„Wir haben ja auch keine Visionen und dazu eine Regierung“

Hannes Androsch hätte sagen müssen: „Wir haben ja auch keine Visionen und dazu eine Regierung.“ Stattdessen sagt Hannes Androsch in der platten Verschaukelungsart, auf die in Österreich vor allem die Freiheitlichen das Monopol beanspruchen: „Wir haben ja auch eine Berufspolizei und keine Bürgerwehr.“ Das aber nur nebenher. Wesentlicher ist, was Hannes Androsch noch sagt:

Nach dem Ende des Kalten Krieges haben sich die Bedrohungen grundlegend und in vielfältiger Weise geändert. Deren Szenario reicht von Terrorismus und organisierter internationaler Kriminalität bis hin zu Massenvernichtungswaffen, Cyberattacken, der Gefährdung der Sicherung der Versorgung von Rohstoffen und Energie bis hin zu oft von kriminellen Banden gesteuerten unerlaubten Einwanderungen. Damit gehen neue Anforderungen an die Sicherheitspolitik einher, denen auch unser Heer in einem europäischen Verbund zunehmend Rechnung tragen muss. Diese Anforderungen erfordern ein schlankes Bundesheer […]

Es wurde zwar bereits in Steuergeldabgabentisch der Rüstungsindustrie das Werben von Hannes Androsch für ein Berufsheer auch mit dem „Flüchtingsproblem“ angeschnitten, aber es muß noch deutlicher der unverantwortliche Aberwitz und die Unverschämtheit eines sozialdemokratischen Industriellen angesprochen werden, erstens Einwanderung in einem Satz mit Kriminalität, Terrorismus und Massenvernichtungswafffen zu nennen, zweitens Flüchtlinge zu Bedrohenden und drittens Flüchtlinge zur Rechtfertigung eines Militärs gleich mit welchem organisatorischen System auch immer zu mißbrauchen …

Stimmzettel Volksbefragung 20-1-2013Denn, und das wird Hannes Androsch nicht leugnen können, es zu wissen, die Bedrohung durch das Militär zwingt erst die Menschen zur Flucht, nicht die Flüchtlinge sind also das Problem, das Problem sind die militärisch ausgetragenen Konflikte. Muß denn immer wieder daran erinnert werden, was in Österreich nur zu genau gewußt werden muß, der Anlaß für die Flucht seit über einem halben Jahrhundert nach Österreich: aus Ungarn, aus der damals sich noch nennenden Tschechoslowakei, aus Ex-Jugoslawien, aus Tschetschenien, aus Afghanistan, aus … Und muß denn immer daran erinnert werden, wie wenige von den Millionen Flüchtlingen nach Österreich und in die Europäische Union kommen, wo die meisten Menschen tatsächlich Zuflucht finden? In den Nachbarländern, die selbst zu den ärmsten Ländern zählen, beispielsweise auf dem Kontinent Afrika. Und ist es nicht bezeichnend und alles aussagend, daß die UNHCR in ihrer Antwort auf die Frage, wer ein Flüchtling sei, an erster Stelle den Krieg nennt?

Menschen verlassen ihre Heimat aus unterschiedlichsten Gründen: Krieg, Verfolgung, Naturkatastrophen oder auch der Wunsch nach einem besseren Leben veranlassen Menschen dazu, Zuflucht in einem anderen Land zu suchen.

Und sind Menschen nach ihrer Flucht aufgrund militärisch ausgetragener Konflikte vor dem Militär sicher? Nein, wie das aktuelle Beispiel Syrien …

Erst an vierter Stelle steht in dem oben angeführten Zitat, der Wunsch nach einem besseren Leben … Aber das ist eine harmlose Formulierung, denn es geht zu oft um Flucht vor dem Verhungern -, wobei wieder das Militär die grausame europäische Wirklichkeit zu festigen hat -, ein Zitat von Jean Ziegler:

Die Todsünde sind die Exportsubventionen. Auf jedem afrikanischen Markt können Sie Gemüse, Früchte oder Geflügel aus der EU kaufen, zur Hälfte oder zu einem Drittel des Inlandspreises. Ein paar Kilometer weiter steht der afrikanische Bauer, rackert sich ab und hat nicht die geringste Chance auf ein Existenzminimum. Die Scheinheiligkeit der Kommissare in Brüssel ist abgrundtief. Sie produzieren den Hunger in Afrika, und wenn dann ein paar Hungerflüchtlinge an die Grenze Europas kommen, werden sie mit militärischen Mitteln zurückgeworfen.

Und weil morgen der Tag der Geschenke ist, sollte sich jemand finden, der Hannes Androsch, diesem Experten für geänderte Bedrohungen seit dem Ende des Kalten Krieges (in dem viele Kriege eiskalt zum Wohle der Rüstungsindustrie geführt wurden, vor allem innerstaatliche), beispielsweise den Essay „Gezielte Tötung“ von Armin Krishnan unter seinen sozialdemokratischen Industriebaum legt, in dem es auch um die zukünftige und also weitere Bedrohung durch das Militär geht, auch um das Bedrohungspotential des Militärs für die Menschen in Europa.

Die Kriege der Zukunft finden bereits heute und im Geheimen statt. Ihre Strategie stützt sich auf Drohnen, Nanobewaffnung und gezielte Tötungen. Diese Individualisierung des Krieges wirft dabei völlig neue ethische und politische Fragen auf, denen sich Krishnan in diesem militärstrategischen und philosophischen Essay unerschrocken stellt. Er diskutiert die Gründe der zunehmenden Individualisierung, ihre militärische und politische Nützlichkeit, aber auch ihre ethische Fragwürdigkeit: Brauchen wir eine neue Genfer Konvention?

Das war menschgemäß keine wirkliche Empfehlung für ein noch mögliches Geschenk für Hannes Androsch, sondern für Sie, die am 20. Jänner 2013 im Demokratiespiel dieser rotschwarzen Regierung mitspielen sollen dürfen, also im Sinne der rotschwarzen Regierung funktionieren sollen müssen … Und Hannes Androsch, einem so Informierten, der derart, trotz aller Informationen, über Flüchtlinge spricht,  braucht nichts mehr geschenkt zu werden … Auch kein Buch von Jean Ziegler, beispielsweise „Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt“. Er wird sicher auch wissen, daß beim Assistenzeinsatz des Bundesheeres an der Grenze nicht die Flüchtlinge, sondern das Bundesheer für sich ein Problem

PS Übrigens, Hannes Androsch nennt die „Volksbefragung“ am 20. Jänner 2013 selbst einen „Unfug“ … Aber Hannes Androsch engagiert sich zugleich – sogar und selbstverständlich nur als Vorsitzender des Personenkomitees „Unser Herr – Pro Berufsheer“, das zum Mitmachen aufruft – für diese „Volksbefragung“, also für einen „Unfug“ … Wen und vor allem für wen will Hannes Androsch mit seinem Engagement für einen Unfug frotzeln, ein nützlicher Unfuger sein?

Er glaube, dass sich die Bevölkerung „gefrotzelt fühlt“, wenn sie in einer derart komplexen Materie durch eine „herausgegriffene, willkürliche Frage“ entscheiden soll, sagte Androsch.

Vielleicht ist es einfach viel platter, und es geht schlicht um das Einsammeln von Titeln, einmal einen Vorsitzenden, dann wieder mal einen Präsidenten einer Bildungsinitiative …