Maria Theresia und ihre Familie gegen die „Zigeuner im knallharten Verteilungskampf“

Von einem Parteipolitiker gibt es den Witz, er habe nur ein Buch gelesen.

Kein Witz ist es hingegen: Ganz Österreich kommt mit einem Buch aus. Mit noch weniger als einem ganzen Buch, ganz Österreich kommt mit dem Titel des Buches allein aus.

Wie auch vorgestern wieder. Morgenjournal. 7.27 Uhr. Christa Maier. Peter Lund. Sie, die Journalistin. Er, der Regisseur. Gesprochen wurde über die gestrige Premiere in der Volksoper.

Stenogramm des Vorgestrigen:

„Der Zigeunerbaron um 1740 … zur Zeit Maria Theresias … schon während der Ouvertüre historische Fakten und zeitgeschichtliche Vorurteile gegen Zigeuner vermittelt … Originalzitate aus der Zeit, was den Zigeunern alles unterstellt … unchristlicher sowieso, Klauen und Dieberei, aber eben auch, daß sie von den Türken ausgesandt wurden, um uns zu verderben, das finden wir sehr spannend, weil das, da die Geschichte spielt, gleich nach den Türkenkriegen, schlägt ihnen gleich noch mal eine ganz andere Form von Haß entgegen, es geht richtig um was … und dementsprechend zeigt Regisseur Peter Lund in seiner Textfassung als Zusammenprall bzw. Kampf der Kulturen … weil natürlich geht es um einen knallharten Verteilungskampf … ist eine märchenhafte Geschichte … die Polarität von arm und reich sowie die gegensätzliche Normen und Werte illustriert Peter Lund ganz deutlich … die Zigeuner haben wir ein bisschen entkitscht … nicht dauernd die Fröhlichsten … wenn du immer Hunger hast, und nie was zu essen, natürlich bist du dann fröhlich, wenn du mal was …“

Eigentlich müßte hierzu nichts mehr angemerkt werden, es reicht ein Verweis auf das Programmheft „Ihre Dienste werden weiter benötigt – Auf die Bühne getrieben“, das nicht von Lund, nicht von der Direktion Meyer und der Dramaturgie der Volksoper, nicht vom Animationsgrafiker zusammengestellt …

Weil aber „historische Fakten“, „zeitgeschichtliche Vorurteile“ und auch die Habsburg in diesem morgendlich gesendeten Gespräch angesprochen wurden, ist doch noch einmal hervorzuheben, was für einem „knallharten Verteilungskampf“ die arme Habsburg in ihrer armselig windschiefen und nur mit dem Kreuze möblierten Hütte im sumpfigen Banat ausgesetzt war, daß sie einzig in der ethnischen Auslöschung der „Zigeuner“ ihre Rettung sah, sie darin ihre einzige Möglichkeit sah, wenigstens ein wenig von den knapp zu verteilenden Gütern abbekommen zu dürfen, und auch ihrem Sohne war dieser „knallharte Verteilungskampf“ nicht erspart geblieben

Nur der Hunger ist steter Gast in der habsburgischen Hütte, die Fröhlichkeit macht stets um solch eine Hütte einen weiten Bogen, denn sie weiß, wo der Hunger Dauergast, ist sie fehl am Platz, an solchen Hüttentüren klopft ohnehin Gevatter Rosenkranz …