„Erbe Österreich“ – Ohne Hohenlohe Carl Theodor Körners unverborgene Plätze

Wenn Karl Hohenlohe nicht als Opernkammerlkommentator beschäftigt wird, dann führt er in „Wiens verborgene Palais“, im „Lothringer“ kann er dabei nicht auf ein oder zwei, drei Bier einkehren, aber erzählen, wer im „Lothringer“ verkehrte: Theodor Körner

Karl Hohenlohe weiß überhaupt recht viel zu erzählen, auch von der unverborgenen „Pracht am Ring“, etwa von dem müllnerischen Wehrmann, mit dem, so Hohenlohe, „man nicht nur etwas Gutes getan, auch so seine patriotische Gesinnung“ …

Bei so viel Ausgedrucktem kann es menschgemäß nicht bei sich behalten werden, auch einmal von Carl Theodor Körner zu erzählen, der allenthalben im „Lothringer“ auf ein, zwei oder drei Bier einkehrte …

Theodor Körner, „Hoftheaterdichter anspruchsloser Unterhaltungsstücke und Trauerspiele sowie patriotischer Sänger, mit seinem Tod auferstanden zur patriotischen Identifikationsfigur“ für seine Unterhaltungswiedergesangsschaft der Gegenwart

Unverborgen die Büste von Carl Theodor Körner in Döbling, seit bald einhundertzwanzig Jahren, an „der Front des Frauenklosters – Klosterkirche am Provinzhaus der Schwestern vom armen Kinde Jesu“ — solch ein begnadet patriotischer Sänger gehört allemal „zur heiligen Familie“ … Für die Gemeinde soher eine Selbstverständlichkeit, ein Drittel der Körnerbüstekosten zu übernehmen: „2000 K“.

Unverborgen der Park in Untermeidling, „benannt (22. Oktober 1938 Bürgermeister) nach dem Freiheitsdichter Theodor Körner.“

Im Park befindet sich neben einer Theodor Körner gewidmeten Eiche ein dazugehöriger Gedenkstein mit Inschrift und ein kleines Kriegerdenkmal, das Gefallenen des Ersten Weltkriegs gedenkt, die Mitglieder eines nach Körner benannten Schulvereins bzw. des Fechtverbandes „Körnerbund“ waren.

Nur Eichen können singers of the patriotic recht sein, und auch Theodor Körner, dem oaks so manche Strophe bewaldete.

Schon bei der Grablegung wurde die Eiche als starker, erwachsener Baum gezeichnet. Von den „Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin“ wird berichtet: Die Eiche am Grab der Familie Körner ist noch die Originaleiche von 1813. Am 27. August 1813 wurde Theodor Körner unter dieser Eiche, nach seiner tödlichen Verwundung einen Tag vorher, unter großer Anteilnahme seiner Lützower Kameraden beigesetzt. Die Begräbnisstätte befand sich zu dieser Zeit auf freiem Feld, abseits der Straße. Auf diesem Feld standen zwei einsame Eichen. Unter der größeren – eine Doppeleiche – wurde der Dichter Theodor Körner begraben.

Seit 1965 wird hier auch dem Schicksal derer gedacht, die am Ende des 2. Weltkrieges in dem Konzentrationslager nahe Wöbbelin zu Tode kamen. Auf dem Gelände, wo Theodor Körner zu Grabe gebettet wurde, sind auch etwa hundertsechzig von den mehr als eintausend Toten des KZ-Auffanglagers bei Wöbbelin begraben

Bürgermeister der Gemeinde Wien zu dieser Zeit, als der Park nach Carl Theodor Körner benannt wurde, war Hermann Neubacher, und es lohnt stets, einen Blick in die Enzyklopädie der Patriotischen zu werfen, um beispielsweise zu erfahren, daß

1958 Hermann Neubacher als Obmann der patriotischen Parlamentspartei, die allenthalben für kurz Regierungspartei, im Gespräch gewesen sei, geworden ist es dann ein patriotischer Gesinnungskamerad mit anderem Namen,

zu erfahren, daß er nur, ach nur deshalb von der Diktatur des Kurt Schuschnigg in ein „österreichisches KZ deport“ worden sei, weil er 1933 in die NSDAP eingetreten sei, so, als ob es dazwischen keinen patriotischen Putsch mit Mord gegeben hätte,

zu erfahren, daß es für ihn ab 1956 in Österreich steil aufwärts ging — „Industrieberater tätig. Er wurde als Generaldirektor in die Wienerberger Ziegel-AG berufen. Seine Welterfahrenheit als Kaufmann und Diplomat kam bei der Gründung der Fluggesellschaft „Austrian Airlines“ (AUA) zustatten.“ –,

zu erfahren, daß er ein Buch schrieb: „Die Festung der Löwen“ … „Festung“, weiter und wieder verstärkt ein Gesinnungssehnsuchtsbau der Patriotischen der Gegenwart

Was von der patriotischen Enzyklopädie allerdings nicht zu erfahren ist, dafür von der freien Enzyklopädie, ist das Glück des Hermann Neubacher, bald schon kam er unter Schuschnigg wieder frei und auch nach 1945 mußte er nicht die ganzen zwanzig Jahre Haft in den Bau …

Als österreichische Nationalsozialisten mit dem Juliputsch vom 25. Juli 1934 den Versuch unternahmen, den austrofaschistischen Ständestaat zu beseitigen und dabei Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ermordeten, tauchte die Partei unter; in dieser Phase der Illegalität übernahm zeitweilig Neubacher die Parteiführung in Österreich, wurde aber im Juni 1935 zusammen mit seinem innerparteilichen Widersacher Josef Leopold verhaftet. Beide wurden aufgrund des Juliabkommens von 1936 amnestiert, Neubacher war fortan „für die reichsdeutschen IG-Farben als Balkanexperte (unter Einschluss Österreichs) tätig.“[1] Einen Tag nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938 löste Neubacher Richard Schmitz als Bürgermeister Wiens ab; […] Vom 24. August 1943 bis Kriegsende war Neubacher Sonderbevollmächtigter des Auswärtigen Amtes für den Südosten und dem Militärbefehlshaber Südost in Serbien gleichgestellt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er in Jugoslawien im Jahr 1951 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, jedoch bereits nach wenigen Monaten schwer krank entlassen. Von 1954 bis 1956 war er von der Regierung des Kaiserreichs Äthiopien als Berater und Verwaltungskommissar der Hauptstadt Addis Abeba eingesetzt. In dieser Zeit verfasste er ein Buch über Äthiopien, kehrte dann nach Österreich zurück und war vor allem als Bauunternehmer in Salzburg tätig.

Karl Hohenlohe im Kammerl der Staatsoper hat nicht eine Oper zu kommentieren, sondern zur Staatsoperette zu plaudern, aber mit seinem Wissen über Carl Theodor Körner empfiehlt er sich, wenn eines Tages, stellen Sie sich vor, wenn eines Tages die patriotische Volkskanzl in Österreich errichtet und ihr zum Stolze und zur Ehre ergeben „Theodor Körner“ gegeben wird, als Volkskunstbetrachter die Darbietung der „Grossen vaterländischen Oper in 5 Akten und einem Vorspiel: Des Königs Aufruf“ —

Oh, was für eine Zeit
gar,
welch‘ Zeit
des Vaterländischen
wird es dann wieder
einmal gewesen sein —
kurz
aber groß im Abräumen