Ist es nicht Aufgabe jedes Gemeinwesens, eines jeden Staates, das Leben zu schützen, ganz gleich, auf welcher weltanschaulichen Grundlage dieser Staat ruht? Wenn dieses Gebot auch immer wieder gebrochen wird. Der Mensch kann nicht über das Leben verfügen. Unser Nein bedient sich daher gar nicht ausschließlich religiöser, sondern vor allem auch menschlicher, medizinischer und wissenschaftlicher Argumente. Eine Gesellschaft, die wirtschaftliche und soziale und menschliche Konflikte mit der Tötung Lebens zu lösen vermag, verdient nicht, eine soziale und humane Gesellschaft genannt zu werden.
Für eine überwältigende Mehrheit der Menschen in der Europäischen Union, über alle Parteigrenzen hinweg, ist für die Bekämpfung des Klimawandels und leisten dafür auch einen persönlichen Beitrag.
Es muß sich ein Weg finden lassen, der das prinzipielle Recht auf Leben schützt. Und vor allem muß die Gesellschaft, die so stolz auf ihre Errungenschaften ist, sich veranlaßt sehen, jedes Leben so anzunehmen, daß ihm ein würdiges Leben gesichert ist.
Wir mahnen, wir legen Argumente vor, wir protestieren. Leben zu schützen, einen anderen Ausweg als klimaschädliches Produzieren, als erdzerstörendes Gewinnmaximieren zu suchen, darf in diesem Land nicht als eine Marotte abgetan werden. In dieser ernsten Stunde wollen wir bezeugen, daß die Menschen sich ihr Mitspracherecht nicht rauben lassen, denn es ist auch unsere Erde. Sie werden verstehen, daß ich wie selten noch besorgt bin und auf die Entscheidung der Abgeordneten im Parlament warte. Es geht mehr als um Wachstum und Gewinne, es geht um die Zukunft des Lebens auf dieser unserer Erde.
Diese Rede hat der Kardinal nie gehalten. Der Kardinal war je auf keiner Demonstration. Hingegen aber. Der Kardinal macht es sich bequem; er erscheint lediglich auf energiefressenden Displays.
Anstatt sechs Tage in der Woche auf der Straße zu sein. Anstatt sechs Tage in der Woche zu demonstrieren. Anstatt sechs Tage in der Woche auf Demonstrationen zu sprechen.
Dabei wäre das für einen Kardinal nichts Ungewöhnliches. Er könnte sich dafür, sechs Tage in der Woche auf der Straße zu sein, sechs Tage in der Woche zu demonstrieren, sechs Tage in der Woche zu protestieren, sechs Tage in der Woche seine Sicht auf der Straße zu verbreiten, einen Kardinal als Vorbild nehmen, einen Kardinal sogar aus Österreich, der auf die Straße ging, der demonstrierte, der vor bald vierzig Jahren eine Rede hielt, die 37 Jahre später Vorlage für den derzeit den Beruf eines leitenden Funktionärs im Range eines Kardinals dieses Organisierten Glaubens sein kann; freilich angepasst an das schwerwiegende Thema des Klimawandels.
Und mit ihm alle Mitglieder seines Organisierten Glaubens.
Auch das wäre für die Mitglieder des Organisierten Glaubens dieses Kardinals nichts Ungewöhnliches. Ebenso für Angestellte dieses Organisierten Glaubens. Noch heute gehen die Mitglieder auf die Straße, demonstrieren die Mitglieder dieses Organisierten Glaubens, protestieren sie, sehen es als ihre Verpflichtung an, das, was jener Kardinal vor bald vierzig Jahren sprach, weiterzutragen, zu verbreiten, verstehen sich als seine geistigen Erbinnen … nun könnten sie die königliche Rede in inhaltlich angepaßter Form für ein tatsächlich dringendes und lebensförderliches Anliegen als Vorlage nehmen, um zu einem tatsächlichen und lebensbedrohlichen Zustand auch für die menschliche Gemeinschaft auf dieser Erde aktiv Stellung zu beziehen, einen tatsächlichen und lebenserhaltenden Beitrag zu leisten.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.