Vaterländische Front, Guido Zernatto: „Die Zigeunerfrage; allen, die an Oesterreich glauben, monumentale Bilder bäuerlichen Lebens. Frische, würzige Almluft weht uns aus ihnen entgegen“

Besonders zahlreich sind in diesem Lande die Zigeuner, die etwa 6.000 bis 7.000 Köpfe zählen und sich ungemein stark vermehren. In der letzten Zeit bildete die Zigeunerfrage im Burgenland ein ernstes Problem, denn es war so weit, dass dieses sonderbare, jeder beständigen Arbeit abgeneigte Volk in einzelnen Gemeinden an die Majorität kam und den Bauern durch die Armenlasten, Diebstähle und nicht zuletzt durch die Gebärfreudigkeit ihrer Mädchen und Frauen und die daraus entstehenden Alimentationslasten ernste Existenzsorgen bereiteten.

„In diesem Buch wird der Versuch unternommen, die Ereignisse in Oesterreich objektiv darzustellen.“ Schreibt Guido Zernatto in seiner „Die Wahrheit über Österreich“, die 1938 veröffentlicht, ist zu lesen am 26. November 2023 auf „Projekt Gutenberg-DE“. Und wieder.

Und wieder in den biographischen Angaben der Verantwortlichen dieses Projektes Gutenberg-DE die Weglassungen, für wen Guido Zernatto als „Politiker“ tätig war … „Bundesminister im Bundeskanzleramt, Staatssekretär für Angelegenheiten des Bundeskanzleramts im Bundeskanzleramt, Generalsekretär der Vaterländischen Front, 1936 bis 1938.

Für den Staat der Ständischen,

den Nachfolgenden von Dollfuß,

der auch bald neun Jahrzehnte später noch seine Verehrungsgemeinde um sein Grab zu versammeln weiß, war er also „Politiker“,

„ein österreichischer Bauerndichter, der „Kärntner Guido Zernatto hat in der Lyrik einen neuen Ton gefunden, seine Dichtungen haben etwas Bodenständiges, Naturnahes, das auf den Leser beglückend wirkt. Chronikhaft schlicht, sind sie doch Kunst im höchsten Sinne des Wortes – monumentale Bilder bäuerlichen Lebens. Frische, würzige Almluft weht uns aus ihnen entgegen“. Derart wird er öffentlich am 9. Oktober 1934 im „Neuen Wiener Journal“ gelobt …

Aber um seine Lyrik soll es nicht gehen, manches von seiner „Wahrheit über Österreich“, manches von seinen „objektiven“ Darstellungen kann vielleicht in einem weiteren Kapitel … in diesem bloß seine Objektivität, seine Wahrheit über

die Zigeuner, die etwa 6.000 bis 7.000 Köpfe zählen und sich ungemein stark vermehren. In der letzten Zeit bildete die Zigeunerfrage im Burgenland ein ernstes Problem, denn es war so weit, dass dieses sonderbare, jeder beständigen Arbeit abgeneigte Volk in einzelnen Gemeinden an die Majorität kam und den Bauern durch die Armenlasten, Diebstähle und nicht zuletzt durch die Gebärfreudigkeit ihrer Mädchen und Frauen und die daraus entstehenden Alimentationslasten ernste Existenzsorgen bereiteten.

„Die Zigeunerfrage“ …

Dem Mann im Burgenland mit seiner „Denkschrift Die Zigeunerfrage“ wird es wohl gedauert haben, daß Guido Zernatto,

der um die „Zigeunerfrage“ ebenso wie er selbst die Wahrheit objektiv schreibt,

um die „Gefahr„, nun so fern, noch in der Emigration um ein „ernstes Problem“

in seinem verlassenen Land sich sorgt, statt mit ihm …

Willst Du, Deutscher,
Totengräber des nordi-
schen Blutes im Burgen-
lande werden, so über-
sehe nur die Gefahr, die
ihm die Zigeuner sind !

Denkschrift des Landes-
hauptmannes vom Burgen-
land, im August 1938

„Allen, die an Oesterreich glauben“, so steht es in der lyrischen Widmung des Guido Zernatto in seiner „Wahrheit über Österreich“; wie schön zu lesen, daß er auch fünfundachtzig Jahre später noch Nachfolger findet, Nachfolgerinnen, die ihm mit einem einfachen wie kurzen vers’schen Imperativ echoen: „Glaub an Österreich“ —