ohne Tradition wären wir, mit Schneider zu sprechen, nur „Flugsand“. Flugsand im Wind …
Das Vorwort im zweiten Band schreibt Christoph Fackelmann, ebenfalls ein Herausgeber dieses Almanach „Lepanto“. Ein Vorwort, das sich in seiner Botschaft, in seiner gesinnungsgemäßen Verortung erst ganz erschließt im Wissen
So wollen wir die kleineren und größeren Texte dieses Almanachs nicht zuletzt als Anregungen zu jenem zeitgemäß unzeitgemäßen „Bildungswerk“ verstanden wissen, das uns insgesamt vorschwebt.

Till Kinzel, der dritter Herausgeber im Bunde von Michael Rieger, Christoph Fackelmann, schreibt das Vorwort im dritten Band
Der Brustton der Überzeugung verdeckt oft nur die immense Leere und Substanzlosigkeit, die sich bis in diejenigen Institutionen ausgebreitet hat, welche eigentlich die Hüter der Überlieferung und damit der stets neu anzufachenden Glut sein sollten, aus der heraus das Abendland lebt und an der es sich erwärmen kann. So darf auch diese Ausgabe des Lepanto-Almanachs wieder den Blick auf manches vernachlässigte Gute — und Gut — der Tradition lenken.
Das vorliegende Jahrbuch hat darüber hinaus zwei Schwerpunkte, die einer Vertiefung der Auseinandersetzung gewidmet sind. Das Thema nimmt den Faden der Beschäftigung mit Reinhold Schneider wieder auf, verbindet ihn aber diesmal mit der bildenden Kunst und plädiert zugleich für eine neue Würdigung der Inneren Emigration und des christlichen Widerstandes.
Die Anknüpfung an christliche Literatur gewinnt auch da eine höchst aktuelle Bedeutung, wo es darum geht, sich mit dem sogenannten Transhumanismus auseinanderzusetzen. Denn diese Ideologie bringt ein völlig neues Menschenbild ins Spiel, das aber z. B. schon, wie Ulrich Kriehn zeigt, von Autoren wie C. S. Lewis kritisch analysiert wurde — und nicht zuletzt in den phantastischen Romanen, die wie Die böse Macht eine Tyrannis der Wissenschaftler und Technokraten aufs Korn nehmen. Die Literaturgeschichte geht auch in der Gegenwart weiter — davon zeugt nicht zuletzt das Werk von Lyrikern, die sich in immer neuer Form dem Anspruch aussetzen, Wirklichkeitswahrnehmungen Form zu geben, die sich anderen Menschen vermitteln läßt und neue Zugänge zu einer Welt erlaubt, die nicht im Wissenschaftlichen und bloß Faktischen aufgeht. Herausragendes Beispiel ist das lyrische Werk des Dichters und Dissidenten Ulrich Schacht […]
Im Jahr seines Todes hat Ulrich Schacht sein letztes Herausragendes geleistet, mit seiner Unterzeichnung der „Erklärung 2018“,
auch Till Kinzel gehört mit seiner Unterzeichnung dieser Erklärung zu den ersten —

Vielleicht — sind doch, wie gebetet wird, „die Wege des Herrn unergründlich“ — hat ein österreichischer Gebirsjäger sein Zitat von Nicolás Gómez Dávila bei Till Kinzel gefunden, über den er, Kinzel, auch im Lepanto-Almanach …
Unterschrieben hat diese Erklärung sofort auch ein Karlheinz Weißmann, der zur Lektüre der idealisierten Jugend des zurzeitigen Führers einer Parlamentspartei gehört, den sie, kurz ist es her, in einem Video empfiehlt,
in einem Video, das ihr Imam als „großartig“ …
Es ist das von diesem Lepanto-Almanach Eingebrachte aufzugreifen: die „Erinnerungsarbeit“, die „Umschau“, der „Widerstand gegen den Nationalsozialismus“, jedoch nicht in bezug auf die Vergangenheit, sondern die Erinnerungsarbeit in der Gegenwart, die Umschau in der Gegenwart, der Widerstand — „Heimattreue Netzwerke im tiefbraunen Sumpf“, das bringt die Umschau in der Gegenwart zutage, wenn allein schon der Verleger des Lepanto-Almanachs genannt wird: Hans Ulrich Kopp …

Wie gut, von diesen Herausgebern des Lepanto-Almanachs es beherzigt zu haben, Umschau zu halten, Erinnerungsarbeit der Gegenwart zu leisten, und ihr Geschreibe vom „Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ als das einzureihen, als das es einzureihen ist, ein Feigenblatt —

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